Scheidung digital – Das solltest Du tun, wenn Deine Kontakte Dir Werbung schicken

In Deiner Kontaktliste gibt es bestimmt auch Schläfer. Du weißt schon, Du hast sie einmal getroffen oder gesprochen, vielleicht wegen eines Angebots, dann habt Ihr Euch auf XING oder Facebook oder sonstwo vernetzt. Seitdem herrscht Funkstille. Und plötzlich bekommst Du eine Mail wie diese hier:

đź—żHans Christian Blecke
Die EintagsTexte
4 min readMay 23, 2016

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Guten Tag Herr Blecke

Wie geht es Ihnen?

Heute ist es mir eine Freude allen meinen wichtigen Kontakten mein (PRODUKT-NAME) zu präsentieren.

(Sehr werblicher Hardselling Text)

Könnte dies eventuell für Sie und Ihre Firma interessant sein? Ich habe ein kurzes „Erklärvideo“ zusammengestellt welches Sie hier finden. (URL des Produkts)

Ăśber ein Feedback wĂĽrde ich mich freuen!

(Unterschrift)

PS: Da wir bereits verbunden sind habe ich mir erlaubt Sie auch unserem Newsletter dazuzufügen, lassen Sie mich einfach wissen falls Sie das nicht möchten

Das ist ein No Go!

Ernsthaft, wenn ich solche Mails bekomme, dann klappen sich meine Zehennägel hoch. Bestimmt kennst Du das auch: Irgendwie kommt Dir der Absender bekannt vor. Woher kennst Du den Namen noch mal? Achja, da war ja was. Vor Jahren. Der Typ hatte ein Angebot angefragt und sich dann nicht mehr gemeldet. Oder Ihr hattet Euch auf der Messe XY getroffen. Nach einem kurzen Gespräch hatte er nach Deiner Karte gefragt und sie auch bekommen. Irgendwie so entstehen diese Kontakte.

Ich nenne sie portionierte Kontakte in Anlehnung an den Film Fight Club, in dem die Menschen, neben denen man im Flugzeug sitzt, als portionierte Freunde bezeichnet werden. Und im Grunde sind diese portionierten Kontakte gar nicht mal so übel. Sie können sogar sehr nützlich sein. Zum Beispiel, wenn man gerade jemanden mit bestimmten Skills sucht. Auch als Multiplikatoren sind portionierte Kontakte nicht zu unterschätzen. Nur, wenn portionierte Kontakte anfangen, Dir Mails zu senden, wie die in dem Beispiel oben, dann wird es Zeit für:

Die digitale Scheidung.

Du musst vor einer Trennung keine Angst haben. Erstens hat sich bis jetzt eh noch nicht wirklich etwas mit genau diesem Kontakt ergeben. Und zweitens scheint der Absender dieser Mail auch nur ein Interesse an Dir zu haben, wenn Du zum zahlenden Kunden wirst. Das ist grundsätzlich erstmal nicht verwerflich, aber zumindest sollte doch das Produkt für Dich interessant sein.Aber das ist oft nicht mal der Fall.

Bleiben wir noch einen Augenblick beim Inhalt der Mail.

Da ist zuerst der Anfang, die Frage nach Deiner Befindlichkeit. Natürlich völlig bedeutungslos. Diese Floskel soll Dich nur zum Weiterlesen animieren. Damit Du nicht verpasst, dass diese Mail nur an die wichtigen Kontakte geht. Was das bedeutet, weisst Du ja seit dem Werbespot mit dem Italiener und den echten Freunden. Es bedeutet: Jeder bekommt diese Mail, der irgendwann mal irgendwo mit dem Absender in Kontakt kam.

Der Textteil, der dann kommt ist pures Hard Selling. Das neue, beste Produkt, genau für Dich gemacht, von Experten empfohlen und quasi fast gratis. Exklusiv, vielleicht nur für kurze Zeit. Naja, Verkoofe halt. Den Teil habe ich hier mal weggelassen, weil er so werblich war, dass er sich nicht sinnvoll kürzen ließ, ohne die Identität des Absenders zweifelsfrei zu offenbaren. Und das soll hier ja nicht passieren. ;-)

Was dann folgt, ist die Kür. Ein Promo-Video, das Dir das Produkt direkt mal näher bringt. Gute Idee, deswegen klickst Du sofort auf einen unbekannten Link in einer unaufgefordert zugesandten Mail…Nicht! Und ein Feedback kannst Du leider deswegen auch nicht abgeben. Macht aber nix. Denn Feedback bedeutet in diesem Zusammenhang: Bestellung!

Der Hammer kommt zum Schluss!

Ganz selbstverständlich und so nebenbei im „PS-Text“ wird Dir zugerufen: Hey, wo diese nervige Mail herkam, werden bald regelmässig noch mehr nervige Mails herkommen. Weil Du nämlich im Newsletter-Verteiler gelandet bist. Aus dem Du Dich natürlich durch aktiven Widerspruch abmelden kannst.

Double OptIn anyone?

An dieser Stelle kratzt die Mail hart an der Grenze zur Illegalität. Und da hilft auch der Hinweis, dass man ja irgendwie verbunden sei, wenig. Und mal abgesehen von juristischer Relevanz. So etwas geht natürlich überhaupt gar nicht! Und deswegen:

Adios Amigo – Du warst eh nie ein Freund!

Ein Tipp am Ende:

Nicht verhandeln, nicht diskutieren, nicht auf Hin- und Herschreiben einlassen. Einfach den Kontakt beseitigen und fertig. Alles andere kostet nur Zeit. Und die steckst Du lieber in wichtige Projekte.

Danke fĂĽr Deine Aufmerksamkeit! Teile diesen Beitrag, wenn Dir dieser Text gefallen hat. Das motiviert mich und hilft, diesen Text fĂĽr andere Menschen sichtbarer zu machen. Ich freue mich auf Deine Fragen, Anmerkungen und Kommentare hier oder bei Facebook und Twitter Hans Christian Blecke

Die EintagsTexte S1E21

Zuerst erschienen auf www.blecke.de

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đź—żHans Christian Blecke
Die EintagsTexte

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