docfilm42 startet durch

Eine neue Dokumentarfilminitiative stellt sich vor

Susanne Dzeik
docfilm42
4 min readJan 5, 2020

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Seit etwa einem Monat sind wir online. Wir sind immer noch etwas euphorisch, denn hinter uns liegt über ein Jahr Begegnungen, Gespräche, Diskussionen, Planungen — von ersten Ideen bis zur Umsetzung.

docfilm42 wurde von Berliner Dokumentarfilmschaffenden gegründet, um eine Plattform für unabhängig produzierte Dokumentarfilme zu etablieren.

Angefangen haben wir mit dem Wunsch, unabhängig produzierten Dokumentarfilmen in ihrer Vielfalt und Qualität zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Wir selbst sind unabhängige Dokumentarfilmer_innen, die mit viel Leidenschaft und oft auf vereinzelten Posten Filme produzieren.

Angetrieben von der Überzeugung, dass unsere Geschichten erzählt werden müssen und von gesellschaftlicher Bedeutung und Ausstrahlungskraft sind, verfolgen wir häufig über viele Jahre hinweg die Umsetzung unserer Ideen.

Doch viele geschliffene Filmjuwelen können am Ende ihre Strahlkraft kaum entwickeln. Sie verfügen nicht über große Budgets, um Werbekampagnen zu finanzieren und sind auch manchmal ungeschmeidig und widerständig, mit Ecken und Kanten und doch, oder gerade deswegen, von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung.

docfilm42 setzt auf Vielfalt und Nonkonformität und verhilft gesellschaftlicher Diversität zu mehr Sichtbarkeit. Die Plattform verknüpft Informationen über Dokumentarfilme mit Communities und schafft einen Knotenpunkt zwischen verschiedenen Akteuren (Filmschaffende, Publikum, Organisationen, Streamingplattformen, Initiativen etc.).

© Anli Serfontein

Unsere Initiative versteht sich als ein nicht kommerzielles Projekt, als eine Ergänzung zu bestehenden Angeboten und steht nicht in Konkurrenz zu diesen.

Die Filmschaffenden, deren Filme auf dieser Seite präsentiert werden, veranstalten auch Kinovorführungen mit Filmgesprächen. Dafür finden Kooperationen mit verschiedenen Programmkinos statt. Diese und andere Events werden auf docfilm42.de beworben im Kalender angekündigt.

Partner

docfilm42 kooperiert mit der AG DOK, Deutschlands größtem Berufsverband für Filmschaffende sowie mit der Streamingplattform realeyz.de, bei der docfilm42 mit einem eigenen Channel vertreten ist.

docfilm42 ist selbst kein Streamingportal oder Programmanbieter, sondern präsentiert und verlinkt die Filme nur. Die auf docfilm42.de vertretenen Filme sind teilweise bei realeyz.de, können jedoch auch bei einer anderen Streamingplattform abrufbar sein. Die Filmemacher_innen entscheiden selbst, bei welcher Streamingplattform sie ihre Filme zum Abruf einstellen.

Das Angebot an Filmen bei docfilm42 wird monatlich erweitert. Die Auswahl wird nach einem transparenten Kriterienkatalog und von einem Team nach Gesichtspunkten wie Thema, Diversität, gesellschaftlichen Relevanz etc. getroffen.

Blogs

Darüberhinaus werden die Filme inhaltlich in einem Blog in englischer und deutscher Sprache eingebettet.

Wer wir sind

Peter Ohlendorf hat sich vom Fernsehen abgewandt, da er dort keinen Platz mehr für seine Dokumentarfilme fand. Er gründete die Firma FilmFaktum, die er als Versuch versteht „Produktionen abseits des weit verbreiteten Mainstream–Denkens in den etablierten Film- und Fernsehstrukturen zu ermöglichen.“ Mit seinem selbst finanzierten Film „Blut muss fliessen -Undercover unter Nazis” tourt er seit Berlinale-Start 2012 durch die Bundesrepublik. Er schwärmte auf einer AG DOK-Veranstaltung 2018 in Berlin von einem „Netflix für linke Dokumentarfilme“ — von einer Plattform, die Raum gibt für ökologisch, sozial und weltoffen orientierte Produktionen.

Susanne Dzeik, Mitglied des Regionalvorstands Berlin-Brandenburg der AG DOK, Deutschlands größtem Verband für Filmschaffende, produzierte ihre ersten Dokumentarfilme für das “Tiefsehmagazin AK KRAAK”, einem linken Videokollektiv, dass der Hausbesetzungsbewegung der 90er-Jahre in Berlin entsprang. Nach sechs Jahren Vorstandstätigkeit bei Europas größter selbstorganisierter Filmschule filmArche und diversen unabhängigen Produktionen (u.a. als Kamerafrau für „Nach dem Brand“ über die Opfer des neonazistischen Brandanschlags 1992 in Mölln) arbeitet sie nun an der Vernetzung der Dokumentarfilmschaffenden.

Jochen Hick produzierte mit seiner Firma GALERIA ALASKA PRODUCTIONS unabhängig zahlreiche Dokumentarfilme, die erfolgreich weltweit auf Festivals, im Kino und im Fernsehen liefen. Über zehn seiner Filme wurden im offiziellen Programm der Berlinale gezeigt. Von 2007 bis 2010 war er Chefredakteur, Programmeinkäufer und stellvertretender Programmdirektor für den TV-Sender TIMM. Er organisierte die AG DOK-Veranstaltung mit Andreas Wildfang, Geschäftsführer der Streamingplattform realeyz.de, genau genommen die Geburtsstunde unserer Kooperation und stellt mit großer Einsatzbereitschaft sein gesammeltes Wissen der neuen Plattform zur Verfügung. Seine Filme beschäftigen sich häufig mit LGBTTIIQ-Themen.

Anli Serfontein, gebürtige Südafrikanerin ist Dokumentarfilmerin, Journalistin und Autorin. Sie begeistert sich für die internationale Vernetzung unserer Plattform und für die Social Media-Arbeit, insbesondere dem englischen Part.

Sibylle Kappes bringt in unsere Gruppe den experimentellen und filmkünstlerischen Aspekt ein. Sie produzierte u.a. GE8EN, einen atmosphärisch dichten Essayfilm über den G8-Gipfel in Heiligendamm.

Ganz herzlich möchten wir unserem Webmaster und Filmemacher Davide Crivelli und unserem Grafikdesigner Oliver Standke für ihre wunderbare Arbeit und große Einsatzbereitschaft danken, ohne die wir niemals diese bemerkenswerte Website hätten zaubern können.

Wir alle in unserer Individualität und Gemeinsamkeit wünschen uns eine lebendige Filmcommunity, in der wir uns austauschen können, Debatten anstoßen, zusammen kommen und uns gegenseitig beflügeln. Im Moment sind wir noch eine kleine Gruppe, die ohne jegliche Förderung oder externe Finanzierung mit viel Motivation und Eigenmitteln dieses Projekt gestartet hat. Doch wir glauben an die Kraft der Vielen, die gemeinsam eine große Sache bewegen können.

In diesem Sinne freuen wir uns auf kreative Zeiten. Alle sind willkommen, die sich ebenfalls mit ihren Fähigkeiten und Besonderheiten in unserem Netzwerk einbringen wollen.

Susanne Dzeik ist Gründungsmitglied von docfilm42 und Regiseurin von Cloud Making Machine

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Susanne Dzeik
docfilm42

freelance writer, director, cinematographer and producer in Berlin.