Finanzen in der Corona-Krise

Home Office: Kostenfalle oder Sparpotential?

Finanzguru Team
Finanzguru
8 min readJun 3, 2020

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Spätestens mit Beginn der Corona-Maßnahmen im März hat sich der Arbeitsalltag in Deutschland stark verändert. Nicht nur Selbstständige, sondern auch zahlreiche Arbeitnehmer, in deren Vertrag die Möglichkeit des Home Office ursprünglich nicht vorgesehen war, arbeiten inzwischen seit fast einem Vierteljahr am heimischen Schreibtisch. Ihre Zwischenbilanz? Home Office ist eindeutig anders — in der Organisation und auch in der Art und Weise, wie es sich auf die privaten Finanzen auswirkt.

Einerseits gibt es diverse Kostenfaktoren, die wir ersatzlos streichen können, wenn wir unserer Arbeit von zuhause aus nachgehen können. Andererseits verlagert sich der Arbeitsalltag aber auch unweigerlich in den privaten Wohnraum — inklusive der laufenden Betriebskosten. Aber wie hoch sind diese Mehrkosten eigentlich? Fallen sie wirklich so stark ins Gewicht, dass sich die Fernarbeit zur finanziellen Last entwickelt, oder überwiegt am Ende das Sparpotential?

Wir haben uns das ein wenig genauer angesehen und die wichtigsten Kostenfaktoren im Home Office zum schnellen Nachrechnen für dich zusammengestellt.

So sparst du jeden Tag, an dem du von zuhause aus arbeitest

Einer Studie des Statistischen Bundesamts zufolge machten ÖPNV und das eigene Auto Anfang 2020 rund 14% des durchschnittsdeutschen Konsumbudgets aus.¹ Da die Studie im Februar und damit noch vor Beginn der Corona-Maßnahmen veröffentlicht wurde, würde es uns doch sehr interessieren, wie diese Zahlen sich im Jahresverlauf entwickelt haben — denn genau hier liegt das größte Sparpotential im Home Office. Klar, wer seine Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr gekauft oder einen Firmenwagen zur Verfügung hat, profitiert davon nur wenig. Für alle, die mit Monatstickets oder mit dem eigenen Auto zur Arbeit pendeln und das erst im Folgejahr in der Steuererklärung geltend machen können, stellt das Home Office in dieser Hinsicht jedoch eine akute finanzielle Erleichterung dar.

Während der Preis für eine Monatskarte leicht festzusetzen ist, müssen wir die Ersparnis beim Pendeln im eigenen PKW etwas umsichtiger kalkulieren. Neben den Benzinkosten kommen hier schließlich auch Versicherungen und Verschleiß zum Tragen. Möchtest du dir einen Überblick über die laufenden Kosten für dein Auto verschaffen, kannst du dafür u.a. den ADAC-Autokostenrechner nutzen. Er erlaubt es dir, das Modell inklusive eventueller Modifikationen an der Ausstattung anzugeben und kalkuliert die Auswirkungen auf die Kosten gleich für dich mit.

Verstecktes Sparpotential: Arbeitskleidung und ihre Instandhaltung

Dass wir uns im Home Office anders kleiden können als für die Arbeit im Büro oder für Außentermine, nehmen wir zwar als Vorteil wahr — doch das damit einhergehende Sparpotential wird schnell übersehen. Auch wenn du in regelmäßigen Videokonferenzen mit Vorgesetzten, Kunden und Kollegen zu tun hast, kannst du deine seriöse Garderobe vom heimischen Schreibtisch aus sparsamer einsetzen. Das rentiert sich vor allem dann, wenn du Arbeitskleidung trägst, die in die Reinigung muss, oder wenn du im Wochenverlauf eine überschaubare Anzahl von Business-Outfits durchwechselst.

Bist du nicht darauf angewiesen, fünf Tage die Woche dem Dresscode deines Unternehmens bzw. deiner Branche zu entsprechen, muss die halbvolle Waschmaschine nicht unbedingt laufen, damit du am nächsten Morgen das richtige Outfit parat hast. Und anstelle des Trockners kannst du den Wäscheständer benutzen — es eilt ja auch mit der trockenen Wäsche nicht so sehr wie sonst. Setzen wir pro Waschgang 50 Cent an,² wirst du damit zwar kein Vermögen einsparen, aber auch diese kleine Ersparnis kann dazu beitragen, eventuelle Mehrkosten für Strom auszugleichen.

