Wie können Städte ihre eigene Mobilitätsplattform betreiben?

Zwei Kommunen zeigen, eine in der Stadt und die andere auf dem Land, was bereits heute möglich ist um Mobilität zu verbessern.

Maxim Nohroudi
door2door Blog
4 min readJul 12, 2017

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Land

Folgendes Szenario ist bereits mancherorts Realität: Der Bahnhof wurde bereits vor Jahren stillgelegt, die nächste Bushaltestelle ist weit entfernt, der Bus kommt dreimal am Tag und sonntags verkehrt er gar nicht. Ein vermeintlich fiktives Szenario, aber für viele Bewohner ländlicher Regionen ist dies gelebte Realität.

Stadt

Etwas anders sieht es in der Stadt aus: der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hat vielerorts ein verstaubtes Image, gilt als zu unflexibel, zudem als unrentabel und nicht auf die Bedürfnisse seiner Kunden abgestimmt. Manchmal auch zu unrecht. Trotzdem: In vielen Städten ist der öffentliche Nahverkehr bisher keine vollständige Alternative zum eigenen Auto.

Das lässt sich ändern

Die Digitalisierung eröffnet Kommunen und Verkehrsbetrieben ganz neue Möglichkeiten, ihr Mobilitätsangebot noch attraktiver zu gestalten. Zwei Worte liefern den Schlüssel dazu: „on-demand Ridesharing“ - sprich: eine nachfrageorientierte, geteilte Mobilität. Oder auch simpel gesagt: Das moderne “Anruf-Sammeltaxi” des 21. Jahrhunderts. Es gibt es keine starren Routen und feste Fahrpläne mehr. Zeitpunkt, Abholort und Fahrstrecke werden auf der Basis von Anfragen der Passagiere dynamisch und in Echtzeit berechnet. Die Basis ist eine intelligente Plattform mit der Kommunen und Verkehrsunternehmen eigenständig und autonom neue Mobilitätsangebote betreiben und in bestehende Verkehrsinfrastrukturen integrieren können. Über eine App auf dem Smartphone kann ein Shuttle “on-demand” bestellt werden, die Technologie dahinter bündelt in Echtzeit Passagiere auf ähnlichen Routen und bringt diese effizient und umweltfreundlich von Tür zu Tür. Die positiven Effekte für Städte und Kommunen sind enorm. In der Stadt wird durch ein flexibles Angebot von “on-demand Shuttles” das private PKW Schritt für Schritt ersetzt, Staus und Emissionen werden erheblich verringert. Auf Land werden neue Verbindungen geschafft werden, wo es vorher keine gab. Also: Mehr Mobilität für den Bürger. Bei insgesamt geringeren Kosten. Dadurch erhöht man die Attraktivität und Lebensqualität in ländlichen Regionen

Duisburg und Freyung. Zwei Kommunen legen los!

In gleich zwei Kommunen können wir die positiven Effekte eines “On-Demand Ridesharing” -Service bereits dieses Jahr erleben. Ab September wird der „Freyung Shuttle“ das örtliche Nahverkehrsangebot in der gleichnamigen, niederbayerischen Kreisstadt sinnvoll ergänzen. Dann können sich die Bürger von Freyung kleine Shuttle-Busse bequem per Smartphone App auf Abruf bestellen. Sie geben Start und Ziel ein, erhalten vorab die Information, wie viel die Fahrt kostet, wie lange die Fahrt dauert, und wann sie der Shuttle abholen kommt. Danach können sie in der App verfolgen, wie sich das Fahrzeug nähert. Die Passagiere werden durch qualifizierte Fahrer von Tür zu Tür zum Ziel gebracht. Die Software berechnet im Hintergrund den idealen Weg und die optimale Teilung der Route (“Rideshare”), damit alle Mitfahrer schnell und bequem zu ihren individuellen Zielen kommen. Der “Freyung Shuttle” kommt also völlig ohne Fahrplan und ohne feste Routen aus. Die Technologie kalkuliert die optimalen Routen und den effizientesten Einsatz der Fahrzeug-Flotte. Und ganz wichtig: Es werden die lokalen Akteure gestärkt: es sind die Taxi- und Busunternehmer in Freyung, die das System betreiben und ganz nach den örtlichen Voraussetzungen optimal einsetzen. Uns als door2door ist die Inklusion der regionalen Wirtschaft sehr wichtig, anstelle einer aggressiver Verdrängung. Unsere Lösung stärkt die örtliche Infrastruktur und unterstützt jene regionalen Akteure bei der digitalen Transformation.

Maxim Nohroudi, door2door; Alexander Dobrindt, Bundesverkehrsminister; Dr. Olaf Heinrich, Bürgermeister Stadt Freyung; bei der Vertragsunterzeichnung auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig am 31. Mai 2017.

Startschuss für den “Freyung Shuttle”, den wir im Beisein von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auf dem Leipziger Weltverkehrsforum feierlich unterzeichnet haben, ist Mitte September. Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich ist überzeugt, „dass sich durch das neue Angebot die Qualität der Mobilität enorm verbessern und gleichzeitig die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr reduzieren lassen“.

Was im ländlichen Freyung möglich ist, funktioniert auch in der pulsierenden Ruhrmetropole Duisburg. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) wird ebenfalls im September ihren bestehenden Nahverkehr durch “On-Demand Shuttles” erweitern. Bundesweit ist Duisburg damit die erste deutsche Großstadt die ihre eigene, autonome Mobilitätsplattform einführen und selber betreiben wird. Auch in Duisburg folgen die Kleinbusse keinem statischen Fahrplan, sondern fahren auf Basis der Echtzeit-Nachfrage der Bürger. Dabei teilen sich Fahrgäste die Fahrten in den Kleinbussen und werden von ihren individuellen Standorten jeweils zum gewünschten Ziel gebracht. In der bis 2019 angesetzten Testphase wollen wir gemeinsam zeigen, dass der ÖPNV heute in punkto Komfort und Flexibilität problemlos mit dem eigenen PKW konkurrieren kann. Denn die Zeiten, in denen sich Menschen nach Fahrplänen und Haltestellen richten müssen, sind dann Geschichte. Wir sind voller Vorfreude auf die anstehenden Projekte. Damit zeigen wir, dass es heute exzellente Möglichkeiten für nachhaltige Mobilität in der Stadt und auf dem Land gibt. Der ÖPNV der Zukunft ist flexibel, individuell und bringt die Bürger mit einem Klick einfach von Tür zu Tür. Eine Zukunft, auf die wir uns wahrlich freuen dürfen.

Eine autonome Mobilitätsplattform für die Stadt

door2door ist ein unabhängiger Zuliefer und Partner für Städte und Kommunen, damit Städte ganz autonom und unabhängig ihre eigene Mobilitätsplattform betreiben, steuern und kontrollieren können. Wir ermöglichen den Städten neue Formen der Mobilität einzusetzen, ganz nach den eigenen, lokalen Bedürfnissen. Damit eben kein Dritter andernorts, gar im Ausland, definiert, wie die Mobilität in der jeweiligen Region gestaltet wird, sondern die Experten in der Stadt vor Ort das Beste für ihre Kommune und die Bürger gestalten können. So verstehen wir unseren Auftrag für intelligente Mobilität: Empower the city!

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Maxim Nohroudi
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Founder & Co-CEO at door2door.io 🦄 Board Member BITKOM. Working on new mobility. Berlin. ❤️ food, nature & In-’n’-Out Burgers.