Polen 🇵🇱 - Im Hügelland um Krakau

Daniela
divebuddies
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7 min readSep 7, 2020

Um Zuge unserer weiteren Reise ging es in den Süden Polens: auf die sanfthügelige, nördliche Seite des Tatra-Gebirges. Auch hier hatten wir den Eindruck, dass halb Polen die Idee hatte corona-bedingt im eigenen Land Urlaub zu machen und sie deshalb ihren Urlaub in den Bergen und Nationalparks des Landes verbracht haben. Die Städte wiederum waren menschenleer und Einkaufszentren sogar gespenstisch. Die strenge Maskenpflicht scheint die Ausgeh- und Shoppingfreude zu trüben.

Der Grenzübertritt von der Slowakei nach Polen war überraschend unkompliziert: genau genommen haben wir davon gar nichts mitbekommen. Für uns gut, da wir mit Kontrollen und etwaigen Diskussionen gerechnet haben. 🤗

Generell hat uns Polen sehr, sehr stark an Österreich erinnert: alles schön ordentlich, neue Straßen, hügelige Landschaft mit verteilten Häusern. Vom benachteiligten “Osten” keine Spur.

Sieht Südpolen der Weststeiermark nicht sehr ähnlich?

Straßen und Schilder

Was uns am Meisten auf der Straße aufgefallen ist: die Polen scheinen Straßenschilder zu lieben. Wir haben noch nie so viele Straßenschilder hintereinander gesehen wie dort: ein einziger Schilder-Dschungel. Von drei Geschwindigkeitsänderungen innerhalb von 200 Straßenmeter bis gezählte 14 Linkshaltepfeile in einer kleinen Kurve auf einer unbefahrenen Landstraße: der zuständige Straßenschild-Hersteller hat enorm gutes Lobbying gemacht. 🛑⚠️⤴️

Wie jetzt? 70 km/h? 60 km/h? oder doch gleich 50 km/h?

Nationalpark Dunajec

Der Fluss Dunajec bildet über mehrere Kilometer die Grenze zwischen Polen und der Slowakei und ist auch Heimat des kleinsten Nationalpark Polens: des Pieniny Nationalpark. Die bis zu 300 m hohen Felswände bewundert man am Besten vom hölzernen Floss aus, das mit Hilfe von zwei Flossfahrern mit Stangen durch den Fluss gesteuert wird. Leider können wir keine der interessanten Geschichten des Steuermanns nacherzählen, da sein Englisch sich darauf beschränkt hat uns zu sagen, dass die Fahrt ca. 3 Stunden dauert 😆.

Durch das Dunajec Tal
Unser Flossfahrer mit passendem Mund-Nasen-Schutz
Wir sitzen im gleichen Boot

Holzkirchen

Im ganzen südlichen Polen sind dutzende kleiner, orthodoxer Holzkirchen, sogenannte Tserkvas, aus dem 16.-19. Jahrhundert zu finden, welche seit 2013 auch zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Typisch ist die Bauweise mit drei Türmen mit meist zwiebelförmigem Dach.

St. Jakob Kirche in Powroznik
St. Lukas Kirche in Jastrzebik

Krakau und Umgebung

Krakau war mit Abstand die schönste Stadt, die wir in unserer Osteuropa Reise gesehen haben: eine riesige Altstadt, gut erhaltene Stadtmauern, Museeun, Plätze, Kirchen und einige moderne Kunstwerke. Krakau hat für Kulturfreunde mehr als genug für einen mehrtägigen Aufenthalt zu bieten.

In unserer Stadttour lernten wir beispielsweise, dass sich die Stadt im Jahr 1893 entscheiden musste entweder ein Theater zu bauen oder die lokale Trinkwasserversorgung zu erneuern. Es war leider nur genügend Geld für ein Großprojekt vorhanden, und tja: das Juliusz Słowacki Theatre ist wirklich sehr schön geworden 🏛😉.

Krakaus Markthalle und Basilika
der Stadtturm am Hauptplatz
Arkaden im Universitätsmuseum
St. Maria Basilika am Hauptplatz

Die Stadt selbst hat ihre Ursprünge in der Steinzeit und wurde um 1000 n.Chr. das erste Mal unter dem Namen Krakau erwähnt.

Krakau selbst und das Schloss Wawel gehören zu den ersten offiziellen UNESCO Weltkulturerben. Die Kathedrale Wawel beeindruckt mit ihren unterschiedlichen Stilrichtungen: dies kommt daher, dass jeder Herrscher sich ein Denkmal setzen wollte und so eine eigene Kapelle in der Kathedrale baute.

Unterschiedliche Kapellen bei der Wawel Kathedrale

Der Drache der Burg, Smok Wawelski, speit nach wie vor am Ufer der Wisla Feuer, und ist eine der Hauptattraktionen für Kinder.

Smok Wawelski speit hin und wieder Feuer

Krakau wurde auch während des zweiten Weltkriegs nicht zerstört (ganz im Gegensatz zu Warschau): dies lag einerseits daran, dass sie schlicht und einfach nicht mit einem Angriff gerechnet hatten und zweitens, das die Einwohner keinen Aufstand gegen die nationalsozialistischen Gruppen wagten.

Der ehemalige Erzbischof von Krakau ist wohl auch jedem bekannt: Papst Johannes Paul II: der erste nicht-italienische Papst seit mehr als 400 Jahren.

