Bernstein, Seide, Pelz — Modeinformation dank Kommerzialisierung

Gerlind Hector
Fashion Images the Book
4 min readJul 5, 2018

Neugier und Wissbegierde ist der Motor für die Pioniere der Mode. Pytheas von Massalia ist der erste bekannte Abenteurer, der sich per Schiff auf den Weg machte. Dabei entwickelte sich der Handel mit kostbaren Waren bereits in der Jungsteinzeit und professionalisiert sich mit Erschließung der Seidenstraße.

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Buchtipp nicht nur für Kinder: Thibaud Guyon erzählt die Geschichte des mutigen Entdeckers Pytheas.

Wann die Kommerzialisierung von Mode genau beginnt lässt sich nicht exakt datieren. Erste professionelle Methoden entwickeln sich dank Neugier und Entdeckergeist des Menschen von ganz allein . So wissen wir, dass bereits in der Jungsteinzeit (ab ca. 5500–2200 v. Chr) ein reger Handel mit Bernstein läuft, vor allem um Schmuck daraus herzustellen. Als erster echter professioneller Händler des fossilen Harzes gilt Pytheas von Massalia, der um 300 v. Chr. quer durch Europa reist, um seine besonderen Waren über tausende von Kilometern zu transportieren. Der im heutigen Marseille geborene Abenteurer hat laut eigenen Angaben mehrere Reisen an Britannien vorbei bis in den hohen Norden unternommen und dabei als erster den Zusammenhang zwischen Mondphasen und Gezeiten erkannt. Eine eigentlich nebensächliche Tatsache, die aber den Griechen und Römern zu jener Zeit noch völlig unbekannt ist.

Seide wird gen Westen, Silber gen Osten transportiert

In diese Epoche fällt auch die erste Erwähnung der Seidenstraße, die von Herodot bereits um 430 v. Chr. beschrieben wird. Abgesehen von den vielen kleinen Karawanenstraßen, die ebenfalls bereist werden, führt die erste globale Hauptroute von Ost- über Zentralasien bis hin zum Mittelmeer. Quer über den eurasischen Kontinent geht es auf dem Landweg bis zum Mittelmeer; ab da werden die meisten Waren per Schiff weitertransportiert. Nur wenige Kaufleute bereisen die komplette Route persönlich; üblich ist die Staffelung über diverse Zwischenhändler.

Während vor allem kostbare Seide auf diesem Wege nach Europa geliefert wird — die ersten chinesischen Seidenweber hatten ihre Fertigkeiten bereits im 2. Jahrtausend vor Christus entwickelt — wird umgekehrt Wolle, Gold und Silber in Richtung Osten transportiert. Auch Pelze treten ihre Reise gen Westen an; beliebt ist vor allem Fehhaar, das graue Winterfell des sibirischen Eichhörnchens mit weißer Bauchseite, das dem Adel und kirchlichen Würdenträgern vorbehalten ist.

Die feine, federleichte und natürlich glänzende Seide, die sich auch in der römischen Antike nur die Allerreichsten leisten können, blieb aber über Jahrhunderte der wichtigste Import aus Fernost für die Europäer. Daran kann auch die kleine Population eingeschmuggelter Seidenraupen nichts ändern, mit deren Hilfe es den Oströmern unter Justinian I gelingt, in der Spätantike eine eigene kleine Seidenproduktion aufzubauen.
Ihre größte Bedeutung erlangt die rund 6.400 Kilometer lange Seidenstraße, deren Name übrigens auf den Geographen Ferdinand von Richthofen zurückgeht, zwischen 115 v. Chr. und dem 13. Jahrhundert n. Chr.

Die Seidenstraße reicht von Ostasien bis zum Mittelmeerraum; ihre Route wird bis heute bereist.

Amber, silk, fur — fashion information thanks to commercialization.

Curiosity is the engine for the pioneers of fashion. Pytheas of Massalia is the first known adventurer who set out by boat. But: the trade of precious goods developed already in the Neolithic and professionalized itself with the development of the Silk Road.

When the commercialization of fashion started cannot be dated precisely. First professional methods develop thanks to curiosity and the spirit of discovery of the people by themselves. So we know that already in the Neolithic Age (from about 5500 to 2200 BC) a busy trade in amber runs, mainly to produce jewelry from it. The first right professional dealer of fossil resin is Pytheas of Massalia, which dates back to 300 BC. He travels across Europe to transport his particular goods over thousands of miles. Born in Marseille, the adventurer claims to have made several trips past Britain to the far north and was the first to recognize the relationship between the phases of the moon and the tides. An incidental fact, which was still completely unknown to the Greeks and Romans at that time.

The loom works today just as it did in the Neolithic Age.

Silk is transported to the west, silver to the east

In this epoch falls the first mention of the Silk Road, Herodotus described already around 430 BC. Chr. Apart from the many small caravan routes that were also traveled, the first major global route led from East to Central Asia all the way to the Mediterranean. Across the Eurasian continent, they went by land to the Mediterranean. From there, most goods were transported by ship. Only a few merchants traveled the entire route personally; common is the staggering over various middlemen.

While precious silk was supplied to Europe in this way — the first Chinese silk weavers had already developed their skills in the 2nd millennium BC — wool, gold, and silver were transported eastwards. Furs also began their journey to the west; Fehaar, the gray winter fur of the Siberian squirrel with a white belly, which was reserved for the nobility and ecclesiastical dignitaries, was especially popular.

The fine, feather-light and naturally shining silk, which could afford only the very richest in Roman antiquity, remained for centuries the most important import from the Far East for the Europeans. Even the small population of smuggled silkworms could not change that, although the Eastern Romans (under Justinian I) managed to build up an own little silk production in late antiquity.
By the way, the about 6,400 kilometers long silk road, whose name derives from the German geographer Ferdinand von Richthofen, gained its greatest importance between 115 BC and the 13th century AD.

Pictures: Mayur Joshi, Igor Ovsyannykov /Unsplash

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