Vom Hörspielprojekt zum Sagenweg

Gestartet sind wir mit der Idee eines Hörspielprojekts, herausgekommen ist ein Sagenrundweg im Dorf. Und ganz nebenbei haben wir eine A4-Liste an Medien- und Informatikkompetenzen geübt und umgesetzt.

Sandra Steiner Matt
DIGITALE SCHULE
6 min readJun 19, 2021

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Als mich Kollege Daniel in den Fasnachtsferien angefragt hat, ob wir zusammen ein Hörspiel mit der 2Pa durchführen wollen, war ich sofort Feuer und Flamme. Seine Idee: Die Schüler*innen sollten in Gruppen Hörspiele produzieren (entweder einen bestehenden Text vertonen oder einen eigenen Text schreiben und den dann in ein Hörspiel umwandeln). Dabei sollten auch Geräusche, Soundeffekte etc. eingesetzt werden. Wunschstart des Projekts: nach den Fasnachtsferien ab 8. März 2020. Noch offen war die Textsorte.

Umgesetzt werden sollte das Projekt im Rahmen eines Mentorings, das wir MIMs und PICTS unseren LehrerKolleg*innen anbieten.

Mehr dazu:

Ich habe mich an den Computer gesetzt und recherchiert. Welches Audioproduktions-Tool empfiehlt sich für die Umsetzung? Welche haben wir in der Schule bereits auf den Geräten vorinstalliert? Die 2Pa ist keine One2One-Klasse, wir würden also auf die Laptop-Wagen (Macs) zurückgreifen müssen.

Websites mit Unterrichtsmaterial und Tipps

Thema Hörspielproduktion im Unterricht und bin auf die folgenden spannenden Websites gestossen:

Lesekompetenzförderung mit Hörspiel, Schule BW, Niveau Sek2:

Auditorix — Hörspiel produzieren in der Grundschule:

Die beiden ersten Websites mit konkreten Anleitungen und Unterlagen für den Schulunterricht waren für die Stufen Sek 2 resp. Prima konzipiert. Beide Seiten lieferten aber gute Inputs, die wir einfach teilweise an unser Niveau Sek 1 anpassen konnten.

Weitere Links:

Geräusche produzieren für Hörspiele, PHLuzern (PDF)

Links zu rechte-freien Geräuschen und Sounds:

http://www.auditorix.de/index.php?id=182

https://www.hoerspielbox.de/

https://www.medienpaedagogik-praxis.de/kostenlose-medien/freie-musik/

Die Wahl des Audioproduktions-Tools fiel auf Audacity. Daniel hatte bereits an der PH einmal mit Audacity gearbeitet und das Tool war auch auf unseren Schul-Laptops installiert.

Die Texte — bitte geräuschvoll

In den folgenden zwei Tagen hatten Daniel und ich einen regen Austausch zu möglichen Textsorten für das Hörspiel. Aufgrund des Zeitplans — das Projekt sollte zwischen den Fasnachts- und Frühlingsferien stattfinden — haben wir entscheiden, die Schülerinnen nicht selbst Texte schreiben zu lassen sondern auf bereits existierende Kurzgeschichten zurück zur greifen. Die Texte sollten jedoch nicht zu lang sei, damit sie auch im geplanten Zeitraum umsetzbar waren in ein Hörspiel. Auch sollte der Text von einem deutschsprachigen Autor stammen, da das Hörspiel im Fach Deutsch umgesetzt wird.

Während er Recherche bin ich schliesslich immer wieder auf das Thema Sagen und Fabeln gestossen und auf das Kinderbuch “Vo Ärdwybli und Rägemännli” der Baselbieter Autorin Barbara Saladin und der Baselbieter Illustratorin Kathrin Horn, das 2018 durch eine Crowdfounding-Aktion auf wemakeit und dem Swisslosfonds des Kantons Basel-Landschaft finanziert und umgesetzt wurde.

Das Buch, fanden wir, eignet sich super für unser Projekt:

1) Sagen sind er Inbegriff der oralen Kultur

2) Das Buch wurde bisher nicht vertont — obwohl Kinder Hörgeschichten lieben

3) Sagen sind ein Genre, das auch im LP21 aufgeführt ist

4) regionale Verknüpfung: Die Sagen stammen teils aus den Dörfern, in denen die Schüler*innen aufwachsen

Die Hörspiele sollten in 4er-Gruppen umgesetzt werden. Als Basistexte für die Hörspielproduktion haben wir uns auf sechs Sagen geeinigt.

Start mit Übungshörspiel

In der ersten Lektion haben wir mit audible.com in ausgewählte Jugendhörspiele reingehört und gemeinsam definiert, was ein gutes Hörspiel ausmacht. Anschliessen sind wir mit einem Testlauf gestartet: Zum Einstieg wollten wir jedoch ein kleines Probehörspiel produzieren. Hierfür haben wir auf Auditorix.de einen tollen Vorschlag gefunden: Den Witz von “Herr Keiner, Herr Niemand und Herr Doof”.

