Re-Engineering im digitalen Zeitalter exponentiellen Wachstums

5 Elemente für eine erfolgreiche digitale Transformation

Lars von Thienen
Digineering
Published in
4 min readMay 28, 2018

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Photo by Andy Kelly on Unsplash

Im industriellen Zeitalter der 80er Jahre entwickelte sich das Konzept des “Business (Re-)Engineering” vor dem Hintergrund der zunehmenden Nutzung von Computer- und Software-Lösungen im Unternehmen.

Es orientierte sich am Prinzip transaktionaler, stabiler Prozesse in Großunternehmen. Informationstechnologie (IT), meist als monolithische Enterprise Resource Planning (ERP) Tools eingeführt, wurde als zentrales Element zur Unterstützung der Fachbereiche genutzt und von zentralen IT-Abteilungen betrieben.

Und heute, 35 Jahre nach dem originären Konzept des Business Engineering?

Die Arbeitsweisen haben sich gravierend verändert.

Informationstechnologie ist heute weitgehend “Commodity”. IT und Digitale Services sind überall verfügbar, fast unbegrenzt und zu einem erschwinglichen Preis. Jedem — sowohl Individuen als auch Unternehmen — steht IT im Übermaß zur Verfügung, kann jederzeit ein- und ausgeschaltet werden, überall. Das Internet hat sogar seinen “Spaßfaktor” aus den 90er Jahren weitgehend verloren — ein Indiz dafür, dass es zu einer “Commodity” geworden ist?

Das Internet war gestern und ist heute lediglich einer von mehreren digitalen Kanälen zur Informationsübertragung und -verarbeitung. Heute sind “Apps”, oder allgemein “Digital Services”, als hochstandardisierte Micro Services verfügbar. Wem es gelingt aus dieser Vielzahl an verfügbaren digitalen Services einen ganzheitlichen Prozess mit einzigartigem Kundenerlebnis zu schaffen, wird erfolgreich aus dieser Veränderung hervorgehen.

Daten sind heute die wichtigste Ressource, nicht Kapital. Prozesse laufen inzwischen nicht mehr stabil über einen längeren Zeitraum - sie müssen stattdessen mit einer exponentiellen Änderungsrate angepasst werden. IT-Systeme, die in den letzten drei Jahrzehnten aufgesetzt und ausgerollt wurden, sind verständlicherweise nicht in der Lage, die von Unternehmen verlangten schnellen Änderungen zu bewältigen. Stattdessen können “Bots” — rund um die Uhr und mit scheinbar unendlicher Skalierbarkeit — Arbeitsvorgänge schneller und genauer als Mitarbeiter verarbeiten. Und künstliche Intelligenz kann schneller denken als wir uns vorstellen können.

Die “Digitale Transformation” ist daher mit Konzepten aus den 80er Jahren nicht zu bewältigen. Ein erforderlicher, neuer Ansatz kann als “Digineering” bezeichnet werden: Die Weiterentwicklung klassischer Methoden und Veränderungsansätze aus dem “Business Re-Engineering” für den Einsatz in der heutigen, digitalen Welt.

Digital Engineering, kurz “Digineering”: Ein neuer Ansatz?

Ein Versuch der Definition: “Zum Jahre 2020 werden die digitalen Möglichkeiten Organisationen in einem so hohen Maße verändert haben, wie einst der Einzug der Informationstechnologie in den 90er Jahren. Zu diesen Änderungen gehören Prozess-Digitalisierung, die einen kosteneffizienten Betrieb ermöglicht, Bots, die eine Vielzahl digitaler Dienste zur Ausführung und Orchestrierung von Prozessen bereitstellen, sowie künstliche Intelligenz (KI), die Roboter- und menschliche Handlungen automatisch an ein dynamisches Umfeld anpasst. Darüber hinaus stellen Daten statt Kapital das zentrale Element dieser digitalen Welt dar. All diese Faktoren, in einem digitalen Betriebsmodell koordiniert, bieten einen neuen Ansatz zur Veränderung der Unternehmen, indem diese sowohl die erforderlichen Fähigkeiten als auch die Art und Weise ihrer Geschäftsmodelle ändern.”

