Finanzguru-Interview

Work and Travel

Die richtige Finanzplanung für deinen Auslandsaufenthalt

Finanzguru Team
Finanzguru

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Marketing Guru Lisa bei ihrer Wanderung auf den bekannten Mount Roy

Etwas von der Welt sehen, und das nicht nur zwei Wochen lang im Sommerurlaub? Um einen längeren Auslandsaufenthalt zu finanzieren, greifen viele Reisende auf das Konzept Work and Travel zurück und verbinden das Nützliche mit dem Schönen, indem sie durch Arbeit vor Ort ihre laufenden Kosten decken. Marketing Guru Lisa war acht Monate lang in Neuseeland unterwegs, dem zweitliebsten Work-and-Travel-Land der Deutschen.¹ Wie sie sich auf ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet hat, welche Kostenpunkte für sie die größten waren und was sie heute vielleicht anders machen würde?

Ein Finanzguru-Interview in 10 Fragen.

# 1

Lass uns ganz vorne anfangen, Lisa: Wie kam es eigentlich dazu, dass du dich für Work and Travel entschieden hast?

Nach dem Masterstudium habe ich zwei Jahre im Eventmanagement gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass Arbeit in einem großen Konzern und auch das Eventmanagement auf Dauer nichts für mich ist. Wenn ich da nicht aussteige, muss ich Wurzeln schlagen, dachte ich mir. Und das nicht im positiven Sinne. Eher aus dem Grund, dass es immer schwieriger wird, etwas Neues auszuprobieren, je weiter ich es hinauszögere. Also habe ich angefangen, den Auslandsaufenthalt zu planen, von dem ich schon lange geträumt hatte — einen, bei dem ich selbst entscheiden wollte, was ich mache. Da passte Work and Travel perfekt. Die Entscheidung für Neuseeland war auch schnell gefällt: Hier in Deutschland genieße ich das Stadtleben, aber für Work and Travel wollte ich den genauen Gegenpol — ich wollte mitten in die Natur.

# 2

Was waren deine ersten Schritte zur Vorbereitung auf die Reise?

Meine Planung habe ich ganz klassisch begonnen — für meine Generation jedenfalls: Im Internet. Ich habe viel gegoogelt, habe Reiseführer gelesen und Erfahrungsberichte von Bloggern. Mit Agenturen, die Work and Travel organisieren, habe ich mich dabei nicht befasst. Nicht, dass ich davon abraten würde: Eine Agentur kann sicher hilfreich sein, wenn man etwas jünger ist oder zum ersten Mal einen längeren Auslandsaufenthalt plant. Aber vor meiner Neuseelandreise war ich schon viel in der Welt unterwegs, da hatte ich einfach einen guten Überblick über das, was ich vorbereiten und organisieren musste.

# 3

Was ist der wichtigste Punkt?

Das allerwichtigste für die Vorbereitung auf Work and Travel ist, die Vorschriften des jeweiligen Landes zu kennen. Einfach so einreisen und arbeiten, das geht nicht — zumindest nicht ohne rechtliche Folgen, wenn man dabei erwischt wird. In vielen Ländern muss man beispielsweise ein gewisses Startkapital mitbringen, das die Lebenskosten decken kann, wenn man gerade keinen Job findet. Für mich waren das in Neuseeland etwa 2.500 Euro, wenn ich mich recht erinnere. Das variiert aber auch je nach Land und nach der Dauer des Aufenthalts.

# 4

Welche Kostenpunkte hast du im Vorfeld einkalkuliert?

Neben meinem „Startgeld“ war für mich der größte Posten der Camper, den ich mir vor Ort kaufen wollte. Auch eine der großen Fragen in der Vorbereitung auf Work and Travel: Wo will ich wohnen? Für mich war ein Camper Car die Lösung, weil ich so maximal unabhängig und spontan sein konnte. Das war ein kleiner Toyota, hinten ein einklappbares Bett und ein Tisch, und im Kofferraum eine mobile Küchenausrüstung. Da ich von Anfang an wusste, dass ich genau das haben wollte, habe ich 2.000 bis 3.000 Euro dafür eingeplant. Inklusive Equipment waren es dann übrigens recht genau 3.000 Euro, weshalb ich froh bin, dass ich da mit einem ordentlichen Puffer geplant hatte.

# 5

Und die Reisekosten?

