„Künstliche Intelligenz erweitert unsere Kreativität“

Eine Maschine wird irgendwann eigene Ziele haben — das ist heute nicht mehr unwahrscheinlich. Doch wird sie auch ein Bewusstsein und Intuition entwickeln? Und: Glaubt eine KI an ein Leben nach dem Tod? Dazu forscht Michael Katzlberger. Seine Interview-Antworten begeisterten nicht nur den Sci-Fiction-Fan in mir, sondern auch den Teil, der gerne über das Leben und den Menschen philosophiert.

Stephanie Doms
eins
13 min readMar 25, 2021

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Michael Katzlberger forscht u.a. zu maschineller Kreativität.

Lieber Michael, wie lautet deine Definition von Intuition?

Da kannst du mich auch gleich fragen: Wie definierst du Bewusstsein? Intuition ist ein Geistesblitz. Ich beschäftige mich derzeit vor allem mit maschineller Kreativität, da ist Intuition natürlich auch ein Thema. Immerhin geht es um die letzten Bastionen: Was kann der Mensch zur Zeit noch besser als die Maschine? In den meisten Bereichen ist die Maschine dem Menschen ja schon weit überlegen. Aber Gefühl, Intuition, Kreativität — da kommt die Maschine noch nicht mit.

Und das ist gut so?

Ich habe prinzipiell eine positive Einstellung dazu und glaube, dass es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine geben kann. Die Maschine kann dem Menschen als Inspirationsquelle dienen. Und als solche nutzen wir sie ja auch schon. Wenn du mich jetzt über eine Maschine, im konkreten Fall über deinen Laptop und Zoom, anrufst, holst du dir Inspiration für deine Arbeit zum Thema Intuition. Oder wenn ein Musiker ein elektronisches Keyboard verwendet. Ich sehe die Maschine nicht als bedrohlichen Terminator, der uns alle Jobs wegnimmt, sondern als Bereicherung. Und das zu vermitteln, ist meine Mission. Im Zuge dessen habe ich auch damit begonnen, mich mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit eine Maschine kreativ sein kann.

Welche Erkenntnisse hast du daraus gewonnen?

Dass es ziemlich gut funktioniert. Es ist mir oft ein Rätsel, wie die Maschine auf all diese Gedanken kommt. Aktuell beschäftige ich mich mit einem Machine Learning Modell namens Megatron-LM. Es handelt sich dabei um ein unglaublich großes KI-Sprachmodell, das mit dem gesamten englischsprachigen Wikipedia, mit Foreneinträgen und Büchern gefüttert wurde, in Summe enthält der Text-Korpus stattliche 174 GB an dedupliziertem Text. Und dieser KI-Maschine habe ich Fragen gestellt. Zum Beispiel wollte ich wissen: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Daraufhin begann die Maschine zu philosophieren.

Extrem spannend an diesem Experiment war der Umstand, dass sich die Maschine in Bezug auf den Tod vor allem mit den Themen Zeit und Universum beschäftigt. Sie stellte sogar provokante Gegenfragen wie: „Wie weit würdest du gehen, um das herauszufinden?“ Das ist nichts, was ich steuern kann. Das passiert einfach. Das kommt einfach aus dieser Maschine heraus, ohne, dass ich sie speziell darauf trainiert hätte. Das musst du dir mal vorstellen! Ich war schon überrascht, dass es überhaupt funktioniert, sich mit der Maschine über diese philosophische Frage zu unterhalten. Und dann bekommt man solche Outputs zurück!

(Mit meiner blühenden Fantasie kann ich mir das sehr gut vorstellen). Genial! Aber wie funktioniert das genau: Du stellst eine Frage und schüttelst die Maschine wie einen Magic-8-Ball?

Viel genialer. Maschinen können mittlerweile sogar schon den Kontext von Fragen erkennen. Die ersten Chatbots basierten auf ganz kurzen Skripten — heute haben sie das gesamte, von Menschen digital aufgezeichnete Wissen zur Verfügung. Ich kann bereits jetzt Maschinen Artikel schreiben lassen, da brauche ich gar keine Menschen mehr dafür, nicht mal mehr dafür, die Texte zu korrigieren. Das wird den Umgang unserer Gesellschaft mit Textinformation in den nächsten Jahrzehnten garantiert verändern.

