Bridging the Gap: eine Annäherung der Finanzwirtschaft an Krypto-Assets

Georg Brameshuber
Digital Asset Association Austria
2 min readMar 7, 2021

Das vorgelegte Kompendium Bridging the Gap von Leyla Farahmandnia, Jeannette Gorzala, Lorenz Marek und Oliver Völkel (alle Stadler Völkel Rechtsanwälte), das online unter https://www.svlaw.at/btg abrufbar ist, beschäftigt sich mit der „Annäherung der Finanzwirtschaft and Krypto-Assets“.

Was damit gemeint ist und folglich Gegenstand des Kompendiums ist, wird im Vorwort anhand einer wesentlichen Problemstellung verdeutlicht. Wie kann eine Mittelherkunftsnachweis für Bitcoin und vergleichbare Krypto-Assets von einem Bankeninstitut überprüft werden? Das Kompendium enthält einen strukturierten Ansatz zur wechselseitigen Zusammenarbeit zwischen Banken und Unternehmen der Krypto-Industrie und liefert praktische Antworten, wie eine Plausibilisierung der Mittelherkunft aus Krypto-Assets sowie die Identifizierung und das Management einschlägiger Risiken durchgeführt werden kann. Anhand der Kriterien Trust (Vertrauen), Trading (Handel), Time (Zeitfenster) und Transparency (Transparenz) legen Farahmandnia/Gorzala/Marek/Völkel das 4xT-Framework vor. Ein praktischer Lösungsansatz in Form eines beweglichen Systems, welches auf die gängigen Geschäftsmodelle der Krypto-Industrie gleichermaßen anwendbar ist. Kurz zusammengefasst, soll das 4xT Framework dabei helfen, die Sorgfaltspflichten von Banken zur Verhinderung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung einzuhalten.

Am Beginn erfolgt eine ausführliche Einführung in die vier Dimensionen Trust, Trading, Time und Transparency. Je nach Geschäftsmodell stehen unterschiedliche Teilaspekte des 4xTFrameworks im Vordergrund, welche konkret bei den einzelnen Geschäftsmodellen im Detail ausgearbeitet und diskutiert werden. Daran schließt eine Muster-Checkliste an, anhand welcher die einzelnen Kategorien standardmäßig abgearbeitet werden können. Diese Muster-Checkliste soll im praktischen täglichen bankenbetrieblichen Risikomanagement betreffend Krypto-Assets unterstützen. Damit schließen Farahmandnia/Gorzala/Marek/Völkel mit Bridging the Gap eine Lücke.

Trotz des effizienten und pragmatischen Ansatzes wartet das Werk gleichzeitig mit interessanten quantitativen Details auf, so beispielsweise, dass etwa 50% der weltweiten Handelsplätze für Krypto-Assets in Europa beheimatet ist. Ebenso sind interessante Marktbeobachtungen zusammenfasst, durch welche der Leser ein tieferes Verständnis für die Problematiken gewinnen kann, wie dass Dienstleister in Bezug auf virtuelle Währungen in der klassischen Finanzwirtschaft teilweise immer noch nicht flächendeckend als beaufsichtigte Institute wahrgenommen werden.

Das Kompendium Bridging the Gap befasst sich mit dem derzeit überwiegenden Mechanismus Proof-of-Work, der bei der Übertragung und Erzeugung neuer Einheiten virtueller Währungen zum Einsatz kommt. Da am Markt eine Abkehr vom Proof-of-Work Konzept hin zu alternativen und energieeffizienteren Mechanismen beobachtet werden kann, ist eine zweite aktualisierte Auflage betreffend die neuen Mechanismen und neuen Geschäftsmodelle (zB Staking. Decentralized Finance, etc), wünschenswert.

Aufgrund der hohen technischen Integrität der Materie ist die Eintrittshürde relativ hoch. Im Besonderen für Entscheidungsträger, welche sich erstmals dieser Materie annähern und ein tiefgehendes Verständnis erlangen wollen, ist umfangreiche Lektüre erforderlich. Neben unzähligen und teils sehr schwer verdaulichen Einstiegswerken, ist das Kompendium Bridging the Gap eine willkommene Alternative und ein ideales Nachschlagewerk, um Führungskräften einen optimalen Einstieg und Überblick zum praktischen bankenbetrieblichen Risikomanagement in Verbindung mit der Krypto-Industrie zu verschaffen.

Farahmandnia/Gorzala/Marek/Völkel zeigen freilich, dass eine Annäherung der Finanzwirtschaft an Krypto-Assets möglich ist. Mit dem präzise erarbeiteten Kompendium legen sie dar, dass eine vollständige Annäherung nur mehr eine Frage der Zeit ist.

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