„CDOs müssen Treiber und Brückenbauer sein“ | Transformer in Chief — der CDO Talk #1 mit Jens Ullrich, Atelier Goldener Schnitt

Nicole Forrai
Digital Hills
Published in
4 min readAug 29, 2016

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Die Position des Chief Digital Officers ist noch jung. In Deutschland kommt sie gerade erst an und wird in ersten Unternehmen geschaffen. Der CDO soll als digitaler Treiber fungieren und Unternehmen durch die digitale Transformation führen. In unserer neuen Interview-Serie sprechen wir mit CDOs deutscher Unternehmen und ergründen, wie die Rolle hierzulande in der Praxis interpretiert wird. Den Auftakt macht Jens Ullrich, CDO des Versandhändlers Atelier Goldener Schnitt.

Die Rolle des CDO ist Aufhänger zahlreicher Artikel und Studien (hier oder hier), verantwortlich für die Gründung diverser Clubs und Netzwerke im In- und Ausland sowie Thema von Summits und Kongressen. Neu gebildet hat sie sich in Vorständen und Führungsetagen mit dem Aufkommen der Digitalisierung. Sie gilt als eine oftmals unbequeme und nicht immer unstrittige Rolle.

Klar ist: Der Bedarf, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen ist heute keine optionale Frage mehr. Vielmehr ist von Interesse, wer im Unternehmen die Verantwortung dafür übernimmt, Geschäftsmodelle, Organisation, Mitarbeiter, Strukturen & Prozesse sowie Kultur & Kommunikation auf den digitalen Weg zu bringen. Auch das Wie und das Wo interessiert an dieser Stelle, denn an der Aufhängung der Aufgabe lässt sich ablesen, welche Priorität die Digitalisierung in einem Unternehmen genießt.

Daher entscheiden sich mehr und mehr Unternehmen, die Position eines digitalen Entscheiders zu schaffen, der die genannten Aufgaben übernehmen soll. Und das auf C-Level, damit er über den notwendigen Gestaltungsspielraum verfügt. Allerdings hat jedes Unternehmen seine eigene Auslegung von Rolle, Aufgaben und Kompetenzen, jede Branche ihre eigene Spezifikationen und häufig weichen dabei Plan und Praxis voneinander ab. Grund genug, sich einmal näher mit den Aufgaben, dem Selbstverständnis und den Herausforderungen dieser Rolle des Chief Digital Officers auseinanderzusetzen und das Bigger Picture in den Blick zu nehmen.

Nicole im Pop Up Tonstudio für die CDO-Interviewreihe

Die Serie: Transformer in Chief — der CDO Talk

Um herauszufinden, wie es um den CDO in Deutschland bestellt ist, haben wir eine neues Format ins Leben gerufen: Unsere CDO-Interviewreihe Transformer in Chief. In den Interviews beleuchten wir die noch junge Rolle und gehen der Frage nach, wie sie in der Praxis ausgelegt wird. Die Interviews wurden je nach Präferenz unserer Gesprächspartner vor Ort, via Skype/Telefon oder schriftlich durchgeführt. In den kommenden Wochen werden wir sie hier auf Digital Hills veröffentlichen.

Interview #1: Jens Ullrich, CDO, Atelier Goldener Schnitt aus Münchberg

In der ersten Ausgabe spricht Nicole Forrai im Podcast mit Jens Ullrich, CDO des auf Best Ager spezialisierten Textilversandhandels Atelier Goldener Schnitt (AGS). Jens Ullrich ist dort nicht nur in seiner Funktion als CDO tätig, er verantwortet ebenfalls die Bereiche eCommerce, Business Intelligence und Kampagnenmanagement und ist Mitglied der Geschäftsleitung.

Hier ein paar Highlights aus dem Gespräch (editiert für Lesbarkeit und Verständlichkeit):

„Der CDO muss der digitale Treiber sein. […] Man muss [als CDO] auch dafür Sorge tragen, dass all die, die andere Verantwortungsbereiche haben, mitziehen. Denn wenn man es nicht schafft, sie zu überzeugen — sowohl im Kopf als auch in Herz und Bauch — dann wird es schwierig. Entweder wird es unmöglich oder es zieht sich sehr lange, manchmal zu lange, und andere Konkurrenten sind an einem vorbeigezogen. Man hat also eine Treiber-Rolle. Gleichzeitig muss man [als CDO] aber auch Brückenbauer sein.“

„Es ist wichtiger, dass der Kulturwandel durch operatives Doing passiert und nicht durch Powerpoint-Präsentationen“

„Der CDO sollte generalistisch veranlagt sein. Am besten hat man vorher schon in zahlreiche Bereiche reingeschnuppert. Ein CDO kann nur erfolgreich sein, wenn er schon eine gewisse Erfahrung mit sich bringt. Ich würde es niemanden empfehlen, der 30 Jahre alt ist, der zwar topfit in allen technischen Fragen ist, aber nicht die Fähigkeit hat, sich quasi ins Unternehmen und die verschiedenen Befindlichkeiten hinein zu denken, weil er es selber noch nicht erlebt hat… Man muss sich dahin begeben, wo sich der jeweilige Mitarbeiter oder Kollege gerade befindet. Man muss einen Weg finden, die entsprechende Sprache auch zu sprechen. Eine gewisse Seniorität hilft dann durchaus, denn wenn man etwas verändern möchte, trifft man auf mehr oder weniger Widerstand und eine gewisse Lebenserfahrung hilft auf jeden Fall, wenn man diesen überwinden möchte.

„Vielleicht ist die größte Herausforderung die, dass, wenn man spezifische operative Bereiche selbst verantwortet (wie das bei mir der Fall ist), man trotzdem den Erfolg des CDO nur auf der Gesamtebene einstreichen kann. Nur wenn ich es schaffe, alle abzuholen, alle zu überzeugen, dann kann ich in der Position als CDO für das Gesamthaus Erfolge für mich beanspruchen und sagen, „Ich habe einen guten Job gemacht“.

Auch Sie sind gefragt! Welchen CDO möchten Sie gerne im Podcast hören, wen lesen? Wir freuen uns über Ihren Tipp oder einen Kontakt unter dem Hashtag #CDOforDigitalHills via E-Mail.

Das nächste Interview der Serie erscheint in Kürze. Seien Sie gespannt und verpassen Sie nicht das CDO-Interview #2! Abonnieren Sie einfach unseren Newsletter, um es nicht zu verpassen.

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Nicole Forrai
Digital Hills

Passionate for organizationaldesign & people striving for their purpose. Convinced about intuition in business. Interdisciplinary thinking, generalist.