Welche zusätzlichen Kosten verstecken sich im Home Office?

Die Frage nach der Nebenkostenabrechnung bereitet derzeit vielen Deutschen akutes Kopfzerbrechen, denn mit der Arbeit nehmen wir auch die Betriebskosten für alle erforderlichen Geräte nach Hause. Acht Stunden täglich Strom für Computer, Drucker, Smartphone … wird das Home Office hier etwa zur unvermeidbaren Kostenfalle?

Das Vergleichsportal Verivox ging dieser Frage bereits im März nach³ und identifiziert drei Hauptfaktoren, die unseren Stromverbrauch verändern, wenn wir von zuhause aus arbeiten: Computer, Smartphone und Küche. Das klare Fazit der Betrachtung? Ja, der steigende Stromverbrauch im Home Office kann Mehrkosten verursachen — aber wenn wir unseren Arbeitsalltag geschickt organisieren, überwiegt eindeutig das Sparpotential.

Der kleinste Posten ist dabei das Smartphone, denn auch wenn es drei Stunden am Tag am Ladekabel hängt, kostet dich das weniger als einen Cent.⁴ Computer und Küche sind im Vergleich etwas kostenintensiver, aber den Großteil der Betriebskosten können Arbeitnehmer an ihre Arbeitgeber und Selbständige an die Steuer weiterreichen. Und alles, was dann noch übrig bleibt, lässt sich leicht auf Cent-Beträge reduzieren.

Kostengünstig essen und trinken im Home Office

Eine repräsentative Befragung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat unlängst ergeben, dass rund 30% der Deutschen in der Corona-Krise mehr selbst kochen als zuvor.⁵ Ein Ergebnis, das nur wenig verwundert: Zum einen sind wir mehr zuhause und zum anderen machen es die aktuellen Hygienebestimmungen teils unmöglich, unsere Essgewohnheiten beizubehalten.

Langer Arbeitsweg im öffentlichen Nahverkehr aber nur kurzer Aufenthalt am Bahnhof? Dann fällt der morgendliche Coffee to go schon einmal kategorisch aus, denn mit Mundschutz können wir ihn weder im Bus noch in der Bahn genießen. So sparen wir — wenn auch nicht ganz freiwillig — mindestens 1,50 Euro pro Becher. Die Kantine ist geschlossen und der Lieblingsimbiss aus dem Home Office unerreichbar? Auch nicht weiter schlimm: Es kostet nur 50 Cent, eine mittlere Herdplatte eine Stunde lang bei maximaler Hitze zu nutzen,⁶ und wenn wir die Lebensmittel dazurechnen, kommst du bei guter Kalkulation immer noch günstiger weg als bei einer Mahlzeit in der Stadt.

Wolltest du schon immer ausprobieren, ob Meal-Prepping am Wochenende oder eine am Vorabend gepackte Bento-Box etwas für dich sein könnte, ist jetzt die beste Gelegenheit dazu, denn für die Verpflegung im Home Office gilt: Koch lieber einmal groß und iss bzw. trink mehrmals davon. Auch wenn der Kaffee zuhause ohnehin günstiger ist als wenn du ihn auf dem Weg zur Arbeit kaufst, rechnet sich eine Thermoskanne auch im Home Office eher als vier einzeln aufgebrühte Tassen. Kochst du einmal am Tag, kannst du eine Portion für die nächste Mahlzeit einpacken. Dadurch sparst du nicht nur Strom und Zeit, sondern profitierst auch von den oftmals günstigeren Lebensmittelpreisen für große Packungen.

