Digitale Fotos – Tsunamis der Belanglosigkeit

Früher hatte ein Film 36 Bilder und es gab Filme, auf denen waren Fotos von drei verschiedenen Weihnachtsbäumen zu sehen.

đź—żHans Christian Blecke
Die EintagsTexte
2 min readMay 15, 2016

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Das war vor der Erfindung der Digitalkamera. Heute kann Dein Handy locker 25.000 Bilder speichern. Aber was rede ich ich? Das weisst Du wahrscheinlich schon längst. Denn wir, die Smartphone-Knipser sind die Megapixel Könige. Wir knipsen alles und jeden, überall und zu jeder Zeit. Nichts ist vor der Linse unserer Telefone sicher.

Die meistbenutzte Foto-Kamera der Welt ist das iPhone.

Ja, Du hast richtig gelesen. Ist das nicht unglaublich? Eigentlich nicht. Wenn Du ehrlich bist, findest Du diese Information doch auch kein bisschen schockierend. Ist sogar richtig einleuchtend. Denk nur mal daran, wieviel Bilder Du mit Deinem Smartphone machst. Hier mal ein paar Beispiele:

  • Der Standort Deines Wagens im Parkhaus
  • Die Pumps im Schuhgeschäft
  • Das Preisschild der Pumps im Schuhgeschäft (später gelöscht)
  • Der Cocktail an der Hotelbar
  • Der Cocktail an der Strandbar
  • Der Cocktail… ok, Du hast es verstanden, schätze ich.

Es sind einfach wahnsinnig viele Bilder, die wir mit unseren Telefonen im Laufe der Zeit machen. Aber das ist nicht einmal das VerrĂĽckte. Viel beknackter ist ja, dass wir fast alle diese Bilder sichern. Auf unseren Festplatten zum Beispiel oder in unsere Cloud. Und wir bezahlen auch noch Geld dafĂĽr, denn die paar kostenlosen Gigabytes waren ja Ruckzuck vollgebildert. Ăśberlege Dir das bitte mal! Wir zahlen fĂĽr das Speichern. Und was mache wir dann? Nix!

99% der Bilder sehen wir nie wieder an.

Ok, das ist statistisch nicht belegt, sondern nur meine Schätzung. Aber so ganz falsche liege ich damit nicht, oder? Und wenn es nicht 99% sind, dann sind es von mir aus auch „nur“ 97% aller von uns geknipsten Bilder. Und Du hast über die verstaubte Dia-Kiste Deines Vaters gelacht. Die hat der Alte auch nie mehr rausgeholt. Der Unterschied ist nur: Die Kiste im Keller kostet nicht monatlich günstige 4,97 Euro.

Ja, so ist das. Wir knipsen und speichern und sichern. Und gucken nie wieder drauf. Es ist die Ironie unserer Zeit.

Unserer Zeit, in der wir alles fotografieren, aber nichts mehr ansehen.

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Die EintagsTexte – S1E13

Dieser Text ist zuerst erschienen auf www.blecke.de

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đź—żHans Christian Blecke
Die EintagsTexte

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