3 Gedanken zu Tech in 2018

Johannes Klingebiel
Johannes Klingebiel

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Es ist ja Tradition Ende des Jahres jeden Podcast, Unternehmensblog und Twitteraccount voll mit Trendberichten und Voraussagen zu stopfen, deswegen dachte ich, ich schließe mich dem mal an.

Hier also 3 Gedanken zu Tech in 2018.

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter, Ausgabe#75

🤖 Der KI Hype stirbt (hoffentlich)

Gut, das ist mehr eine Hoffnung von mir, aber die Sterne stehen nicht schlecht. Bei der heutigen Berichterstattung um künstliche Intelligenz wird noch immer gerne der Begriff “künstlich” übersehen.

2018 werden heutige brandneue KI-Systeme ihren Weg in alltägliche Apps, Programme und Hardware finden und stärker in den Hintergrund treten. Was dann eintritt ist auch bekannt, als der “AI Effekt” — sobald KI-Systeme eine neue Hürde genommen haben und die Magie verschwindet, ist es nicht mehr KI, sondern schlicht ein Computerprogramm in der öffentlichen Wahrnehmung. (Es wird gerne auch vergessen, dass Schach-Computer einmal als KI-Erfolg bezeichnet wurden)

Bis dahin: Forbes hat einen Guide, wie man den Bullshit rund um KI durchschauen kann.

Und Berkley hat eine unaufgeregte und nicht zu technische Übersicht über den Stand und die nächsten Schritte von KI verfasst.

Für 2018: Was heute “KI” ist, wird morgen “der Algorithmus”.

Und zum Thema Killer-KI:

💸 Crypto-Regulierung

Viele Crypto-Investoren sind davon überzeugt, dass Bitcoin & Co. immun gegen staatliche Eingriffe wären. Ich fürchte, 2018 wird für diese ein unschönes erwachen werden. Staaten werden verstärkt versuchen Gewinne über Bitcoin & Co. zu versteuern und Verbraucherschutzgesetze anzuwenden. Auch wenn die Software selbst immun gegen den Staat ist, Börsen sind es nicht und Miner auch nicht. Die Folge könnte sein, dass das Wachstum dieser gebremst werden wird und dass Börsen und Miner in Steuerparadise (Cryptoparadise?) abwandern werden, um sich staatlichen Kontrollen zu entziehen.

Btw: Bitcoin in seiner jetzigen Form ist tatsächlich weit entfernt von seiner eigentlichen Aufgabe.

Für 2018: Dem SZ-Investigativteam im Haus “Crypto-Papers” als nächstes Projekt vorschlagen.

💀 Tod des Mythos Silicon Valleys

Es scheint als hätte 2017 die dunkle Seite des Silicon Valleys den Mythos des unschuldigen Tech-Utopias endlich eingeholt. Sowohl Wired, als auch die NYT fassen die Situation gut zusammen:

Evidence is mounting that that the world is no longer fascinated with Silicon Valley: It’s disturbed by its callous behavior. But it will take a massive shift to introduce self-awareness to an industry that has always assumed it was changing the world for the better.

Sexismus, Betrug und die Ausbeutung der Unterklasse der digitalen Revolution sind die unschöne Kehrseite des Silicon Valleys.

“Making the world a better place”, wird noch immer zu oft mit einem unausgesprochenen “for me” ergänzt. Das hat zur Folge, dass Facebook und Google noch immer daran knabbern, dass sie Werkzeuge geschaffen haben, die sich leicht gegen ganze Gesellschaften richten lassen.

Dazu kommt eine Machtverschiebung im Valley, bei der Innovation nicht mehr bei den kleinen Startups oder Universitäten geschieht, sondern in den gigantischen Tech-Firmen der letzten Jahren.

Johannes Kleske hat diese Entwicklungen auch bei einem Besuch im Valley dieses Jahr beobachtet. Sein Reisebericht und die Schlussfolgerungen sind lohnenswert.

Aber auch der Journalismus sollte sich an die eigene Nase fassen. Es braucht heute mehr denn je eine kritische und gute Berichterstattung über Tech.

Für 2018: Der Tech-Mythos ist tot, lang lebe der neue Tech-Mythos. Die Frage ist, wie dieser aussehen wird?

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