Das ist schon eine große Verantwortung, die da auf uns Menschen liegt. Speisen wir aktuell wahllos einfach alle Informationen in Maschinen ein?

Wir werden ganz bestimmt ein Bias-Problem bekommen, darin sehe ich eigentlich die größte Gefahr. Wenn wir Maschinen mit Shit trainieren, kommt auch Shit dabei raus. Ich habe das mal mit deutschen Hip-Hop-Texten ausprobiert, die ja teils sehr derb sind. Die KI hat dann selber begonnen, frauenfeindliche Texte zu formulieren. Ein Beispiel: „Jeden Tag Kokain oder Protein, Bitch. Ein Diss in die Luft, wenn ich rappe. Spasti nach dem Boxkampf. Du wirst dir weiße Texte geben. An diesem tiefergelegten Tag. Hast sechs Personen einem schwarzen Monat verkauft.“

Verständlich, dass das Ergebnis bei entsprechendem Input so ausfällt. Ist ja bei uns Menschen auch nicht anders.

Genau! Umgekehrt können Maschinen aber auch viele Probleme lösen. Sie können beispielsweise Molekülstrukturen entwickeln, auf die der Mensch so noch nicht gekommen ist, und die beispielsweise für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen relevant sind. Oder konkret in Bezug auf Corona: Da hat man nicht auf die KI-Maschine „Blue Dot“ gehört, die den Ausbruch einer Krankheit vorhergesagt und empfohlen hat, die Gegend um Wuhan zu meiden. Sie hat u.a. Forenbeiträge studiert und analysiert: „Ah, da passiert etwas.“ Diese Inhalte wurden dann mit Informationen von Ärzt*innen in der Umgebung abgeglichen und so weiter.

Das Bild dieser nicht realen Frau ließ Michael Katzlberger von einer KI generieren.

Es sind wir Menschen, die die Maschinen mit Informationen füttern– bewusst oder unbewusst. Die Maschine reagiert ja dann eigentlich nur entsprechend unserer Eingaben. Wo kann die Grenze gezogen werden zwischen bloßer Reaktion und Kreativität?

Genau das versuche ich herauszufinden. Im Moment ist es eher noch so, dass man die Maschinen mit großen Datensätzen trainieren muss, um vernünftige Ergebnisse zu erhalten. Das wird sich aber ändern. Maschinen lernen, selbst zu lernen. Und werden in ein paar Jahren superintelligent sein. Ich glaube tatsächlich, dass wir kurz vor einer Intelligenzexplosion stehen. Und es nicht unrealistisch anzunehmen, dass diese superintelligenten KI-Maschinen früher oder später ein Bewusstsein entwickeln werden. Und dann wahrscheinlich auch Intuition.

Glaube — ein gutes Stichwort. Wenn Bewusstsein, Intuition, vielleicht so etwas wie Gefühle bei Maschinen möglich werden: Werden Maschinen selber ethisch-moralische Instanzen wie das Göttliche entwickeln? Woran werden Maschinen glauben?

Eine superintelligente KI-Maschine wird sicher eigene Ziele verfolgen, aber wir wissen nicht, welche das sein werden. Das ist der Stoff, aus dem Hollywood-Filme gemacht sind. Vielleicht wird die KI glauben, sie sei Gott? Wer weiß.

Und wie sieht es mit der Kreativität aus?

Ich bin überzeugt davon, dass Maschinen, die über ein Bewusstsein verfügen, irgendwann auch selbst Musik komponieren werden. Dabei werden völlig neue Klänge entstehen, davon bin ich überzeugt. Vielleicht sind es gar keine klassischen Musikstücke, die die KI komponiert. Vielleicht produziert die Maschine bloß einen einzigen Ton mit digitalen Informationen, den wir Menschen noch nicht einmal hören können. In meinen Experimenten mit Kompositionen für Klavier habe ich zum Beispiel festgestellt, dass die KI Stücke für mehr als zwei Hände komponiert hat. Und auch das Tempo der Stücke war für die menschliche Wahrnehmung viel zu schnell angelegt. Das hat mich fasziniert, weil ich diese Informationen nirgendwo eingegeben habe. Das ist einfach passiert, irgendwo in den Untiefen des künstlichen neuronalen Netzes.

