Design Thinking: Das Team, 15 Köpfe voller Ideen

Sandra Steiner Matt
DIGITALE SCHULE
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4 min readMar 30, 2021

Gute Ideen entstehen selten im Alleingang. Daher soll das Projekt iPads Scouts entwickelt werden von Schülerinnen — den direkt betroffenen. 15 Interessierte haben sich gemeldet — rund 15% der angefragten 7. Klässler.

Foto: Sandra Steiner Matt

Wir hätten das Projekt iPadScouts einfach ins Leben rufen können, Schülerinnen suchen, die Interesse daran haben, sie schulen und ihnen ihren Auftrag kommunizieren.

Wollten wir aber nicht. Die Erfahrung zeigt: Gute Ideen entstehen selten im Alleingang. Und je unterschiedlicher die Talente, Denkarten und Lebenswelten der Mitglieder eines Teams sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für ungewöhnliche Idee. Zudem: Was selbst gewählt, erarbeitet definiert und umgesetzt wurde, wird mit viel mehr Elan und Lust verfolgt. Intrinsische Motivation ist das Fachwort dafür. In der Pädagogik und der Motivationsforschung unterscheiden Wissenschaftler zwischen intrinsischer Motivation und extrinsischer Motivation. Dabei lässt sich intrinsische Motivation wie folgt definieren:

„Intrinsisch ist man motiviert, wenn die geforderte Tätigkeit selbst als interessant, spannend und herausfordernd erscheint, sodass man keiner zusätzlicher Belohnung bedarf.“ (Klauer & Leutner 2012: Lehren und Lernen, S. 52)

Wir hatten die KlassenlehrerInnen der 7. Klassen beauftragt, ihre SchülerInnen anzufragen oder uns direkt. SchülerInnen zu empfehlen. Wir haben sechs 7. Klassen, je zwei Klassen pro Zug A, E und P. Die Treffen wurden angesagt für Dienstag 12.30 — in der zweiten Mittagstunde, die alle frei haben.

Gerechnet haben wir mit 5 — und wurden überrascht

Das Resultat war überwältigend: Am ersten Treffen sassen 10 Mädchen und 5 Jungs im hinteren Raum des Lesezentrums — dem neuen DesignThinkingRaum. Dies, obwohl die Treffen über Mittag in ihrer Freistunde statt fand. Sie waren ziemlich aufgeregt. Die Lehrer hatten ihnen nur grob erzählt, worum es ging.

Fotos: Sandra Steiner Matt

Speziell gefreut hat uns die Anzahl Mädchen. Wir hatten die Klassenlehrpersonen gebeten, klar zu kommunizieren, dass wir gerne Mädchen und Jungs im Team hätten. Die ersten Treffen mit der Gruppe haben gezeigt: Unser jüngster Jahrgang hat ziemlich viel Girl-Power. Die Mädchen sind nicht nur in der Überzahl in der Gruppe sondern nehmen auch gerne mal das Heft in die Hand. Technische Probleme, ob Hardware oder Software gehen auch Frauen was an. Und können auch von Frauen gelöst werden. Keine Frage. Auch kein Thema für die Jungs der Gruppe: Da hat sich einiges getan in den letzten Jahren.

Team-Regeln, Name und Logo

Erstellt mit Canva

Als erstes habe ich den SchülerInnen den DesignThinkingProzess erklärt und die wichtigste TEAM-Regeln bekannt gegeben:

Wir sind alle gleichberechtigt. Und du bist hier, weil du etwas kannst. Und weil deine Ideen und Inputs wichtig sind.

In der Tat wird im Handbuch “Designthinking und Schule” der Hopp Foundation, das Grundlage ist für dieses Projekt, betont, wie wichtig für den Prozess eine Umgebung ist, die von Offenheit und Vertrauen, von einem respektvollen Miteinander geprägt ist. Weil nur dann jeder Einzelne sein krea­tives Selbstbewusstsein entfalten resp. zurückgewinnen kann (S.22). Was einfach tönt ist manchmal echt schwierig in der Umsetzung — mehr dazu im Artikel “Treffen 1: Problemraum erkunden”. Es hat sich gezeigt, dass diesem Thema genügend Zeit eingeräumt werden sollte. Gerade in Schulsituationen wie der unsrigen, in der die SchülerInnen selten Niveau-übergreifenden Unterricht geniessen.

Was uns nun noch fehlt, ist ein eigenes Logo — um das Wir-Gefühl der Teams zu stärken.

Foto: Sandra Steiner Matt

Der Sold der iPadScouts

Auch wenn die intrinsische Motivation bei einer solchen Projektanlage sehr hoch ist, ist es nicht verboten, den SchülerInnen zu zeigen, dass ihr Engagement wertgeschätzt wird. Da wir uns über Mittag treffen, sorge ich immer für ein kleines Dessert in Form von Cookies, Schoggistängeli oder einem Eis… Für ihr Engagement, das sich — je nach Projektverlauf — auch auf die grossen Pausen und freien Nachmittagsstunden ausweiten wird, erhalten Sie eine Bestätigung ins Zeugnis, die ihre Verantwortlichkeiten und ihr Wissen, ihre Qualitäten hervorstreicht — analog zu einem Arbeitszeugnis.

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Sandra Steiner Matt
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Dieser Blog dokumentiert und reflektiert meine Gedanken, Ideen und Aufträge im Rahmen des CAS MIM 2020/21 an der PHLuzern.