Projektbezogenes Mentoring : Hörspiel «Baselbieter Sagen»
Aus der Bitte um die Begleitung bei der Umsetzung eines Hörpiel-Projekts ist ein Hörspiel-Sagenweg für Oberdorf entstanden — und die Lust auf mehr medienpädagogische Projekte im Unterricht und im Teamteaching.
Im Rahmen des Meilenstein 3 des CAS MIM wird im folgenden Text der Ablauf dieses Mentorings als Beispiel einer projektbezogenen Mentoren-Tätigkeit detailliert dokumentiert.
Ausgangssituation:
Daniel R. ist seit August 2020 als Deutsch- und Geschichtslehrer an unserer Schule. Er ist eingesprungen für eine Kollegin, die im Krankenstand ist. Seit Deborah Luternauer und ich im Herbst 2020 mit den internen ICT-Schulungen des Kollegiums gestartet sind, ist Daniel interessierter Teilnehmer.
Daniel ist seit kurzem ausgebildeter Gymnasiallehrer und unterrichtet Klassen im Niveau P. Sein Vertrag wurde verlängert und ab SJ 21/22 gehört er fest zum Lehrerteam.
18.2.2021 // Anfrage Mentoring
Am 18.2. hat Daniel mich über Teams angefragt, ob ich ihn bei der Umsetzung eines medienpädagogischen Projektes im Fach Deutsch begleiten würde. Seine Idee: Die Schüler*innen sollten in Gruppen Hörspiele produzieren (entweder einen bestehenden Text vertonen oder einen eigenen Text schreiben und den dann in ein Hörspiel umwandeln). Dabei sollten auch Geräusche, Soundeffekte etc. eingesetzt werden. Wunschstart des Projekts: nach den Fasnachtsferien ab 8. März 2020.
18.2.2021 // Zusage Mentoring
Die Anfrage hat mich sehr gefreut: Ich habe Daniel in den Kursen als sehr interessiert erlebt am Thema Neue Medien im Unterricht, er war auch bereits bei mir zu einer Kurzberatung bezüglich Umsetzung eines spannenden Projekts zur Klassenlektüre “Des Schneiders neue Kleider”: Er hat die Schüler*innen den Anfang des Werks transferieren lassen in unsere Zeit: Sie sollten den Text in die Form eines Chat-Dialogs bringen:
Ich habe Daniel zugesagt und ihm versprochen, mich in der Woche darauf zu melden — ich war zum Zeitpunkt der Anfrage in den Skiferien.
21.-23.2.2021 // Erste Recherche zum Projektthema
Als Vorbereitung für unser erstes Mentoring-Treffen habe ich in den folgenden zwei Tagen im Internet recherchiert zum Thema Hörspielproduktion im Unterricht. Ich habe Daniel Links zum Thema geschickt und ihn auf die einzelnen Aspekte hingewiesen, die ich je Projektvorschlag spannend fand und wo ggf. inhaltlich ein Up- resp. Downgrading der Unterlagen notwendig sein könnte aufgrund der Klassenstufe. Wir haben ausserdem ein erstes Mentoring-Treffen vereinbart auf den 3.3.2021 um 9.00 Uhr.
3.3.2020 // Erstes Treffen: Form und Ziele des Mentorings
Beim ersten Treffen haben wir Form und Ziele des Mentorings sowie die zu erreichenden ICT-Ziele des Projektes definiert.
Das Mentoring-Gespräch
Im Mentoring-Gespräch hat Daniel erzählt, dass er bereits während des Studiums ein kleines Projekte mit Audacity umgesetzt hat, sich aber noch zu wenig sicher fühlt, um das Hörspielprojekt alleine mit der Klasse durchzuführen. Da Daniel bereits mit Audacity gearbeitet hat, war für mich die Wahl des Audioeditors und –rekorders klar: Audacity. Dies, um seine bereits vorhandenen Kompetenzen zu stärken. Ausserdem ist das Programm gratis downloadbar auf Mac und PC, d.h. die Schüler*innen könnten es bei Bedarf auch zuhause nutzen auf ihren Endgeräten.
Bei diesem Erstgespräch habe ich weiter abgeklärt, welche Plattformen Daniel aktuell im Unterricht nutzt. Dies, um herauszufinden, wo ggf. noch Bedarf an Weiterbildung ist sowohl bei ihm wie auch bei den Schüler*innen. Fazit des Gesprächs: Daniel und die Klasse waren fit in der Kommunikation und im Datenaustausch über Teams. OneDrive und WebDav — die kantonale Serverplattform — nutzten sie nicht im Unterricht.
Gemeinsam haben Daniel und ich beschlossen, dieses Projekt auch gerade dazu zu nutzen, sowohl die Schüler*innen wie auch Daniel einzuführen in die Ablage, den Datenaustausch sowie die Zusammenarbeit via OneDrive. Nicht zuletzt um einen Daten-Link generieren zu können für den QR-Code und als Vorbereitung für die Projektarbeit seiner Deutschklasse, die er gemäss LP21 im folgenden Schuljahr in Angriff nehmen muss.