An diesem Kürzest-Text haben wir die folgenden Themen eingeführt und geübt:

Vom Text zum Hörspieltext

Das Storyboard: Struktur eines Hörspiels

Gestalten mit der Stimme

Töne, Musik: Wie machen, wo downloaden und Recht an Ton und Musik.

Die Haupt-Produktion

Im Testlauf konnten sich die Schülerinnen in ihren Gruppen finden, fragen inhaltlicher und technischer Natur konnte geklärt werden. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass es einfacher ist, die Audios mit den Handys aufzunehmen und anschliessend auf den Computer zu laden. Das Audioformat .HEIC konnte jedoch nicht von Audacity eingelesen werden und musste noch mit einem Onlinekonverter in ein .mp3 umgewandelt werden.

Für die Präsentation der Hörspiele hatten wir uns einerseits auf eine CD geeinigt, andererseits sollten die SchülerInnen Plakate mit Canva erstellen inkl. einem QR-Code zum Hörspiel (gespeichert auf OneDrive), um sie allen Schüler*innen und Lehrpersonen zugänglich zu machen.

Der Sagenweg — mit Actionbound

Die Projektzeit war intensiv, die SchülerInnen haben hart gearbeitet und waren zuletzt sehr stolz auf ihre Produktionen, die nun auf CD gebrannt und in Poster verarbeitet waren. Uns war klar, dass wir der Autorin und der Illustratorin die Hörspiele schucken wollten. Dennoch fand ich, müsste diese grosse Arbeit noch mehr unter die Leute gebracht, mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Immer wieder bin ich auf das Thema Sagenweg gestossen, eine analoge Umsetzung hätten wir zeitlich aber wohl kaum fertiggebracht mit Finanzierung, Bewilligung, Material, Umsetzung. Daher haben wir auf Actionbound zurückgegriffen: “ein Serious Game, mit dem Nutzer eigene digitale Schatzsuchen, mobile Abenteuer und interaktive Guides online erstellen und das dann mit App und Handy oder Tablet gespielt wird” (Def. Wikipedia Mai 2021).

Als haben wir die Deutschklasse in ein grosses Projektbüro verwandelt mit dem Ziel, einen Online-Sagenweg zu gestalten und diesen zu vermarkten. Jede Sagen-Gruppe konnte einen der Aufträge auf Padlet wählen, auf dem die Anleitung zum Auftrag dokumentiert war:

1) mit Actionbound Sagenweg erstellen

2) Flyer für den Sagenweg mit Canva erstellen inkl. Anleitung zu Actionbound

3) Text für die Schulwebsite schreiben inkl. Bilder

4) Text für die Zeitung schreiben inkl. Bilder

5) Brief schreiben an die Autorin und Illustratorin inkl. Flyer Sagenweg, Poster Sagen

6) Präsentation des Projektes erstellen an Stellwand für die anderen Klassen und LPs

Als Projektabschluss sind wir schliesslich den Sagenweg abgelaufen und haben noch das eine oder andere Feintuning vorgenommen.

Zuletzt haben wir Gemeinde und Bibliothek gebeten, den Flyer zum Sagenweg zu publizieren und auszuhängen, die Briefe, Text für die Schulwebsite und die Pressemitteilung für die Zeitung verschickt und die Flyer an alle Schüler*innen, Lehrpersonen sowie in die Briefkästen in Oberdorf verteilt.

Für Eltern und Grosseltern sowie die Primarschule und den Kindergarten haben wir die Hörspiele noch auf CD gebrannt und mit Canva ein CD-Cover entworfen.

CD-Cover, made with canva.com

Und wir haben die Autorin und die Illustratorin angeschrieben und ihnen CD. Flyer und die Poster zu den Sagen geschickt.

Ein Strauss voll “MIA”

Im Rahmen des CAS habe ich detailliert analysiert, welche Tools, Hardware, Software wir mit den Schüler*innen genutzt haben und welche Anwendungskompetenzen daraus resultierten. Die unten folgende Auflistung zeigt: Das Projekt ist zeitintensiv. Es deckt aber eine grosse Anzahl der im LP21 geforderten Anwendungskompetenzen ab, die den Schüler*innen vermittelt werden sollen — im LP21 Baselland aktuell noch durch die Deutschfachlehrperson:

(LINK zu PDF auf Sharepoint.)

Flyer zum Sagenweg — Seiten 1 und 2, umgesetzt mit Canva
Flyer zum Sagenweg — Seiten 3 und 4, umgesetzt mit Canva

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Sandra Steiner Matt
DIGITALE SCHULE

Dieser Blog dokumentiert und reflektiert meine Gedanken, Ideen und Aufträge im Rahmen des CAS MIM 2020/21 an der PHLuzern.