Das Papstfenster am Bischofspalast in Krakau

Salzbergwerk Wieliczka

Bei einem Krakau-Besuch darf natürlich auch ein Ausflug zum Salzbergwerk Wieliczka nicht fehlen: eines der ältesten Salzbergwerke der Welt. Im 13. Jahrhundert wurde mit dem Salzbergbau begonnen und eine Stollenlänge von 245 km erreicht. Bei dem mehrstündigen Besuch werden aber nur 2% des gesamten Stollens besucht!

Salz wird mittlerweile nicht mehr gefördert: das Salzbergwerk wird nur mehr für den Tourismus und für gesundheitsfördernde Aufenthalte verwendet. Trotzdem sind tagtäglich hunderte Bergleute damit beschäftigt die Salzmine zu stabilisieren und neue Attraktionen besuchbar zu machen.

Wieliczka hat neben zahlreichen Kunstwerken auch insgesamt 22 Kapellen. Die größte Kapelle, die Kinga Kapelle, ist beeindruckende 54 m lang und 18 m breit und mit Kunstwerken und riesigen Lustern geschmückt.

Salzminen Wieliczka
Salz-Skulptur im Bergwerk

Auschwitz und Birkenau

Ebenfalls ein wichtiger Teil der Geschichte, der nicht in Vergessenheit geraten sollte, ist der Nationalsozialismus und sein Antisemitismus. Im Süden Polens liegt Auschwitz, das größte Konzentrations- und Vernichtungslager während des Nationalsozialismus.

Auschwitz wurde strategisch gewählt, da es ein zentraler Knoten im europäischen Bahnverkehrt war und somit die Transporte in die Lager leicht zu bewerkstelligen waren.

Der Besuch des Museums ist sehr ergreifend, aber auch wirklich empfehlenswert, da einem dort wirklich die unvorstellbare Anzahl der ermordeten Personen vor Augen geführt wird. In Auschwitz wurden insgesamt 1,1 Millionen Menschen Opfer des Holocaust. Wirklich erschütternd ist die geplante Effizienz, mit der der Völkermord vor sich ging: es wurde logistisch alles optimiert um möglichst viele Personen so schnell wie möglich zu ermorden.

Beim Weg durch das Lager Auschwitz kann man sich nicht wirklich vorstellen, was hier vor sich ging: die roten Backsteingebäude wirken viel mehr wie ältere, gepflegte Industriegebäude, als Lager für hunderte Gefangene.

Eingang des Vernichtungslager Birkenau
Konzentrationslager Auschwitz
Aufseherturm
die Überreste der einzelnen Baracken

Nationalpark Ojcowski

Etwas nördlich von Krakau liegt der Nationalpark, ein beliebter Ausflugsort für Familien und bekannt für seine geräucherte Forelle. Leider konnte ich die beiden Höhlen nicht besuchen, da die Besucheranzahl stark limitiert war.

Ojcowski Nationalpark
Schloss Ojców
mit dem Rad unterwegs

Tarnow

Tarnow ist die unbekannte Nachbarstadt Krakaus: mit deinen Bürgerhäusern in der Altstadt ein sehr interessanter Stil, aber von den meisten Polen-Besuchern übersehen. Als wir dort waren, war das Stadtzentrum wie leergefegt, was jedoch sicher auch an Corona liegt. Schade, die Stadt hat nämlich einiges zu bieten.

Bürgerhäuser in Tarnow
St. Maria Kirche mit Papst Johannes Paul II Denkmal
Auf Regen folgt Sonnenschein
Graffiti? Straßenkunst?

Czestochówka

Die Schwarze Madonna im Kloster Jasna Gora ist die Hauptattraktion der polnischen Großstadt Czestochówka, die zwischen Krakau und Warschau liegt.

Der größte Marien-Wallfahrtsort Mitteleuropas zieht alljährlich Millionen von Pilgern an und ist auch die höchste Erhebung im Umkreis von dutzenden Kilometern.

Jasna Gora

Etwas außerhalb gelegen starten bei der Burg Olsztyn die “Adlerhost-Burgen”: insgesamt 25 Burgen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die an der ehemaligen Grenze zwischen Polen und Schlesien erbaut wurden. Seit einigen Jahren sind die meist auf Kalkgestein gebauten Burgen und Ruinen über einen aussichtsreichen Wanderweg miteinander verbunden.

Ruine Olsztyn
Der Wehrturm der Ruine

Essen

Das Essen in Polen ist, ähnlich wie in der Slowakei, recht deftig und besteht oftmals aus Pierogi: gefüllte Teigtascherln mit allem (Sauerkraut, Käse, Kartoffeln, Fleisch, Topfen, Heidelbeeren oder Schokolade). Der Klassiker unter den Pierogi sind die “Pierogi Ruski”, russische Pierogi, mit Kartoffeln und Frischkäse. Die Dekoration ist meist recht minimalistisch und besteht aus gerösteten Zwiebeln. Lecker und absolut immer essbar. Mmmh 😋.

Überrascht war ich wiederum von der polischen Variante der rote-Rüben-Suppe “Barszcz”: wenn man diese bestellt, bekommt man eine Teetasse voller heißer Suppe (siehe unten) ohne irgendeinen sonstigen Inhalt (rote-Rüben oder Zwiebelstückchen), nein.

Weitere Gerichte kann man auf dieser Webseite finden. Und nun ein paar Fotos dazu…

Pierogi mit Zwiebelringen
Barszcz im Glas
Gemischte Polnische Platte mit allen lokalen Köstlichkeiten
Suppe im Brot
Golabki: polnische Krautrouladen
Gegrillter Mini-Käse, der mit Preiselbeer Marmelade gegessen wird
Polens Honigbier — überraschend süß

Und nun nach Österreich - der letzten Station unserer Reise.

Dani

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