Markenentwicklung eines On-Demand-Ridepooling Service

Einblicke in die Liebesgeschichte hinter dem kvgOF Hopper.

Emmeline Meborn-Hubbard
door2door Blog
7 min readAug 26, 2019

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Ich arbeite als Designerin für door2door, einem Startup aus Berlin, das sich dem öffentlichen Nahverkehr widmet. Im Sommer 2019 unterstützten wir unseren Kunden Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF) dabei, On-Demand Ridepooling auf die Straßen zu bringen. Für diejenigen, die sich dafür interessieren, wie unser Design-Team die Marke für das neue Angebot der kvgOF entwickelte, habe ich hier einen Überblick über unsere Prozesse zusammengestellt.

Die Marke für einen Service zu entwickeln, der von der Allgemeinheit genutzt wird, ist nicht so leicht, wie man es sich vorstellen mag. Generell haben Ridepooling-Shuttles keine spezifische Zielgruppe mit eindeutigem Alter, Geschlecht, Geschmack oder Stil, daher gibt es ein paar Methoden, denen man sich unbedingt bedienen sollte.

Um das Transportunternehmen und seine Bedürfnisse richtig zu verstehen und ein passendes Design zu entwickeln, müssen wir es kennenlernen, zusammen etwas Schönes entwickeln und es am Ende wieder loslassen — wie in jeder guten Liebesgeschichte.

„In deinem Profil steht du magst lange Waldspaziergänge?”

Der wichtigste Schritt des ganzen Prozesses ist die Untersuchung des zu bedienenden Gebiets, um ein gutes Verständnis für die Region, die Geschichte und die Bürger zu bekommen. Dadurch lässt sich herausfinden, wie die Einwohner von dem neuen Service profitieren können.

Indem Umfragen direkt an die Einwohner versendet werden, können wir ein individuelles Profil erstellen. Der Fahrgast kann so seine Region in der Marke direkt wiedererkennen und eine emotionale Bindung aufbauen.

Die Region ist daher die eigentliche ‘Zielgruppe’. Es gibt zwei wesentliche Recherche-Methoden, die unser Team beim Markenentwicklungsprozess zur Hilfe nimmt, jedoch können Elemente dieser Methoden für die bestmögliche, individuelle Lösung für die Marke kombiniert werden.

  • Idealerweise wird die Region vorab besucht, um einen Eindruck von der Kultur und dem Gefühl vor Ort zu bekommen. Interviews mit den Anwohnern* können detaillierte Einblicke geben. Fotos der Landschaft zeigen uns, welche Aussicht die Fahrgäste aus den Shutteln genießen werden können. * Wenn die Einwohner nicht direkt interviewt werden können, bietet sich das Versenden von Umfragen als passende Alternative an.
  • Wenn ein Besuch vor Ort nicht möglich ist, werden Google und Instagram zu unseren besten Freunden. Die meisten Städte oder Transportunternehmen haben Profile in den sozialen Medien, auf denen sie Bilder der Städte oder von Events teilen. Wikipedia kann ebenfalls Einblicke über die Geschichte und Kultur der Region liefern. Demografische Statistiken (z.Bsp. über Geschlecht oder Diversität) lassen sich leicht ergoogeln.

Indem Umfragen direkt an die Einwohner versendet werden, können wir ein individuelles Profil erstellen. Der Fahrgast kann so seine Region in der Marke direkt wiedererkennen und eine emotionale Bindung zum Service aufbauen. Simple Fragen wie „Wie würdest du deinen Kreis in drei Worten beschreiben?” oder „Durch was zeichnet sich der typische Bürger aus dem Kreis Offenbach aus?” können wertvolle Einblicke in die lokale Kultur und Identität liefern. In unseren Umfragen im Kreis Offenbach wurde immer wieder der Ausdruck „Stadt im Grünen” verwendet.

Wir fanden heraus, dass die Einwohner ihren Kreis, der aus vielen kleineren Orten um einen Wald besteht, als bewaldete „Stadt” verstehen. Unsere Nachforschungen zeigten auch, dass die Verbundenheit der Offenbacher zum Wald tiefe Wurzeln hat — selbst das Wappen des Kreises enthält eine Eiche. Um diese Eigenschaften der lokalen Kultur zum Leben zu erwecken, zeigt unser Logo ein springendes Eichhörnchen. Dieser Abschnitt der Zusammenarbeit ist nicht nur für den weiteren Prozess wichtig, sondern gibt uns auch die Möglichkeit, eine emotionale Verbindung mit der Region und der bald entstehenden Marke einzugehen.

(Pin)teressiert bleiben…

Bewaffnet mit einem guten Verständnis der Region ist es jetzt an der Zeit, ein visuelles Konzept für die Marke zu kreieren, das auf diesem Wissen basiert. In der Regel sind drei Konzepte eine ausreichende Anzahl und geben einen sicheren Spielraum, um verschiedene Richtungen auszuprobieren. Man muss jedoch im Hinterkopf behalten, dass die Markenbildung langfristig angelegt werden muss und die Zeit überdauern soll. Der Service wird zunächst nur in einigen Regionen starten, jedoch kann er sich mit der Zeit über den ganzen Landkreis ausbreiten. Daher muss das Konzept wandelbar sein und andere Städte mit einbeziehen.

Das Erstellen von Moodboards ist wie eine Brainstorming-Übung, denn es ermöglicht uns, neue Ideen sensorisch zu erfahren.