Stromverbrauch im Arbeitszimmer

Der wohl größte finanzielle Unterschied zwischen der Arbeit im Büro und der Arbeit im Home Office besteht darin, dass nun der Computer zuhause ständig läuft — und damit auch der private Stromzähler. Inwieweit sich das Home Office in der Nebenkostenabrechnung bemerkbar macht, hängt jedoch stark davon ab, ob du einen Laptop benutzt oder nicht. So verbraucht ein PC mit separatem Bildschirm an einem durchschnittlichen Arbeitstag von acht Stunden Strom für rund 50 Cent. Im Vergleich dazu bringt es ein Laptop bei gleicher Betriebszeit auf nur 15 Cent.⁷

Das mag auf den ersten Blick nicht nach viel aussehen, aber wenn wir bedenken, dass für zahlreiche Arbeitnehmer das Home Office schon seit Mitte März den ganz alltäglichen Arbeitsplatz darstellt, kommen wir bei 12 Wochen mit je 5 Arbeitstagen auf einen deutlichen Unterschied. Ein PC mit externem Monitor verbraucht im Quartal Strom für 30,00 Euro, ein Laptop hingegen nur 9,00 Euro. Das wären 3,00 Euro pro Monat — und die hast du mit vier eingesparten Waschgängen zu je 50 Cent schon fast wieder ausgeglichen.

Um beim Strom noch ein bisschen mehr zu sparen, lohnt es sich außerdem, deine Arbeitsgeräte an einen Mehrstecker mit Schalter anzuschließen. Alles, was du gerade nicht brauchst, sollte nicht in den Stand-By-Modus gehen, sondern ausgeschaltet sein — und wenn du nicht immer alle Stecker einzeln ziehen, sondern lediglich einen Schalter umlegen musst, kannst du diese Sparmaßnahme wortwörtlich im Vorbeigehen umsetzen. Besonderes Augenmerk sollte dabei Drucker und Computer gelten, idealerweise aber auch dem WLAN-Router. Ganz gleich, ob du einkaufen oder spazieren gehst: Ist niemand mehr in der Wohnung oder im Haus, kannst du den Router getrost ausstecken.

Schont oder belastet das Home Office den Geldbeutel?

Stellen wir Ersparnisse und Mehrkosten einander gegenüber, zeigt sich, dass das Home Office weit weniger kostenintensiv ist als es auf den ersten Blick scheinen mag. Ja, mit der Arbeit nehmen wir auch die Betriebskosten für alle Geräte und uns selbst mit nach Hause. Da wir aber gleichzeitig andere Kostenpunkte kategorisch streichen oder zumindest deutlich vermindern können, überwiegt für die meisten von uns sogar das Sparpotential.

Vor allem bietet die Arbeit am heimischen Schreibtisch den idealen Anreiz, um die eigenen vier Wände auf Sparpotential abzuklopfen. Klar, die kosteneffiziente Arbeit im Home Office bedeutet in mancher Hinsicht eine Umstellung, und ein Spar-Tipp, der für den einen Haushalt prima funktioniert, lässt sich vielleicht im nächsten nicht reibungslos umsetzen. Wohnst du beispielsweise allein, ist es einfacher, den WLAN-Router vor dem Schlafengehen auszustecken, als wenn diese Entscheidung mit dem Arbeits- und Schlafrhythmus deines Partners oder deiner Mitbewohner kollidieren könnte. Lass dich davon aber nicht beirren und stell einfach dein eigenes Programm zusammen: So, dass du dein individuelles Potential ausschöpfen und vielleicht hier und da sogar ein paar Euro für den Notgroschen abzweigen kannst, ohne dass deine Lebensqualität darunter leidet.

¹ Vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/02/PD20_064_632.html;jsessionid=058B5752E0C039308DD079C39A7A5F5A.internet8742, zuletzt abgerufen am 28.05.2020, 08:26 Uhr.

² Vgl. bspw. https://www.entega.de/blog/stromverbrauch-waschmaschine/, zuletzt abgerufen am 28.05.2020, 10.21 Uhr.

³ Vgl. https://www.verivox.de/presse/strom-was-das-homeoffice-kostet-1116700/, zuletzt abgerufen am 29.05.2020, 14:09 Uhr.

⁴ Vgl. https://www.verivox.de/presse/strom-was-das-homeoffice-kostet-1116700/, zuletzt abgerufen am 29.05.2020, 14:09 Uhr.

⁵ Vgl. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/091-ernaehrungsreport2020.html, zuletzt abgerufen am 30.05.2020, 18:01 Uhr.

⁶ Vgl. https://www.verivox.de/presse/strom-was-das-homeoffice-kostet-1116700/, zuletzt abgerufen am 29.05.2020, 14:09 Uhr.

⁷ Vgl. ebd.

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