Kein Google, keine Cookies — Wie wir unsere Website analysieren

Marlon Alagoda
entwicklerkollektiv
4 min readSep 23, 2020

Obwohl verpflichtende Cookie Banner nerven, Ad Blocker und Privacy Plugins weit verbreitet sind, ist Google Analytics der de-facto Standard für die Analyse von Traffic auf Websites. Das Tool bietet eine lange Liste an Features, die weit über die Beantwortung der Frage “Wieviele User hatte ich letzten Monat” hinaus gehen. Google kann Website Betreibern und Merketeers sogar sagen wie viele Benutzer ein gewisses Produkt gekauft haben und ob sie zusätzlich ein ähnliches Produkt erworben haben. Mit Google Analytics kann man auch herausfinden, ob sich das gewohnte Browserverhalten von Benutzern verändert hat.

Für so manche*n mögen diese Features nützlich sein, für ganz viele aber nicht, die Daten der Website Nutzer*innen muss man trotzdem hergeben.

Was kostet Google Analytics?

Für Google Analytics muss man keinen einzigen Cent bezahlen. Kostenlos ist es deshalb allerdings noch lange nicht. Man willig ein, dass Google die Daten der eigenen Website nutzen darf, um Nutzer*innen über mehrere Websites hinweg zu tracken und entsprechende Profile zu erstellen. Diese Profile werden genutzt um Werbung noch genauer auf uns zuzuschneiden. Google macht mit diesen Daten sehr viel Geld.

Mehr ist nicht unbedingt besser

Während manche Unternehmen das Featureset von Google Analytics ausnützen mögen, brauchen wird das alles nicht. entwicklerkollektiv.wien ist unsere digitale Visitenkarte. Es ist der Ort an dem wir zeigen wer wir sind, was wir können und wie man mit uns zuammenarbeiten kann. In unserem wöchentlichem Jour Fixe wollen wir allen voran wissen wie viele Personen zu welcher Uhrzeit auf unserer Website waren. Dadurch lässt sich messen, welcher Content gut bei euch ankommt und woran wir noch arbeiten müssen. Wir können dadurch zum Beispiel herausfinden ob das Posten eines neuen Blog Artikel auf verschiedenen Social Media Kanälen Besucher*innen auf unsere Website bringt oder nicht. Ich wette, vielen von euch reicht es auch, folgendes zu wissen:

  • Wieviel Personen haben meine Website besucht?
  • Welche Unterseiten haben sie besucht?
  • Wann wurde meine Website besucht?
  • Mit welchen Endgeräten wurde meine Website besucht?
  • Wie sind die Nutzer*innen auf meine Website gekommen?

Uns reicht es voll und ganz Antworten auf diese Fragen zu bekommen.

“Website traffic analysis is plausible(.io)”

Uku Täht und Marko Saric hatten auch ein Problem damit einem milliardenschweren Unternehmen Daten der eigenen Nutzer zu schenken. Sie haben deshalb ein Open Source Tool namens Plausible Analytics geschrieben. Plausible.io hat es sich zum Ziel gemacht die Zahl der Websites, welche “proprietäre, benutzerfeindliche und datenschutzinvasive Webanalyseprodukte” verwenden, zu minimieren. In einem Podcast Interview mit Changelog wird die Annahme getroffen, dass die meisten Website Betreiber*innen nur ein ganz kleines Featureset von Google Analytics nutzen. Auf uns trifft es jedenfalls zu.

Genauere Zahlen ohne Google

Ad Blocker sind in aller Munde. Ich nutze sie und du wahrscheinlich auch. Ich nutze sie, obwohl ich verstehe, dass viele Unternehmen von Werbung abhängig sind und ich diesen Unternehmen eigentlich nicht ihre Geschäftsgrundlage entziehen will. Ad Blocker blocken aber nicht nur Werbung, sondern oft auch Google Analytics. Marko Saric testet wieviele Nutzer einen Ad Blocker verwenden der Google Analytics blockiert.

“Out of the almost 28,000 unique visitors in my sample from June 2020, 13% blocked Google Analytics. This ranged from 6% on a lifestyle site, 9% on a foodie site to 26% on a tech site (the website you’re on).”

Er kam zu dem Ergebnis, dass im Schnitt 13% der Nutzer Google Analytics blockieren. Google Analytics nutzt also nicht nur Daten für eigene Zwecke, sondern zeigt Website Betreiber*innen auch noch weitgehend inakkurate Daten an.

Nein, wir nutzen keine Cookies 👌

Cookie Banner — Wen nerven sie nicht? Cookies werden unter anderem verwendet um Nutzer*innen über mehrere Websites hinweg zu identifizieren. Eigentlich darf ein/e Website Betreiber*in keinen Nutzer zwingen Cookies für einen externen Dienst wie Google Analytics zu akzeptieren um den eigenen Dienst zur Verfügung zu stellen. Cookies welche nicht benötigt werden um die Funktionalität, für welche der/die Nutzer*in die Website aufgerufen hat, zur Verfügung zu stellen, müssen als Opt-In angeboten werden, damit der Webauftritt DSGVO konform ist.

Da Plausible.io kein Interesse daran hat, Nutzerprofile über mehrere Websites hinweg zu erstellen, um dann zielgerichteter Werbung schalten zu können, werden keine Cookies benötigt. Nutzer*innen werden nicht eindeutig gemacht. Die Lösung ist somit auch komplett ohne Cookie Banner DSGVO konform.

Open Source und SaaS

Während der Source Code von Plausible Analytics frei zugänglich ist, geben die zwei Entrepreneure die Kosten für das Betreiben der Anwendung an den Kunden weiter. Im Gegensatz zu vielen anderen Software-as-a-Service Angeboten ist die Preisgestaltung erfrischend einfach. Es gibt keine Premium Features, sondern es ist sofort alles zugänglich. Hat man mehr Nutzer*innen und erzeugt man somit mehr Last auf den Servern von Plausible.io, zahlt man mehr Geld. Durchschnittlich 10.000 Pageviews kosten $6 im Monat. Ich empfinde den Preis als fair, wenn man bedenkt, dass man dafür genauere Daten bekommt, keinen nervigen Cookie Banner benötigt und die Daten der eigenen Kunden nicht weitergeben muss. Hat man mehr Traffic, zahlt man mehr, verdient aber vermutlich auch mehr Geld mit der eigenen Website. Angenehm ist auch, dass man nicht an den Dienst gebunden wird und er jederzeit kündbar ist.

Die Roadmap der zu entwickelten Features ist übrigens öffentlich und kann von jede*r mitgeschrieben werden. Wer will (und kann), könnte Plausible Analytics sogar, ganz ohne dafür Geld zu zahlen, auf seinen eigenen Servern betreiben. Damit spart man sich nicht nur die $6 Gebühr im Monat, sondern stellt sicher, dass die Daten der Nutzer*innen die eigen Infrastruktur gar nicht mehr verlassen.

Wir lieben das aufgeräumte Plausible Analytics Dashboard und finden, dass Nutzer*innen nicht über mehrere Seiten hinweg getrackt werden müssen. Wir helfen euch gerne beim Umstieg auf Plausible.io oder dem Betreiben eines eigenen Plausible Analytics Servers.

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