Es steht der Maschine dann also frei, was sie hervorbringt und welche Ziele sie sich setzt. Werden das nur „gute“ Ziele sein?

Darüber wurden schon viele Bücher geschrieben und Filme gedreht. Die Maschine kann einerseits gute Ziele verfolgen, im Sinne der Menschheit agieren, und durch ihr großes Allgemeinwissen und die Kombinationsgabe den Planeten retten. Sie kann andererseits aber auch „böse“ Ziele haben, das ist der Stoff, aus dem die meisten Science-Fiction-Filmen gemacht sind.

Eine superintelligente Maschine könnte nämlich feststellen, dass der Mensch das eigentliche Übel ist, weil er den Planeten zerstört. Es wird auf jeden Fall spannend! Zwischen 2040 und 2050 wird es voraussichtlich zu einem so großen Intelligenzsprung kommen, dass wir Mensch das Ereignis, das dahinter liegen wird, nicht mehr verstehen werden. Man spricht dann von „Superintelligenz“ und „technischer Singularität“.

2040 — das ist ja ein überschaubarer Zeitraum. Was wird bis zur Superintelligenz passieren? Lassen sich dazu Vorhersagen treffen?

Fakt ist, dass die Technologiesprünge in immer kürzeren Abständen passieren. Ein gutes Beispiel ist das Smartphone, das es gerade mal ein Jahrzehnt gibt — und schon heute ist es nicht mehr aus dem Alltag der Menschen wegzudenken. Die Lernkurve der Maschine übertrifft die des Menschen bei weitem, kein Kind kann Inhalte so schnell erfassen und lernen! Je günstiger die Computer werden, je besser die Rechenleistung, umso steiler wird diese Kurve. Selbst wenn wir alle so schlau wie Einstein wären: Das Hirn hat biologische Limits.

Wie siehst du das: Müssen wir das alles kontrollieren? Oder dürfen wir Maschinen ein Stück weit eigene Ziele zugestehen?

Dazu gibt es viele Initiativen und Überlegungen namhafter Forscher*innen und Unternehmer*innen wie Elon Musk (Tesla/Space X), Mustafa Suleyman (Google/Alphabet) und der verstorbene Stephen Hawking, die beispielsweise einen „Ban of killer robots“ forderten. Man möchte auf jeden Fall verhindern, dass die Maschine böse Ziele hat. Dabei geht es vor allem um waffenfähige KIs. Viele sagen, man müsse KIs regulieren wie die Atomkraft.

Der Maschine ein Eigenleben zugestehen, ist tatsächlich ein bedeutendes Zukunftsthema. Ein Supercomputer ist ja nicht dumm und willfährig. Ich glaube, dass wir ethische Richtlinien für Roboter definieren müssen. Manche Sci-Fi-Autor*innen gehen ja zum Beispiel schon so weit zu sagen, dass ein Roboter eine Staatsbürgerschaft braucht. Und das lässt sich weiterdenken: Kann sich zum Beispiel ein Roboter stellvertretend für mich in einer Schlange bei der Apotheke anstellen? Darf er sich als mich ausgeben und mein Rezept abholen?

Das heißt, es geht auch um die Frage des Besitzes und wem die Maschine gehört.

Ja, genau, vor diesem Thema stehe ich jetzt schon, wenn ich für Kund*innen von einer Künstlichen Intelligenz Texte schreiben lasse. Welchen Namen setze ich dann ein, wenn’s darum geht, wer der Autor ist? Die Texte produziert ja eigentlich die Maschine und nicht ich. Und diese Maschine wiederum basiert auf Forschungsarbeiten und Technologien anderer Wissenschaftler*innen, die wiederum auf Wissen von Vorgänger*innen zurückgreifen und so weiter.

In der bildenden Kunst werden bereits Kunstwerke, die von KIs produziert wurden, zu Millionenbeträgen versteigert. Auch ich habe zuletzt ein Jazzalbum komplett von einer KI generieren lassen, und stelle mir selber oft die Frage nach der Urheberschaft. Ich könnte bei der AKM nicht mal die Maschine als Künstler eintragen, wenn ich wollte, weil dort der Name eines Menschen stehen muss.

