Autoindustrie und Startups

Zusammenarbeit für den gemeinsamen Erfolg

Manuel Hellmanzik
door2door Blog
Published in
4 min readMar 14, 2017

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Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sowie der Bundesverband Deutsche Startups e.V. (BVDS) haben gemeinsam Leitlinien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Automobilkonzernen und Startups erstellt und in einem gemeinsamen Positionspapier veröffentlicht. Beide Verbände rufen ihre Mitglieder dazu auf, sich anzunähern und gemeinsam den Innovationsstandort Deutschland zu sichern. Weiterhin appellieren sie an die Politik, die gesetzlichen Rahmenbedingungen dahingehend anzupassen, dass Innovation hierzulande gefördert sowie neue Mobilitätskonzepte umgesetzt und erlebbar werden. Dr. Kay Lindemann, Geschäftsführer des VDA, Prof. Jörg Rocholl, Präsident der internationalen Wirtschaftshochschule ESMT in Berlin, und Dr. Tom Kirschbaum, Vorstandsmitglied des BVDS und Gründer sowie Geschäftsführer door2door, haben am Donnerstag zu einem gemeinsamen Abend im WECC in Berlin geladen, um diese Thesen zu diskutieren und zu zeigen: die Automobilindustrie und die Startups stehen für eine Zusammenarbeit bereit.

Die digitale Transformation der letzten Jahre hat Mobilität in einen Megatrend verwandelt. Kontinuierlich werden neue Mobilitätskonzepte vorgestellt, die sowohl unsere Gegenwart als auch unsere Zukunft gestalten: autonome Fahrzeuge, fliegende Drohnen, aber auch Carsharing und Ridesharing-Systeme, die den Verkehr in Städten unter Kontrolle bringen sollen, sind nur einige Beispiele. Politische Maßnahmen wie das derzeit stark diskutierte Fahrverbot für Dieselfahrzeuge behandeln dabei oftmals nicht die eigentlich drängende Frage, wie man den veränderten Mobilitätsbedürfnissen der Gesellschaft begegnen kann. Denn heutzutage erwarten die Menschen zunehmend, dass sich Mobilitätsservices an dem eigenen Bedarf und somit an der Nachfrage orientieren. Deshalb spielt die “on-demand” Sharing Economy eine wesentliche Rolle in der Gestaltung der Mobilitätsvielfalt.

“Shared Economy ist nachhaltig und wir sind davon begeistert. Wenn der ÖPNV uns vor der Tür abholt, werden sich unsere Städte grundlegend verändern,” so Dr. Tom Kirschbaum

(v.l.): Dr. Kay Lindemann (VDA), Dr. Tom Kirschbaum (BVDS, door2door), Prof. Jörg Rocholl (ESMT), Sandra Berndt (Moderation)

Individualverkehr muss sich kollektivieren, ÖPNV muss sich individualisieren. Das eigene Auto gehört der Vergangenheit an. So kann dem steigenden Bedarf und den gleichzeitig steigenden Anforderungen an Mobilität begegnet werden. Um diese Konzepte jedoch nachhaltig umsetzen zu können, muss die Politik konkrete Handlungsschritte unternehmen. Finanzielle und gesetzliche Hürden für junge Unternehmen, das Thema Datenverfügbarkeit sowie die nicht ausreichende unternehmerische Kultur spielten in der Podiumsdiskussion eine Hauptrolle. Deutschland muss innovationsfreundlicher werden. Prof. Jörg Rocholl sprach in diesem Zusammenhang von “hidden champions”: Junge, noch unbekannte Unternehmen mit innovativen Ideen, die von der Politik stärker finanziell gefördert werden müssen. Hier muss sich eine Investitionskultur etablieren. Und schließlich darf auch nicht geglaubt werden, dass für die Schaffung von besseren gesetzlichen Rahmenbedingungen noch viel Zeit bleibe. Dr. Kirschbaum betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, Innovationen für die Bevölkerung besser erlebbar zu machen. Startups muss die Möglichkeit gegeben werden, ihre Ideen auch in Deutschland auf die Straße zu bringen und ausprobieren zu können. Dafür ist beispielsweise eine Liberalisierung des Personenbeförderungsgesetzes notwendig.

Möglichkeiten besser Nutzen. Das trifft auch auf das Thema Daten zu. Dr. Lindemann befürwortete beispielsweise einen effektiven Datenschutz, plädierte aber auch dafür, die Vorteile einer besseren Datennutzung zu sehen.

“Es geht darum, eine höhere Datenverfügbarkeit als Chance zu betrachten und auch so zu definieren. Hier muss mehr Offenheit gezeigt werden,” so Dr. Kay Lindemann

Offen zeigten sich schließlich auch die Vertreter der Automobilindustrie sowie der Startup-Branche über eine engere Zusammenarbeit in der Zukunft. Denn eines ist neben einer notwendigen politischen Weichenstellung klar: Je enger die Kooperation zwischen Autokonzernen und Mobilitäts-Startups, desto erfolgreicher können innovative und vielversprechende Mobilitätskonzepte, die unsere Städte nachhaltig verändern, auch tatsächlich umgesetzt werden. Dr. Kirschbaum betonte, dass auf beiden Seiten unterschiedliche Kompetenzen liegen und jeder in einer Kooperation deshalb voneinander lernen kann. Junge und mutige Startups beschäftigen sich mit einzelnen Aspekten von Mobilität und liefern Ideen sowie Technologien, wie diese verbessert werden können. Etablierte Akteure haben diese Kapazitäten oft nicht, können aber als Marktführer bei der Umsetzung solcher Ideen helfen und sich dabei in einer zunehmend digitalisierten Welt besser positionieren und fit für die Zukunft machen. Denn letztlich haben die meisten Hersteller bereits erkannt, dass es in Zukunft nicht mehr nur um das bloße Produzieren von Fahrzeugen geht, sondern um die Bereitstellung von Mobilität in Ihrer Gesamtheit.

Johann Jungwirth, Chief Digital Officer der Volkswagen AG, stellt das “Mobilität für alle”-Konzept von VW vor.

Die gemeinsame Veranstaltung von VDA und BVDS bildete den Auftakt, um im Rahmen eines intensiven Dialogs sowie durch die Etablierung entsprechender Foren diese Themen weiter voranzutreiben. Die Startup Pitches sowie die anschließenden Lobeshymnen von VW, BMW und Daimler an Startups und deren erfolgreiche Zusammenarbeit haben noch einmal bestätigt: die Zusammenarbeit lohnt sich.

Wir von door2door freuen uns darauf, dabei auch in Zukunft mitzuwirken.

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Manuel Hellmanzik
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public affairs at door2door, master of public policy (MPP) @HertieSchool, politics freak, focus on #mobility and #digitization, ❤ good food, tv series & nature