5 zentrale Elemente des Digital Engineering Framework: “Digineering”

1. Prozess-Digitalisierung

Die traditionelle Trennung von Prozess und IT ist verschwunden: Prozesse werden zunehmend durch Technologien wie RPA, Micro-Services und Process-Mining dominiert, betrieben in einer serverlosen Infrastruktur, die auf Basis der Nachfrage automatisch skaliert. Digitale Prozesse können somit zu nahezu “Null-Kosten” pro Transaktion ausgeführt werden.

Die Kenntnis Ihrer Prozesse und der Prozesslandschaft ist für die Digitalisierung des Unternehmens von entscheidender Bedeutung.

2. (Ro)-Bots

Bots kombinieren diverse automatisierte Tätigkeiten zu E2E Prozessen
und erfassen Daten und leiten Informationen weiter. Bots haben die zentrale Fähigkeit, menschliche Interaktionen und Kommunikation in die digitale Verarbeitung einzubinden. Mithilfe von Abfragen können sie den Daten- und Informationsfluss zwischen Services in einer rasanten Geschwindigkeit koordinieren. Und das rund um die Uhr, immer wachsam und bereit.

Bots sind somit das intelligente “Sprachrohr” digitalisierter Prozesse. Sie sind die Intelligenz, um automatisierte einzelne Tätigkeiten zu einer sinnvollen, wertschöpfenden Sequenz zu kombinieren und ermöglichen die Interaktion zwischen Mensch und Maschine.

3. Artificial Intelligence “AI”

Künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass der Bot zur Steuerung einzelner digitaler Services ständig lernt und sich eigenständig adaptiert. Daraus folgen autonome Entscheidungen innerhalb digitalisierter Prozessketten ohne vorgegebene Regeln. AI stellt sicher, dass Roboter und Services in einer dynamischen, sich ständig ändernden Umgebung arbeiten können, indem der Datenfluss kontinuierlich überwacht und Prozesse und Roboter sich automatisch anpassen.

AI ist das zukünftige “Hirn”, das die Spielregeln der Roboter und digitalen Prozesse kontinuierlich anpasst, um die sich verändernden Bedingungen in Ihre Geschäftsabläufe zu integrieren.

4. Daten

Daten, nicht Kapital, bilden den Kern eines digitalen Unternehmens. Die Bedeutung der Daten, deren Verwendung und Austausch müssen vor dem Hintergrund von Ethik, Compliance und Sicherheit definiert werden. Der Kapitalismus verändert sein Gesicht: Daten avancieren zum neuen wirtschaftlichen Gut. Geschäftsmodelle werden aufgrund der Daten statt physischer Vermögenswerte bewertet. Die Art und Weise, wie wir Unternehmen steuern und betreiben, muss sich von Shareholder-Value-Modellen auf der Grundlage von Erträgen zu Kundenwertmodellen auf der Grundlage von Daten verlagern.

Um Umsatzströme zu erzeugen, müssen Geschäftsmodelle zukünftig darauf fokussieren, Daten zu gewinnen, zu pflegen und daraus Wert zu generieren.

5. Digitales Betriebsmodell (“Digital Operating Model”)

Die digitale Unternehmensarchitektur verbindet diese Elemente in einem digitalen Betriebsmodell, das digitalisierte Prozesse nutzt, Bots rund um die Uhr betreibt und sich automatisch anhand von AI-Empfehlungen anpasst. Diese Art von Betriebsmodell generiert Ertragsströme, indem ein datenzentrierter Kundenwert erzeugt wird.

Das digitale Betriebsmodell, früher bekannt als “Enterprise Architecture Framework”, basiert auf dem Zusammenspiel von Prozess- und IT-Management. Diese beiden traditionell getrennten Disziplinen müssen in eine neue Managementdisziplin integriert werden: digitales Management.

Die Management-Ebenen eines digitalen Betriebsmodells sind Kundenwert, Prozesse, IT und Daten.

Die folgende Infografik veranschaulicht den Ansatz:

Infografik — Digineering

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Lars von Thienen
Digineering

Serial Entrepreneur | Cycle Analyst | Engineer | Nominated “The 50 Most Influential Business Leaders in Tech 2021” | Foundation for The Study of Cycles