Man müsste es wissen.

Rudolf T. A. Greger
Die Transformation
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3 min readMay 2, 2022

(Logbuch-Eintrag 20220430.0829) — In frühen Jahren fehlte mir die Anleitung. Ich erinnere mich jetzt, wo ich die 4 Non Blondes höre. Ich erinnere mich daran, dass ich mit meiner damals einjährigen Tochter, ihrer Mutter und der Freundin ihrer Mutter in Bregenz war. Ich hörte das Lied, summte mit, beobachtete und freute mich über meine Tochter … wie sie so lief … und darüber, dass auch ihr Auge aufhörte zu tränen, weil der Tränenkanal sich jetzt richtig entwickelt hat (der Luftwechsel). Und ich erinnere mich an meine Sehnsucht oder meinem Traum, meine Aussicht auf baldigen Erfolg meines noch immer jungen Unternehmens. Es war Ende 1993, unser Unternehmen knapp noch nicht 2 Jahre alt und ich erwartete den großen Erfolg, die Massen an Produktdesign-Aufträgen.

Aber ich hatte damals keine Ahnung, wie das gehen könnte. Würde es »einfach passieren«? Auf was hinauf? Ahnungslos.

Genau damals wäre ein Coach und ein Mentor günstig gewesen. Ein Mentor, der einem auch dazu rät einen Coach zu engagieren, der einem ermutigt, sich so einen Coach zu leisten. Wir, mein Geschäftspartner und ich, waren (und das bis zuletzt 2020, wahrscheinlich auch getrennt jeder von uns heute immer noch) sehr sparsam und zurückhaltend mit Einkäufen, insbesondere immateriellen. War schon der Kauf von (eigentlich notwendiger) Hardware ein Riesen-Überwindungsaufwand — lange geplant, sorgfältig optimiert –, der Kauf von Beratung deren Ergebnis unsicher und vor allem zunächst unsichtbar war, war noch schwieriger.

Wir haben es nicht gemacht. Kein Coach.

Heute weiß ich: das hat gefehlt. Der gute Berater, der einem an der Hand nimmt, der die passenden Systeme kennt und etablieren hilft, die einem ins Geschäft bringen, die einem das Handwerkszeug des Unternehmers (schneller) aneignen lassen, der hat gefehlt. Freilich hätte man einen guten erwischen müssen. Das wäre eine weitere Hürde gewesen und hätte ich es damals gemacht, aber den falschen erwischt, dann würde ich heute über diesen Irrtum anstatt über das Fehlen schreiben.

So weiß ich, dass es das Fehlen so eines Beraters, Coaches und eines Mentors war, das die Sache (unser Unternehmen) träger hat sich entwickeln lassen.

Auf der anderen Seite: hardcore-learning! Wir haben es durch selbst ausprobieren erlernt. Vieles. Wohl nicht alles. Ich lerne immer noch und denke mir oft, wenn ich das früher gewusst hätte.

Daher der Tipp für Startups: externe Berater hinzuziehen! Sparringspartner mit Erfahrung, ältere, einfach als Reflexionsfläche und für Diskussion. Regelmäßige Debatten machen einen sichern, helfen dabei die eigenen Gedanken zu evaluieren und zu schärfen. Denkfehler sind erkennbar(er). Der Externe deckt sie auch schonungslos auf. Erstens, weil er darüber keine Eitelkeit hat, und zweitens, weil das sein Job ist.

Eigentlich ist das ein Tipp für immer — auch für die erfahrenen Manager und Unternehmer. Je höher in der Hierarchie, je selbstständiger, desto eher meint man, es nicht zu brauchen. Doch der Meinungs- und Gedankenaustausch auf Augenhöhe und ohne Gefahr der Beschädigung des eigenen Ansehens ist enorm wertvoll. Das ist der Sinn eines Sparringspartners.

So ein Sparringspartner kann einstecken, teilt aber auch aus — ohne zu verletzen. Und wenn ein Versuch des Champions misslingt, dann ist nichts passiert — es war ein Sparring! Fernab von jeder Öffentlichkeit. Besser im Sparring als im Ring bei der Meisterschaft, wenn es wirklich darauf ankommt.

Echte Profis, Weltklasse-Sportler, holen sich einen Trainer, einen Coach, einen Sparringspartner und schärfen ihre Reflexe, trainieren ihre Bewegungsabläufe, lassen sich auf die Probe stellen. Warum nicht auch Unternehmer und Manager?

Dabei ist es höchst passend, wenn der Sparringspartner größtenteils branchenfremd ist. Nur so jemand kann die entwaffnenden Fragen stellen. Besonders solche Fragen bringen einem weiter, denn da drin stecken die Innovationen.

Innovationen — insbesondere jene, die den Markt erschüttern (disruptiv sind) — kommen in den meisten (oder immer) von Branchenfremden. Weil die sehen die Thematik aus einem anderen Blickwinkel, kennen die Vergangenheit nicht, sind nicht davon eingeengt, nicht darin verheddert, sondern können, von verfügbarer Technik und üblichen Vorgangsweisen befreit, kristallklar auf das zu lösende Problem blicken.

Und sehen dadurch das Neue. Die andere Möglichkeit, es zu lösen.

Ich bin gerne dein Sparringspartner (siehe PS).

PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

  • abonniere meinen 14tägigen eNewsletter;
  • komm zum nächsten Innovation-Briefing, bei dem wir über Innovation (die Thematik) diskutieren;
  • buche ein Sparringsgespräch, um mehr Klarheit und Struktur zu finden;
  • buche ein kostenloses Innovation-Set-up, wenn du eine verkaufbare Innovation (einen Gegenstand, einen Prozess oder eine Dienstleistung) suchst.

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Rudolf T. A. Greger
Die Transformation

Management Designer and Design Philosopher; a Business-Coach for Design-Thinking & Service Design; a Writer, Facilitator, and Public Speaker in Vienna, Austria