Das rosa Hemd

Peter Merrick
FictionAufDeutsch

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Es war der erste Tag der Sommerferien. Ich war neun und meine Schwester vier Jahre alt. Meine Mutter entschied, dass wir einen kürzlich eröffneten Park auf dem Land besuchen. Meine Mutter kam zu mir und sagte: „Ich habe ein Geschenk für dich“. „Oh, sag mir was es ist“. Ich war gespannt. Ich liebte Geschenke. Sie zückte eine Einkaufstasche von einem Kleiderladen hervor. Meine Kinnlade klappte herunter. Ich wollte Spielzeug aber es waren nur Kleider. Ich war enttäuscht. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass sie mir ein rosa Hemd kauft. Ich schaute auf den Boden und kippelte mit meinen Füßen hin und her. „Aber Mutter, rosa ist für Mädchen. Ich kann das doch nicht anziehen“. „Nein“, sagte sie, „Das war einmal, jetzt ist es nicht mehr so. Jeder trägt rosa Hemden heutzutage. Wie du weißt hat dein Vater auch eins“. „Hummm”, dachte ich mir, wenn mein Vater eins hat wird es auch für mich in Ordnung gehen, aber ganz überzeugt war ich noch nicht. Allerdings machte ich auch gerne das, was meine Mutter wollte. Sie sagte mir oft was für ein guter Junge ich sei. Ich war um einiges einfacher als meine Schwester, die sehr oft schrie und weinte. Im Auto war ich es der sie zwickte und dadurch zum Weinen brachte. Sie versuchte mich immer in Schwierigkeiten zu bringen.

entscheiden decide

kürzlich recently

eröffnen open (a new place)

gespannt excited

zücken to pull out of

Kinnlade jaw

klappen fall

enttäuschen disappoint

schauen to look (at)

kippeln to rock back and forth

heutzutage nowadays

überzeugen convince

allerdings though (although), mind you

zwicken pinch

„Mutter ich will kein rosa Hemd anziehen. Die Leute werden mich auslachen“. „Probiere es doch erstmal an, für mich“, sagte sie. „Also gut, ich probiere es an“, und so tat ich es. Sie machte einen riesen Wirbel, „es sieht großartig aus. Was für ein schöner, junger Mann du bist. Es wird dir nicht schaden es im Park zu tragen. Probiere es einfach aus und ich bin mir sicher, dass keiner lachen wird“. Also stimmte ich zu.

Wir sind alle ins Auto gestiegen und fuhren zu dem Park. An diesem Tag war es besonders heiß.

auslachen laugh at

riesen giant, huge

Wirbel fuss, commotion

schaden hurt, damage

zustimmen agree

Nachdem wir eine Stunde unterwegs waren sind wir am Park angekommen. Ich konnte eine riesen Rutsche hinter der Hecke erspähen. Ich sprang aus dem Auto, rannte auf die Riesenrutsche zu und ließ meine Mutter und Schwester zurück, die mit dem Picknick Gedeck folgten. Als ich bei der Rutsche ankam, blieb ich stehen und starrte. Dort befand sich eine lange Schlange von Kindern, die alle anstanden um rutschen zu können. Mein Herz blieb stehen. Es war erst 11 Uhr aber die Sonne fing schon jetzt an mich wie ein Kuchen zu backen. Ich zappelte unruhig in meinem neuen, rosa Hemd. Schweiß lief mir seitlich herab. Das rosa Hemd schien alles heißer zu machen. Eine leichte Brise kühlte mein Gesicht aber nicht meinen Körper. Durch das glänzende Material des Hemdes kam die kühle Brise nicht hindurch um mich abzukühlen. Schweren Herzens stellte ich mich ans Ende der Schlange an um auf meine Gelegenheit zu warten. Ich wünschte ich hätte in diesem Moment einen Hut dabeigehabt. Ich versuchte geduldig zu sein, da sich die Schlange nur langsam voran bewegte, sehr langsam. Ich kam der wunderbaren Rutsche Stück für Stück näher. Sie war so riesig, so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Es war eine geschlossene Rutsche, die mich an eine riesige, lange Blechdose erinnerte. Wenn man in sie hinein steigt rutscht man in eine gigantische Röhre. Es war sehr aufregend, so aufregend sogar, dass ich dringen auf die Toilette musste, nur konnte ich das nicht da ich dadurch meinen Platz in der Schlange verlieren würde und mich wieder hinten anstellen müsste. Somit musste ich es ausstehen.