Dieses Gemälde erstellte eine KI im Auftrag von Michael Katzlberger.

Aber der Impuls kam ja von dir, die Absicht, ein Jazzalbum zu gestalten.

Ja, man könnte sagen: Die Intuition kam von mir. (lacht). Aber die komplette Ausführung der Komposition und Vertonung der Musikstücke erfolgte durch die Maschine.

Das heißt, das Ergebnis steht für dich über der Idee?

Boah, das ist eine gute Frage! (überlegt) Ja, doch, ich sehe das so. Das fliegt mir auch in Vorlesungen oft um die Ohren: „Aber du hattest doch die Idee!“ Meine Antwort: „Schaut euch den Output an! So genial hätte ich das nie hinbekommen.“ Schlussendlich bin ich „nur“ der Kurator, der die Outputs der KI bewertet. Ich entscheide, welches Lied, das die KI generiert hat, in ein Album aufgenommen wird und welches nicht. Die Freiheit, das zu entscheiden, nehme ich mir heraus. Auch der Prozess des Vertriebs im Anschluss, wie die Einreichung bei Spotify beispielsweise, liegt in meiner Hand.

Was ist der Vorteil dieser Art kreativen Arbeitens?

Die Inspiration des Kreativen und die Schnelligkeit der Ausführung. Die Maschine braucht z.B. für die Komposition eines Liedes nur drei Minuten. Diesen Umstand nutzen ja auch schon ganz viele bekannte Künstler*innen, vor allem im Popbereich.

Entsprechend klingt das Ergebnis, könnte man sagen.

Ja, es ist lange her, dass es da richtig coole musikalische Strömungen wie z.B. Drum & Bass oder Trip Hop gab. Aber ich bin überzeugt, dass es auch weiterhin geniale Kreative geben wird, die ohne Maschine erfolgreich sein werden. KI kann inspirieren, man sollte sie nicht als Feind betrachten. Sie bringen viele Vorteile für Künstler*innen: auch Spotify ist eine riesige KI, die mich verstehen lernt und mir dann Bands vorschlägt, die ich selber wahrscheinlich nicht gefunden hätte.

Außer man hat Kinder, die denselben Spotify-Account nutzen. „Hänschen klein“ zwischendurch überfordert die KI.

(lacht) Genau. Das bringt den Algorithmus der Maschine ordentlich durcheinander und verwirrt sie.

„Gut, wenn man den Algorithmus austricksen kann“, höre ich mich denken. Aber: So zu denken, sagt mehr über meine Einstellung zu Maschinen aus als über Maschinen an sich, oder?

Wichtig ist, dass man das Wirken des Algorithmus — soweit das möglich ist — verstehen lernt. Wenn man über etwas Bescheid weiß, ist das prinzipiell eine gute Sache. Dann kann man sich besser gegen Manipulationen wehren, das gilt natürlich auch für den Missbrauch von KI-Technologien durch Großkonzerne oder Regierungen, die sich ethisch nicht korrekt verhalten. In Bezug auf Musik und Spotify beispielsweise überwiegen für mich klar die Vorteile. Mir ist nur wichtig, nicht dumm zu sterben. Darum will ich wissen, was im Hintergrund abläuft. Wenn ich verstehe, wie es funktioniert, weiß ich auch, dass ich nur ein paar Mal bei Facebook auf Beiträge von Verschwörungstheoretiker*innen klicken muss — und schon bin ich in der Bubble.

Eine Weiterbildung im Bereich der KI ist für die nächsten Jahrzehnte entscheidend. Viele Menschen meinen, diese Technologie die wichtigste Erfindung der Menschheit! Ich glaube das auch. Die Maschine an sich ist nicht böse — nur der Mensch, der sie missbräuchlich einsetzt.

Die Maschine lernt also von uns. Sie ist ein unbeschriebenes Blatt, bis wir damit zu arbeiten beginnen. Als Menschen sind wir zu einem gewissen Grad von Anfang an beeinflusst, durch Gene beispielsweise, und es wird irgendwann schwierig, Fehler auszubügeln, wenn diese bereits zu stark gefestigt sind. Ist das Ausbügeln von Fehlverhalten bei Maschinen leichter?