In unserem Design-Team verwenden wir Moodboards, die sowohl uns als auch unseren Kunden dabei helfen, die potenzielle Richtung des Designs herauszufinden. Wir nehmen dabei bereits existierende Marken und Fotografien zur Inspiration und kreieren eine Collage, die ein Gefühl für den Stil vermitteln soll. Das Erstellen von Moodboards ist wie eine Brainstorming-Übung, denn es ermöglicht uns, neue Ideen sensorisch zu erfahren. Der Kunde versteht dadurch, wie wir uns als Designer den Service vorstellen und kann so am besten einschätzen, ob es die Positionierung und Werte des Unternehmens entsprechend widerspiegelt.

Manchmal bevorzugt der Kunde eine komplett neue visuelle Identität für den Service, sodass er sich vom bestehenden öffentlichen Nahverkehr abhebt, während andere Kunden ihren Service als Erweiterung des ÖPNV-Angebots verstehen und daher möchten, dass es sich in der Marke widerspiegelt. Die erste Variante ermöglicht es, die Marke flexibler und kreativer zu gestalten und dabei neue Ideen und Themen aus der Region aufzugreifen. Die zweite Variante gibt den Bewohnern der Regionen die Möglichkeit, direkt zu erkennen, zu welchem Anbieter das Shuttle gehört. Welche Variante man auch wählt, eine starke Marke verspricht Glaubwürdigkeit und erweckt Vertrauen bei den Fahrgästen.

„ Welchen Namen werdet ihr wählen?”

Sobald sich ein Design-Konzept geformt hat, braucht die Marke einen Namen. Wir haben ein Team aus deutsch- und englischsprachigen Kollegen aus den Abteilungen Design, Marketing und Sales zusammengerufen und ihnen unsere Ergebnisse präsentiert. Drei Haupteigenschaften stachen hervor, woraufhin unser Team ein Brainstorming, um neue Schlagwörter und letztendlich auch einen neuen Namen zu schaffen.

Die Haupteigenschaften waren:

  • Die einzigartige Lage der Region: Neben den gewaltigen Eichenbäumen besteht der Kreis Offenbach aus weitläufigen Bergen und Wäldern. Der Main umfließt im Osten die bayrische Grenze.
  • Der Bedarf nach einem schnellen, zuverlässigen Transport: Die Region hat eine reiche und diverse Kultur und ist bereit, sich zu verändern. Diese Richtung würde Innovation und Modernität unterstützen.
  • Das Verbinden von Nachbarschaften: All die kleinen Städte sehen auf der Karte aus wie Inseln in einem Meer aus grünem Wald, daher auch der Ausdruck „Stadt im Grünen”. Der neue Service wäre eine Lösung, diese verschiedenen Regionen zu verbinden.

Inspiriert wurde der Name kvgOF Hopper durch die vielen bewaldeten Flächen, da das neue Shuttle all die kleineren grünen Orte im Kreis Offenbach miteinander verbinden wird. Die stolzen Eltern, kvgOF und door2door, hatten endlich einen Namen für ihr neues Projekt.

Mit dem Logo zur eigenen Marken-Identität

Wir haben ein Konzept und den Namen. Jetzt fehlt nur noch ein Logo, um es offiziell zu machen. Da das Logo auf allen Materialien verwendet wird und es den ersten Eindruck eines Fahrgastes bestimmt, ist die Erstellung ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Marke.

Der Prozess beginnt damit, dass so viele Entwürfe wie möglich gemacht werden, immer mit den gesammelten Ideen des Moodboards im Hinterkopf. Schritt für Schritt sehen wir, wie Themen und Trends innerhalb der Skizzen entstehen. An diesem Punkt angekommen, brechen wir die Ideen herunter und definieren die Trends, sodass wir darauf basierend den ersten Durchlauf unseres Logokonzepts erstellen, der an unsere Kunden gesendet werden kann. Sobald ein Konzept ausgewählt wurde, verfeinern wir es, indem wir zum Beispiel Farben ergänzen oder Kanten ausbessern, bis das Logo final ist. Unsere neugeborene Marke nimmt Gestalt an und ist bereit, die Welt zu erkunden.

Herzlichen Glückwunsch! Ist es Magenta oder Cyan?

Das Marke für das neue Projekt ist fast fertig, alles läuft perfekt. Als letzter Schritt des Prozesses steht nun die Erstellung von weiteren Designelementen für das Logo auf der Liste. Für den kvgOF Hopper bedeutete das, die Farben und Schriftarten für das Design auszuwählen und eine Reihe an Illustrationen zu erstellen, die für alle Materialien, zum Beispiel die Fahrzeuge, die App oder die Poster, verwendet werden können. Je nach Stil der Marke, kann sich das Designmedium unterscheiden. Das Team entscheidet, was für die Marke das beste ist. Indem wir mit dem Kunden einen kontinuierlichen Austausch über den ganze Prozess aufrecht erhalten, können wir sicherstellen, dass wir die gemeinsame Vision nicht aus den Augen verlieren und die Marke letztendlich zum Leben erwecken.

Sie werden so schnell erwachsen…

Wir bei door2door lieben es, Marken für unsere Kunden zu entwickeln. Wenn ein auffälliges, spielerisch designtes Shuttle wie der kvgOF Hopper vorbei fährt, gewinnt er zweifellos die Aufmerksamkeit der Passanten, was eine höhere Wahrnehmung und vermehrte Nutzung des Service bedeutet. Wir können es kaum erwarten, dem neugeborenen kvgOF Hopper dabei zuzusehen, wie er wächst und sein volles Potenzial ausschöpft. Wir hoffen, dass er den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sobald sie ihn sehen.

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Emmeline Meborn-Hubbard
door2door Blog

Sometimes a graphic designer. Mostly a tea-making perfectionist.