Meine Rolle im Design Thinking Projekt “iPadScout”

Sandra Steiner Matt
DIGITALE SCHULE
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4 min readMar 31, 2021

Anleiten, führen unterstützen. Das ist die Rolle der Lehrperson im Design Thinking. Coachen. Und auszuhalten.

Foto: pexels.com

Die Design Thinking Methode sieht im Prozess eine klar definierte Rolle für die Lehrperson vor: Sie ist Coach. Unterstützer und Begleiter. Im Projekt iPadScout nehme ich also ganz klar die Funktion eines Mentors und Coaches ein, indem ich den SchülerInnen Wissen um die Methode vermittle, sie an die Methode heranführe. Ich helfe, Strukturen aufzubauen und aufrechtzuerhalten, damit das gemeinsame Arbeiten überhaupt möglich ist. Als MIM und PICTS stehe ich dem Team natürlich auch für ICT-Fragen zur Verfügung.

Hier geht es weniger darum, Fachwissen zu vermitteln, als darum, Schüler dabei zu begleiten, Wissen selbstständig zu erarbeiten, und sie dazu zu befähigen, voneinander und miteinander zu lernen. (Handbuch Design Thinking und Schule, Hopp Foundationn)

Eine wichtige Funktion ist auch die, darauf zu achten, dass Zeitpläne und anfangs definierte Ziele eingehalten werden. Als Coach führe ich die Schülerinnen zudem an eine konstruktive Teamarbeit heran und unterstütze die Gruppe, ein respektvolles Miteinander sowie eine konstruktive Feedbackkultur zu etablieren.

Ergebnissicherung anleiten

Wichtig ist, bei jedem Prozessschritt die Ergebnisse zu sichern und den anderen Gruppen zu präsentieren. Hier nimmt der Coach das Heft in die Hand und legt den Zeitpunkt und den Zeitrahmen fest. Dabei kann er offen lassen, wie präsentiert wird: Ob im Rollenspiel, mit selbst gemalten Postern oder anhand eines Modells. Wichtig ist, dass neben dem Ergebnis auch der Prozess dargestellt wird, der das Team zu diesem Ergebnis führte.

Die Schülerin vermittelt Erkenntnisse — nicht die Lehrperson.

Die freie Wahl der Präsentationsart erhöht in der Regel Motivation und Kreativität — kann aber zu Beginn auch eine Hürde sein. Daher haben ich mich in den beiden ersten Treffen für die klassische Minipräsentation entschieden mit Post-its. Eine Präsentation sollte nicht länger als zwei bis vier Minuten dauern. Ist das Zeitlimit abgelaufen, schlägt der Coach einen Gong oder der Handy-Timer klingelt, die Küchenuhr gibt laut.

Nicht zuletzt habe ich als Coach die Aufgabe, unterstützend Einfluss zu nehmen wenn es um Themen geht wie eigene Räume, Anlässe, Material etc. zugesprochen zu bekommen von der Schulleitung.

Was Schülerinnen durch Design Thinking trainieren:
_Problemlösungskompetenz
_Problemen mit Optimismus begegnen
_Teamfähigkeit
_Empathiefähigkeit
_Vertrauen in die eigene Kreativität
_wertschätzende Kommunikation
_Respekt und Toleranz
_selbstorganisiertes Arbeiten
_Feedback geben und annehmen
_Mut zum Scheitern
_Lust am Experimentieren

Lernen, auszuhalten

Je nachdem, wie straff angeleitet der eigene Unterricht bisher war, kann das Coachen anfangs sicher einiges an Überwindung erfordern. “Die Lehrpersonen lernen, auszuhalten”, stand jüngst unter einem Instagram-Post von Denkreise, dem Account von Rahel Tschopp, zu einem Design Thinking Projekt auf Primarstufe, bei dem die Scbülerinnen einen Roboter bauten. Rahel Tschopp ist Co-Leiterin des CAS Lernreise Volksschule der PHSH.

Als Medienpädagogin im Lesezentrum leite ich auch den Biblioclub, ein ebenfalls freiwilliges Angebot über den Mittag. Die SchülerInnen bestimmen im Team, welche Projekte sie pro Semester umsetzen wollen und entwickeln auch eigenständig Konzepte dazu. Ich biete den Raum, coache, helfe beim Besorgen von Material. Und schlichte auch mal Streit und erinnere an unsere Kommunikationsregeln. Entstanden sind in den letzten drei Jahren tolle Escape-Räume, Erzählnächte, Übernachtungs-Events in der Bibliothek, Bucheinkäufe, Kinoprogramme und vieles mehr.

Ungewohnte Freiheit für die SchülerInnen

Daher fällt mir persönlich das Aushalten nicht schwer — auch wenn die Lust bei den Jugendlichen mal nicht so gross ist oder die Kreativität “Pause” macht. Die SchülerInnen der Sek 1 haben schliesslich auch noch die Pubertät zu überstehen … Meine Erfahrungen mit dem Biblioclub haben gezeigt, dass die Jugendlichen nach einer kurzen Anlaufzeit ziemlich rasch Fahrt aufnehmen und engagiert arbeiten.

Wieso Anlaufzeit? Nachdem sie jahrelang genau vorgesetzt bekommen haben, wie ein Thema umgesetzt werden soll inkl. seitenlangem Kriterienkatalog braucht es für gewisse SchülerInnen ziemlich Überwindung, frei und selbstständig zu arbeiten. Aber sie halten das in der Regel gut aus. Und blühen auf. Mittlerweile sind Club und Team so selbstständig unterwegs, dass das Lesezentrum auch in Betrieb war, als ich Corona-bedingt in Quarantäne musste. Die Schülerinnen haben sich selbstständig abgesprochen, wer wann die Theke betreut und aufräumt und sich Lehrpersonen gesucht, die ihnen die Bibliothek aufgeschlossen haben. Ziel erreicht, würde ich sagen.

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Sandra Steiner Matt
DIGITALE SCHULE

Dieser Blog dokumentiert und reflektiert meine Gedanken, Ideen und Aufträge im Rahmen des CAS MIM 2020/21 an der PHLuzern.