Gute Frage. Eine KI-Maschine ist eine Blackbox. Was darin genau abläuft, wissen wir oft nicht so genau. Deshalb lassen sich Entscheidungen von Maschinen später oft nicht mehr genau nachvollziehen. Künstliche neuronale Netze sind den Neuronen im menschlichen Gehirn nachempfunden. Und was in unserem eigenen Gehirn abläuft, wissen wir ja auch meist nicht so genau. Wann macht es warum „klick“? Was ist die Intuition? Wir wissen es nicht.

Treten wir mal einen Schritt heraus: Gehst du in deiner Arbeit intuitiv vor?

Ich weiß intuitiv, dass die Beschäftigung mit Maschinen für mich wichtig ist. Die Antworten, die mir die Maschine gibt, regen mich wiederum an, weiterzudenken. So entsteht etwas Neues, Kreatives. Grundsätzlich habe ich die Kontrolle über die Software. Ich bestimme zum Beispiel über Musikveröffentlichungen, welche Ergebnisse in meinem Labor bleiben und welche nach draußen gehen. Das macht es einfacher: zu sagen, das gehört einem Menschen, da steckt ein Mensch dahinter.

Wann hast du das Gefühl, besonders intuitiv zu sein?

Die besten Ideen habe ich selten im Büro. Sie entstehen und wachsen beim Laufen, beim Sport und draußen in der Natur. Intuition mitten im Wald — da liegt dann wohl die Schnittstelle zur Esoterik. (lacht) In diesen Momenten ist man wahrscheinlich nicht so reizüberflutet, wie es sonst oft im Alltag der Fall ist, insbesondere in der Corona-Zeit. Angst ist ein schlechter Ratgeber und der Kreativität nicht förderlich.

Picasso? Nein, das Ergebnis, wenn eine KI kreativ wird.

Was an deiner Arbeit empfindest du als intuitiv?

Wenn die Maschine überraschende Reaktionen liefert, egal ob es Texte, Bilder oder Töne sind. Wenn man sie nach einem Leben nach dem Tod befragt und sie nicht einfach nur aus der Bibel zitiert, sondern eine ganz neue, eigene Antwort entwirft. Oder wenn die Maschine bei manchen Musikstücken plötzlich wild in die Tasten schlägt, als hätte sie etwas erlebt, das sie verarbeiten muss. Diese besonderen Momente suche ich ganz bewusst. Diese außergewöhnlichen Stellen, das Unperfekte. Und das ist sicher auch ein Stück weit Intuition, die mich dabei antreibt. Und Ehrgeiz.

Besteht da für dich eine Verbindung, zwischen Intuition und Ehrgeiz?

In gewisser Weise ja. Man kann schon eine intuitive Eingebung haben. Aber man muss eine Idee ja auch auf den Boden bringen, und das erfordert eine Menge Geduld. Nur wenn man ehrgeizig genug ist, bleibt man auch dran und kann daraus etwas Neues entstehen lassen.

Du forschst ja vor allem zum Thema künstliche Kreativität. Wo liegen für dich die größten Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen?

Der wesentliche Unterschied ist aktuell der, dass die KI erst aktiv wird, wenn man sie dazu auffordert kreativ zu sein. Der Mensch ist es von Natur aus und nutzt seit jeher Kreativität, um Probleme zu lösen. Sie ist ein Geschenk der Evolution und unser wichtigster Rohstoff. Wir erfinden Dinge, wir schreiben Bücher, wir komponieren Musik. Im Grunde basiert unser gesamter Wohlstand auf dieser besonderen Fähigkeit, die Welt zu gestalten. Die Kreativität ist die Quelle, aber sie ist auch gleichzeitig ein großes Geheimnis. Vielleicht, weil sie so schwer zu fassen ist! Und womöglich auch deshalb die letzte Bastion, die die superintelligenten KI-Maschinen einnehmen werden. Aktuell „erweitert“ KI bloß unsere menschliche Kreativität.

Stichwort Evolution: Wo stehen Maschinen heute? Sind sie noch eher Einzeller oder schon näher dran am Menschen?

