Was du über den Gartner Hype Cycle wissen solltest

Johannes Klingebiel
Johannes Klingebiel

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Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter, Ausgabe#68

Gartner hat seine Trendaufstellung für 2018 veröffentlicht. Hier sind ein paar Hinweise, die ich empfehle zu beachten, wenn man die Prognose interpretiert. Denn diese Grafik wird uns garantiert die nächsten 12 Monate in Vorträgen und Artikeln verfolgen.

  1. Der Hype Cycle ist eine subjektive Aufstellung der Gartner Berater, kein empirisches Modell. Damit ist er zwar durchaus auch aussagekräftig, aber bildet nicht die tatsächliche Realität ab, sondern wie Gartner sie sieht.
  2. Der Hype Cycle als Modell wurde empirisch nie belegt. Es handelt sich dabei tatsächlich vielmehr um die Kombination zweier Modelle: dem des Hype-Berges und der klassischen S-Kurve der Technologieadoption.
  3. Technologien halten sich nicht an das durch Gartner propagierte Modell. Sie sterben, überspringen Phasen oder verschwinden für ein paar Jahre, um plötzlich wieder aufzutauchen. (Siehe VR und AI in den 90ern)
  4. Gartner übersieht Technologien. Wie beispielsweise das Aufkommen von Open Source oder Deep Learning.
  5. Der Hype Cycle ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. VC-Firmen, Unternehmen und Investoren richten sich nach Gartners Vorhersagen, was die Weiterentwicklung und Adoption der jeweiligen Technologien befeuert.

Ich finde Michael Mullany beschreibt es sehr treffend, wenn er von Gartners Modell als narrative Struktur spricht, die im Grunde einer Heldenreise für Technologien entspricht. Sein ganzer Artikel zu Gartners Modell ist lesenswert.

Eine wissenschaftlichere Kritik des Modells findet sich auch im Papier “Scrutinizing Gartner’s hype cycle approach” (2010) von Martin Steinert und Larry John Leifer.

Die traurige Wahrheit ist, dass wir unglaublich schlecht darin sind, die Zukunft von Technologien vorauszusagen und alle Modelle letztendlich nur etwas treffsicheres Raten sind.

Ganz allgemein sollten Artikel und Studien über Hypes und Trends immer mit Vorsicht genossen werden, wenn sie nicht auch die Gründe für diese untersuchen. Ansonsten sind sie zu 99,9% (Content) Marketing.

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