fuhren to lead

Rutsche slide

Gedeck blanket, cover

starren +auf to stare

befinden to be located

zappeln wriggle, jiggle, fidget

scheinen to seem

glänzend shiny

Schweren Herzens with a heavy heart

die Gelegenheit the opportunity

zuvor previously

eine Blechdose tin can

eine Röhre pipe

dringen penetrate, get through

anstellen line up, queue

somit thus, therefore, as a result

Die Schlange bewegte sich nur sehr langsam. Es wurde immer heißer und heißer und ich musste pinkeln. Vor mir stand ein kleines Mädchen in einem neuen Kleid. Sie hatte blondes, lockiges Haar, das mit einem Band befestigt war. Sie war kleiner als ich, aber nicht sonderlich. Sie war vielleicht 7 Jahre alt. Schließlich erreichte das kleine Mädchen die Leiter und kletterte daran hoch. Ich kletterte nach ihr, eine Leitersprosse darunter. Sie setzte sich hin und bereitet sich auf den Ritt in die Dunkelheit des Tunnels vor. Ich konnte die Kälte des Metalls im Vergleich zur Hitze draußen spüren. Mein Körper war schweißgebadet im rosa Hemd, ich musste pinkeln und hungrig war ich auch. Eine halbe Stunde stand ich in der Schlange.

befestigen attach, fix

sonderlich especially

klettern scramble

Leitersprosse ladder rung

der Ritt the ride

Im Vergleich in comparison

pinkeln pee

Das kleine Mädchen startete am Anfang der Rutsche und sauste los. Jetzt war ich an der Reihe. Mit den Beinen nach unten setzte ich mich startbereit hin. Als ich jedoch in die Rutsche blickte, stellte ich fest, dass das Mädchen immer noch am Ende der Rutsche mit baumelden Füssen über dem Sand saß anstatt die Rutsche zu verlassen. Was tat sie da. Sie hatte ihre Gelegenheit und jetzt bin ich an der Reihe. Ich rief: „Hey, geh von der Rutsche runter“. Sie drehte sich um, um mich anzuschauen und schaute wieder weg. Sie bewegte sich nicht. „Hey“, sagte ich. „Ich bin an der Reihe. Du hattest deine Gelegenheit. Wenn du nicht von der Rutsche runter gehst rutsche ich trotzdem runter“. Sie ignorierte mich. Mein Gesicht nahm die Farbe meines Hemdes an. Also fuhr ich runter. Ich rutsche auf das Mädchen zu, welches noch immer dort saß. Ich war ganz schön schnell. Ich dachte immer noch, dass sie jeden Moment aufstehen würde. Sie tat es aber nicht und dann KRACH, meine Füße schlugen ihr in den Rücken. Sie flog. Sie landete einen Meter vor der Rutsche als einen Haufen aus neuem Kleid und Locken. Sie schrie auf und fing an zu weinen und zu schreien.

sausen whoosh, whizz

startbereit ready to go

jedoch however

baumeln dangle

anstatt instead

schlugen hit

der Haufen pile, heap

Ich landete auf meinen Füssen. Großartige Rutsche. Schade wegen dem Mädchen. Aber ich habe sie gewarnt. Was hätte ich anderes tun sollen? Ich war an der Reihe. Der Vater des Mädchens kam auf sie zu gerannt. Er war ein großer Mann mit Kamera in der Hand. Er fluchte mit geballter Faust „Wieso hast du das getan?“, schrie er mich an. „Ich habe ein Foto gemacht, es ist ihr Geburtstag!“

Mein Magen drehte sich um. Ich wusste nicht was ich sagen soll. Mein Mund öffnete sich und schloss sich, öffnete sich und schloss sich, wie ein Fisch der aus dem Fluß gezogen wurde. Meine Mutter hat alles gesehen. Jeder hatte alles gesehen. Meine Mutter rannte zu mir und packte mich grob an der Hand um den Vater des Mädchens zu signalisieren, dass sie die Situation regeln wird. Sie zerrte mich zu meiner Schwester, die in der Nähe der Rutsche beim Picknick saß.

Meine Mutter sagte: „Peter, wieso bist du in das kleine Mädchen gerutscht?!”. Sie war wütend. „Das wars!“, sagte sie. „Komm wir gehen jetzt heim. Du hast einen sehr schönen Tag für uns alle ruiniert. Ich schäme mich so“.

„Aber, aber, aber…“, sagte ich. „Sie, sie, ich hatte es ihr gesagt, ich habe sie gewarnt, aber sie wollte nicht aus dem Weg gehen!“. Es war hoffnungslos.

Auf der Heimfahrt sprach niemand. Ich saß hinten. Meine Schwester saß vorne. Als wir zuhause ankamen, durfte ich nicht fernsehen. Meine Mutter sagte mir, ich soll in mein Zimmer gehen. Ich ging ohne Widerworte. Als ich in meinem Zimmer kam, zog ich als erstes das rosa Hemd aus. Es fühlte sich wirklich gut an, es auszuziehen. Warum hatte ich so etwas getan? Warum war ich in den Rücken des kleinen Mädchens gerutscht die gerade dabei war ein Foto zu machen? Ich schaute auf das rosa Hemd, könnte es sein? Könnte es sein? Ich entschied, dass rosa absolut nicht meine Farbe war. Ich rollte das Hemd hoch und versteckte es unter dem Bett. “Ich hasse rosa”, dachte ich.

fluchen swear

geballter Faust clenched Fist

Wieso why

der Magen stomach

packen grab, seize, grap

regeln settle, handle

zerren drag

heim home

sich schämen to be ashamed

dabei in the process of

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