Um die Hörspiele zu präsentieren haben wir uns darauf geeinigt, eine CD zu brennen. Und dass die Schüler*innen ein Plakat gestalten mit QR-Code, über den das Hörspiel für alle abrufbar sein soll. Das Plakat sollte mit dem Webtool Canva gestaltet werden, das Daniel bereits kannte: Er hatte diesen Kurs hatte bereits bei mir besucht im Rahmen der internen ICT-Ausbildung, d.h. er konnte das neu erworbene Wissen erstmnals direkt im Unterricht anwenden.
Form des Mentorings
Wir haben uns für ein Teamteaching entschieden, bei dem wir uns abwechseln im Lead. Dabei hat Daniel bezüglich Medienpädagogik jene Themen übernommen, in denen er sich bereits sicher fühlte. Er sollte die Klasse ins Thema “Schreiben für Hörspiel” sowie “Plakatgestaltung mit Canva” einführen, ich würde die Einführung in die Gattung Hörspiel übernehmen, das Thema Storyboard sowie die Hörspiel-Produktion und die Verarbeitung in QR-Code sowie die CD-Produktion.
Zeitplan Mentoring
Das Projekt sollte nach den Fasnachtsferien starten und bis Emde April umgesetzt sein. Die Schulungen von Daniel zu den Themen Audacity, OneDrive und QRCode sollten fortlaufend während der Umsetzung des Projekts erfolgen.
Unsicherheitsfaktor Baby: Daniel sollte Ende April Vater werden. Sollte das Baby früher als errechnet geboren werden, sollte ich das Projekt als Stellvertretung von Daniel (Vaterschaftsurlaub)zu Ende führen.
Ziele des Mentorings:
-Einführung ins Thema Datenablage auf OneDrive und die Amwendung im Unterricht
-Einführung ins Thema kollaboratives Arbeiten mit Office365 und die Amwendung im Unterricht
-Einführung ins Thema QR-Code, in Verbindung mit der dateiablage auf OneDrive
-bereits vorhandene Multimedia-Kompetenzen stärken (Bsp.Adacity, Canva)
-allgemein Sicherheit gewinnen in der Anwendung neuer Medien im Unterricht
ICT-Ziele Projekt Hörspiel:
Anforderungen M&I erfüllen, die gemäss LP21Baselland im Fach Deutsch angesiedelt sind:
-Audioproduktion
-Thema QR-Codes
-Rechte an Ton und Musik
-kollaboratives Arbeiten über eine Online-Plattform
-Ablagestruktur
-sich an einer Online-Plattform registrieren und anmelden
Mehr zu den im Projekt genutzten Websites und Tools sowie vermittelten ICT-Anwendungskompetenzen:
März-April 2021 // Umsetzung Projekt- und Mentoring-Ziele
Während der Gesamtzeit der Projektumsetzung haben Daniel und ich eng zusammengearbeitet. Austausch und Vorbereitungen fanden sowohl in der Schule vor Ort wie auch via Teams statt.
Während der Umsetzung des Projektes hatten wir drei weitere One2One-Schulungen à 30 Minuten zu den Themen “Kollaboratives Arbeiten mit OneDrive”, QR-Codes und “Audacity-Projekte bearbeiten, speichern, teilen, importieren&bearbeiten”.
Mai 2021 // Unterrichtsbeispiel mit neuen Medien
Kurz vor Fertigstellung des Projektes — die Hörspiele waren produziert, die Plakate erstellt, die CD noch nicht gebrannt — wurde Daniel Vater und ging in den Vaterschafsturlaub. Wir hatten viel Zeit in die Hörspiele gesteckt und die Gruppen hatten grosse Freude an ihren Produktioneb. Da ich teilweise die Stellvertretung von Daniels Klassen übernahm, habe ich, nach Rücksprache mit Daniel beschlossen, unser Projekt zu erweitern um einen Sagenweg in Oberdorf, erstellt mit Actionbound und dem GPS-Modul. Daniel hatte bei mir die interne ICT-Ausbildung zum Thema besucht und war sofort begeistert von der Idee.
Vorzeige-Lektion mit Padlet und Actionbound:
Für die folgende Doppellektion Deutsch hatte ich daher das Projekt “Sagenweg” vorbereitet: auf Padlet, als medienpädagogischen Input für Daniel, wie er Padlet im Unterricht nutzen kann — er arbeitet aktuell schwerpunktmässig mit PPP.
Gemeinsam haben wir nach der Rückkehr aus dem Vaterschaftsurlaub diese Art der Unterrichtsgestaltung und Umsetzung in einer Schulung von 30 Minuten angeschaut und reflektiert. Ebenso die Nutzung des GPS-Tools in Actionbound.
