Ich bin wieder da, der Endspurt beginnt.

Rudolf T. A. Greger
Die Transformation
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3 min readApr 25, 2022

(Logbuch-Eintrag 20220425.1155) — Ich isolierte mich am Nachmittag des siebenten April, ging am neunten ins Exil, wähnte mich wieder fit am zwölften und bin dennoch bis heute schaumgebremst aktiv. Heute soll es — und kann es, ich fühle es — wieder losgehen. Ich konsolidiere was alles seit zwölften liegengeblieben ist. An jenem Tag hab ich immerhin eine Beratung durchgeführt, war aber dann 2 Stunden zu Mittag wieder auf Tauchstation.

Ich sammle also die offenen Punkte des April. Der Monat ist quasi nicht existent. Der hat begonnen, dann schlug der Virus zu und jetzt, wo ich wieder das Heft in der Hand habe, ist er so gut wie vorbei.

Eigentlich wollte ich das schon am 21. schreiben und komme erst am 25. dazu, kann es erst heute genauer durchdenken.

Der Haltungs-Fehler?

Da erkenne ich es, diesen Denkfehler oder inneren Haltungsfehler, den es noch auszubessern, den es weiter zu entwickeln gilt. Wir müssen an uns nichts ausbessern, aber wir können erkennen, was wir weiter entwickeln wollen und wie es sein soll. Ja, so will ich das formulieren. Es ist kein Fehler im Sinnen von falsch machen, es ist ein »Fehler« im Sinne von, das will ich anders haben, will ich verbesser, nein, schon wieder eine Wertung, ich will es eben entwickelt, weiter entwickeln. Ich will es in Richtung eines Ideals formen.

Das ist der zweite Satz meiner »6 Sätze über Design«: »Designen verändert eine ungünstige Situation derart, dass sie einem Ideal nahekommt.«

Ich erkenne, das ich ein Ziel verfolge anstatt den Weg zu genießen. Immer wieder falle ich in dieses Muster, in dass mich die Erziehung, vor allem die Schule, später auch die Geschäftspartnerschaft, gepresst hat. Vermutlich geht es vielen von uns so. Da wird von Durchhalten gesprochen, dieses Jahr, diese Schulform, dieser Abschluß, etc. und dann geht es los. Aber die Ziel-Einläufe sind bloß Start-Häuschen der nächsten Strecken. »Es ist nie fertig«, schrieb ich eins. Wir erreichen niemals ein Ziel, ein Ende. Außer einem, das wir nicht anstreben: die Ruhe im Erdmöbel (wie ich letztens in einer Sendung hörte) — in Wien sagen wir gelegentlich auch »Holzpyjama« dazu. Dieses Ziel streben wir nicht an, aber das ist der wahre Zieleinlauf.

Viel klüger

Viel klüger als immer nur ein Ziel im Visier zu haben und darauf hinzuarbeiten ist es die Richtung zu kennen und den Weg zu genießen. Das ist mein Ansatz, mein Coaching-Leitsatz, dahin geht mein Sparring mit dir — wenn du eines bestellen willst.

Dass ich das nun (wieder) erkenne, mir bewusst mache, hilft mir in meiner aktuellen Entwicklung — die Transformation ist im Endspurt. In ein paar Wochen trete ich in die neue Phase (ein neues Lebensjahr) ein und es ist eine Menge gelungen. In einer ruhigen Minute (wann ist die, in Pension? — welche Pension?) werde ich das aufschreiben. Es ist die Richtung, die wir kennen müssen und die wir täglich (oder quartälich) neu bestimmen — um uns sicher zu sein. Dann »segeln« oder »wandern« wir in diese Richtung, dem Leuchtturm entgegen, aber er ist nicht unser Ziel. Wir genießen die Wanderung, die Fahrt, achten auf die Dinge, die uns die Gelegenheit (Kairos) bietet und eben diese Gelegenheiten beim Schopf packen (wenn sie zu uns passen und wir ihn erwischen). So kommen wir dem großen Ziel näher: ein Lebenswerk, ein gelebtes Leben. Doch Vorsicht, das muss nichts Großes, auch nichts Materielles sein.

Ich glaube, das beste Lebenswerk ist ein zufriedenes Leben, zumindest ein zufriedenes Zurückblicken am Sterbebett.

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Rudolf T. A. Greger
Die Transformation

Management Designer and Design Philosopher; a Business-Coach for Design-Thinking & Service Design; a Writer, Facilitator, and Public Speaker in Vienna, Austria