Demand Responsive Transport (DRT)

Gemeinsam mit Politik und Verkehrsunternehmen die Zukunft der Mobilität gestalten

Manuel Hellmanzik
door2door Blog
4 min readFeb 17, 2017

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Der Niedergang des eigenen Autos

Am 5. August 2016 fuhr das erste Mal unser allygator shuttle auf den Straßen Berlins. Der Zeitpunkt dafür hätte nicht besser sein können. In vielen Städten europaweit sehen wir derzeit Bemühungen, die Anzahl von Fahrzeugen drastisch zu reduzieren. Helsinki etwa hat das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2025 alle Fahrzeuge aus dem Innenstadtbereich zu verbannen; auf den Straßen Kopenhagens fahren bereits mehr Fahrräder als Autos. Auch in Deutschland sollen schmutzige Fahrzeuge mehr und mehr aus dem Stadtbild verschwinden, die “blaue Plakette” wird früher oder später viele Autobesitzer zum Umdenken zwingen.

Tatsächlich sehen wir im Zeitalter der Digitalisierung speziell bei jüngeren Generationen bereits ein verändertes Kaufverhalten. Eine aktuelle Studie von Goldman Sachs liefert die Beweise: Während im 20. Jahrhundert der Besitz eines eigenen Fahrzeugs noch Prestige und Wohlstand bedeutete, bezeichnen aktuell lediglich 15% aller “Millenials” den Besitz eines Autos als wichtig, 30% geben an, kein Fahrzeug in naher Zukunft kaufen zu wollen. Der Trend ist klar: Viele legen keinen Wert mehr auf den Besitz eines Fahrzeugs, erwarten aber die Verfügbarkeit einer ähnlich flexiblen öffentlichen Mobilität, wie sie das eigene Auto bieten würde. Dafür stehen nicht zuletzt Anbieter wie Car2Go oder DriveNow. Aber auch der Erfolg von allygator shuttle mit über 10.000 Nutzern in den ersten Monaten der Pilotphase gibt uns Recht.

allygator shuttle in Berlin

Demand Responsive Transport (DRT) als Antwort

Anders als manche Wettbewerber sind wir überzeugt, dass der ÖPNV noch stärker als bisher eine entscheidende Rolle in der Fortbewegung einnehmen und das eigene Auto ersetzen wird. Der Schlüssel dazu ist “Demand Responsive Transport (DRT)”. Bei diesem Konzept gibt es, — anders als beim herkömmlichen ÖPNV — keine starren Routen und feste Fahrpläne, vielmehr werden Zeitpunkt, Abholort und Fahrstrecke auf der Basis von Nutzeranfragen dynamisch kalkuliert. Mit allygator shuttle haben wir Anfang August unseren eigenen “DRT-Service” in Berlin gestartet. Das Prinzip ist einfach: Über unsere App kann ein Shuttle “on-demand” bestellt werden, ein selbst entwickelter intelligenter Algorithmus bündelt während der Fahrt Passagiere auf ähnlichen Routen und bringt diese effizient und umweltfreundlich von “Tür zu Tür”. Unter diesen Umständen fallen alle Argumente für die Nutzung eines privaten Autos weg. “Günstig wie ein Bus, bequem wie eine Limousine” haben wir deshalb zu unserem Slogan gemacht. Unsere Vision ist die autofreie Stadt für Deutschland und darüber hinaus! Eine OECD-Studie über Lissabon hat es bereits vorweggenommen: Durch die Integration von DRT in bestehende ÖPNV-Systeme können 97% der privaten Fahrzeuge durch 3% an on-demand Shuttles ersetzt werden.

Die Funktionsweise von DRT

Die Politik ist gefragt

Um diese Vision zu verwirklichen, ist insbesondere die Politik gefragt. Hier ist größtenteils ein Umdenken notwendig. Dabei geht es nicht um die bereits vielfach geforderte Änderung des Personenbeförderungsgesetzes. Es geht vielmehr grundsätzlich um die Bereitschaft, nicht an Althergebrachtem festhalten zu wollen, sondern innovativen Geschäftsmodellen offen gegenüberzustehen. Viele Startups wie wir wollen mit neuen Geschäftsideen den Markt bereichern, haben es durch veraltete gesetzliche Regulierungen aber oft schwer. Um uns zu unterstützen und damit eine fruchtvolle Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen zu ermöglichen, ist die Politik deshalb zum Handeln aufgerufen. Denn nur so kann der Wirtschaftsstandort Deutschland als Ganzes gestärkt werden. Wir von door2door sind bereit, hier den ersten Schritt zu gehen und in einen engen Austausch mit der Politik zu treten.

Wir bieten eine Lösung an, mit der öffentliche Verkehrsträger, Städte und Kommunen anhand unserer Software-Plattform ihr Angebot um DRT ausweiten und als Ergänzung zu ihrem bestehenden Angebot selbst betreiben können. Die Kombination mit dem bestehenden Verkehrsnetz, z.B. der U-Bahn, ist deshalb so wichtig, weil andernfalls negative Effekte auf die Verkehrssituation zu verzeichnen sind: In Manhattan allein sind 50.000 mehr Fahrzeuge auf der Straße, seit es Apps wie Uber gibt, mit denen man ein Fahrzeug bestellt. Die Straßen werden also immer voller, Mobilität entlastet die Städte nicht, sondern belastet.

Bei unserem Konzept wird hingegen für die Bürger nicht nur der Zugang und das Angebot an öffentlicher Mobilität umfassend verbessert. Weniger Autos bedeuten weniger Staus und Emissionen, Parkplätze und Straßen können revitalisiert und dadurch mehr attraktiver Lebensraum für Alle geboten werden. Aber auch die Verkehrsunternehmen profitieren, da beispielsweise unausgelastete Buslinien durch einen effizienteren DRT-Service ersetzt werden können. Um dies alles zu verwirklichen, brauchen wir die Rückendeckung durch die Politik. Mehr Aufgeschlossenheit, mehr Mut, etwas Neues auszuprobieren. Gestalten sie mit uns die Zukunft der Mobilität! So können deutsche Städte ähnlich wie Helsinki oder Kopenhagen eine Vorreiterrolle spielen und der Standort Deutschland als Ganzes profitieren.

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Manuel Hellmanzik
door2door Blog

public affairs at door2door, master of public policy (MPP) @HertieSchool, politics freak, focus on #mobility and #digitization, ❤ good food, tv series & nature