4. Juni 2021 // Abschluss Mentoring “Hörspiel”
Zum Abschluss des Mentorings habe ich Daniel in eine Feedback-Sitzung eingeladen (45 Minuten). Daniel fand das Projekt gelungen, er war begeistert von der Hörspiel-CD und dem Sagenweg. Als Liebhaber von Sprache, Literatur im Allgemeinen und Deutscher Klassiker im Speziellen würde er diese Freude gerne an seine Schülerinnen weitervermitteln und sucht daher immer wieder nach Möglichkeiten, mit diesen Themen an den Lebenswelten der SchülerInnen anzuknüpfen. Dies, so sein Fazit, ist uns mit dem Projekt gelungen.
Daniel fühlt sich nach dem Mentoring sicherer im Umgang mit den im Projekt genutzten neuen Medien und ICT-Hilfsmitteln. Gleichzeitig würde er ein nächstes Hörspiel-Projekt gerne wieder im Teamteaching durchführen, um den Schüler*innen gerechter zu werden bei den auftauchenden technischen und inhaltlichen Fragen.
Sein Resumée: Durch das Projekt habe er noch mehr Lust bekommen, die Neuen Medien in seinen Unterricht einzubinden. Besonders Actionbound hat es ihm angetan.
In den Folgewochen haben wir uns nochmals getroffen: Einmal, um die Umsetzung eines Wasserwegs mit Actionbound zu besperchen: Die SchülerInnen der 3. Klasse hatten das Thema Wasser und sollten einen Parcours dazu gestalten, der die verschiedenen Brunnen im Dorf erschliesst und dem Spieler einerseits Wissen zum Thema vermittelt. Das zweite Treffen war der Umsetzung eines Plakates mit Canva zur “Wasser-Initiative” mit den Schüler*innen gewidmet — und der Eröffnung von Team-Accunts in Canva.
Als nächstes würde Daniel gerne für Geschichte ein Projekt mit Actionbound umsetzen. Wir werden daher zeitnah einen Termin suchen, in dem wir zusammen brainstormen, welches Thema sich dafür eignen könnte. Voraussichtlich werden wir noch zwei Kolleg*innen dazu nehmen, die in Deutsch bereits verschiedene medienpädagogische Projekte im Teamteaching mit mir durchgeführt haben und ebenfalls Geschchte unterrichten.
Reflexion projektbezogenes Mentoring “Hörspiel”
Einmal mehr habe ich in diesem Projekt realisiert, wie gerne ich im Teamteaching arbeite. Ich verstehe Daniels Wunsch, auch ein nächstes Projekt trotz erlangter grösserer Sicherheit lieber zu zweit durchzuführen: Wenn man die gegenseitigen Kompetenzen kennt, kann man sich wunderbar ergänzen, die Projekte sind effizienter durchgeführt und die Schüler*innen erhalten rascher Feedback und Unterstützung.
Ein klares Learning aus diesem Projekt ist, dass ich in Zukunft mehr Vorlaufzeit verlange vor Projektstart als rund 2 Wochen. Im Projekt “Hörspiel” hätte ich konkret gerne mehr Zeit gehabt vor dem Projektstart, um mich intensiver mit dem Programm Audacity auseinander zu setzen. Hier gab es einige Learnings während der Projektumsetzung. Als Konsequenz daraus werde ich den Kolleg*innen für Schuljahr 21/22 eine Mindestvorlaufzeit angeben, mit der solche Mentoring-Projekte gebucht werden können.
Weiter hat mich das Projekt bestärkt darin, nicht nur auf schulinterne Standards zu pochen, mit welchen ICT-Tools die SchülerInnen in welcher Stufe vertraut sind, sondern vor jedem Projekt noch detailliert abzufragen, wieviel ICT-Knowhow tatsächlich bereits in den Klassen vorhanden ist. Ich bin beispielsweise davon ausgegangen, dass die Klasse Outlook kennt und nutzt. Tatsächlich waren aber ihre Postfächer allesamt überfüllt und konnten keine E-Mails mehr empfangen, weil sie diese seit 2 Jahren werder genutzt noch gepflegt hatten und gleichzeitig für jede einzelne Chat-Nachricht aus Teams eine Benachrichtigung erhielten.
Nicht zuletzt sind solche Mentorings wertvoll, um genau solche Lücken aufzudecken und in Angriff zu nehmen bei der ICT-Ausbildung der Schüler*innen.
Das Projekt selbst empfinden Daniel und ich als sehr gelungen. Die Schüler*innen haben Freude an ihren Hörbüchern, sie haben erstmals ein grösseres Projekt über einen längeren Zeitraum durchgeführt, was wir und sie positiv gewertet haben als Vorbereitung für die grosse Projektarbeit (Dauer: 1 Semester) in der 9. Klassen. Die Schulleitung war begeistert über den Sagenweg und die positive Aussenwirkung, die das Projekt für unsere Schule generiert.