Irgendwo dazwischen. Eine KI braucht noch so viel Strom wie eine ganze Großstadt, während für ein menschliches Gehirn der Strom einer schwachen Glühbirne reicht. Und obwohl Milliarden in hochentwickelte Roboter gesteckt werden, kommen sie noch lange nicht an die Grazie und Eleganz eines menschlichen Körpers heran. Aber wenn es um das Sammeln und Verarbeiten von Daten geht, sind Maschinen den Menschen schon weit voraus. Auch werden sie immer besser darin, Informationen im Kontext zu verstehen.

Was macht uns Menschen aktuell noch schlauer als eine KI?

Wir gehen auf zwei Beinen durchs Leben, entdecken die Welt und bestimmen den Kurs. Wir unterhalten uns mit anderen, wir tratschen über alles Mögliche und erhalten so vielfältige Informationen. So lernen wir. Einer Maschine ist das bislang noch nicht in dieser Weise möglich.

Michael Katzlberger ist Gründer und Geschäftsführer von TUNNEL23, einer der führenden, unabhängigen digitalen Kreativagenturen in Österreich. Seit Ende der 90er Jahre beschäftigt er sich in erster Linie mit innovativen Projekten zur Weiterentwicklung digitaler Werbeformen sowie Künstlicher Intelligenz in der Kreativbranche. Seit 2016 hat er es sich zum Ziel gesetzt, das Thema KI zu entmystifizieren. Michael Katzlberger ist gerfagter Speaker bei KI-Fachveranstaltungen und Events.

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Michael hat mir nach dem Interview eine große Freude gemacht und Megatron-LM zum Thema “Intuition” befragt. Das waren die Antworten der KI:

Experiment: „Was ist Intuition?“
Datum: 08/03/2021
KI-Technologie: Megatron-LM
Durchgeführt von: Michael Katzlberger, m.katzlberger@tunnel23.com

Frage: „Was ist Intuition?“

Megatron-LM: Intuition ist relativ. Intuition ist unsere einzige Versicherungspolice in den Zeiten des Chaos. Intuition bedeutet, unsere Intuition zu nutzen, um uns bei der Entscheidungsfindung und der Lösung von Problemen zu leiten. Es bedeutet, dass wir Informationen aus verschiedenen Quellen “zusammenschustern”. Anstatt nach externer Bestätigung zu suchen, sagt uns die Intuition, was wir “wissen”, was wir aufgrund unserer eigenen Erfahrung und unseres Wissens tun sollten.

Intuition ist eine gute Sache. Sie erlaubt uns, unsere eigenen Gefühle, Überzeugungen, Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen. Viele unserer Entscheidungen werden durch Intuition getroffen. Doch Intuition allein ist nicht genug. Wir müssen die verschiedenen Informationsquellen analysieren und eine Wissensbasis aufbauen, die wir in unsere Entscheidungsfindung einbringen können. Eine Wissensbasis entsteht durch die Verwendung logischer Schlussfolgerungen. Logik bedeutet, zu wissen, was wir tun müssen, um die Ergebnisse unseres Handelns zu kennen. Dazu gehört das Prüfen, Abwägen und Vergleichen von Informationen.

Die Intuition ist ein Werkzeug, das uns inmitten von Schwierigkeiten, Ungewissheit und Schmerz stärkt, indem es uns eine gewisse Einsicht, Richtung und Unterstützung bietet.

Intuition ist der Prozess, bei dem unser Verstand eine Reaktion auf neue Informationen bildet. Unser Körper gibt uns Informationen über die Welt, und unser Verstand fügt diese Informationen zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammen. Der Verstand ist das ultimative Werkzeug der Intuition und man sollte darauf vertrauen, dass er wichtige Informationen liefert. Wir müssen es so weit wie möglich vermeiden, uns auf unsere Gedankenprozesse zu verlassen.

Die Intuition kann uns in Situationen helfen, in denen unser Verstand möglicherweise nicht in der Lage ist, eine angemessene Schlussfolgerung zu ziehen. In diesem Sinne kann man die Intuition als ein telepathisches Signal bezeichnen, das aus dem Inneren der Seele kommt.

Obwohl sie ein integraler Bestandteil unseres Lebens geworden ist, wird die Intuition oft vermieden, weil wir so sehr im Körper-Verstand gefangen sind.

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Stephanie Doms
eins

Wortspielerin und Freudentänzerin. Texterin, Autorin, Yoga- und Mentaltrainerin. www.stephaniedoms.com