Die Flüge waren der dritte große Posten auf meiner Liste. Noch einmal knapp 1.000 Euro. Zum Thema Flugreisen habe ich seitdem aber immer einen heißen Tipp: Sucht nach Gabelflügen! Für Reisen aus Deutschland nach Neuseeland gibt es sowieso keine Direktverbindung. Aber auch wenn es Direktflüge gibt, rechnet auf jeden Fall nach, ob sich der Zwischenstopp nicht rentiert: Gabelflüge sind oft günstiger — und mit ein, zwei Tagen Aufenthalt bekommt man noch einen Mini-Trip dazu. Ich bin zum Beispiel erst nach Bangkok und von dort aus nach Indonesien geflogen, wo ich auch ein paar Tage verbracht habe, bevor ich mit einer günstigen Airline nach Neuseeland weitergeflogen bin.

# 6

Startkapital, Camper und Flüge … da kommt eine ordentliche Summe zusammen. Wie hast du das Geld für deine Reise angespart?

Finanziell habe ich mich auf Neuseeland fast ein Jahr lang vorbereitet. So lange habe ich nämlich neben meinem Hauptjob zwei- bis dreimal in der Woche abends in einem Café in Hamburg gekellnert. Kellnern hat beim Sparen für Work and Travel den großen Vorteil, dass man neben dem Lohn auch Trinkgeld bekommt. So konnte ich für meine Reise rund 8.000 Euro beiseite legen. Davon habe ich mich in Deutschland erst einmal mit allem Nötigen eingedeckt: Von Reisepass, Visum und Versicherungen über die Flugtickets bis hin zu Basics wie Rucksack und guten Schuhen. In Neuseeland kam mein Camper dazu — und dann waren noch zwischen 2.000 und 3.000 Euro für den Start übrig.

# 7

Gab es Kosten, die du so nicht einkalkuliert hattest?

Was man wirklich nicht unterschätzen darf, sind die Lebenshaltungskosten vor Ort. Setzen wir die Lebenshaltung mit 33 Euro pro Tag an, macht das rund 1.000 Euro pro Monat. Von rund 3.000 Euro Startkapital kann man also maximal drei Monate zehren. Wenn überhaupt. Was mich damals beispielsweise überrascht hat, waren die Preise im Supermarkt. In Neuseeland wird nämlich nahezu alles importiert — weil fast alles, was dort produziert wird, für den Export bestimmt ist. Entsprechend sehen die Lebensmittelpreise aus, insbesondere in der Gastronomie. Die meisten Hostels haben aber eine ganz passable Küche, oft auch mit einer Ecke, in der Reisende überschüssiges Essen für die anderen Gäste hinterlegen können. Wer mit anderen Backpackern eine Kochgruppe organisiert, kann einiges sparen — und dank meiner Reisen im Camper kenne ich auch so einige leckere One-Pot-Rezepte …

# 8

Was unterscheidet die Finanzplanung für Work and Travel von der im Urlaub?

Die Zeiteinteilung. Gerade am Anfang des Aufenthalts sind die meisten mehr auf Travel und weniger auf Work aus. Das ist ja auch nicht verkehrt: Wer eben erst im Land angekommen ist, muss sich erst einmal orientieren, hat noch viel Zeit und kann daher auch erst einmal ein bisschen Sightseeing betreiben. Nur geht das leider auch entsprechend ins Geld. Daher ist es besonders wichtig, sich schnell aus diesem „Urlaubsmodus“ zu lösen: Man muss sich klar machen, dass die kurzfristige Finanzplanung wie im Urlaub nicht hinhaut. Work and Travel bedeutet, in einem anderen Land zu leben und dort ganz normal zu haushalten. Wer nicht gerade 10.000 Euro angespart hat, braucht dafür eben ein Einkommen.

# 9

Wie waren die Verdienstmöglichkeiten vor Ort?

Meine Erfahrung war die, dass man in Neuseeland recht leicht Arbeit finden kann. Auf dem BackpackerBoard werden online Jobs gelistet, und auch in den Hostels hängen Schwarze Bretter. Wer über eine Agentur unterwegs ist, kommt zumeist auch so an Job-Angebote. Außerdem gibt es in Neuseeland einen Mindestlohn: 17,07 NZ$ pro Stunde sind das derzeit. Das setzt allerdings einen Job mit Stundenlohn voraus. Da muss man nämlich ein bisschen aufpassen. Besonders beliebt unter Backpackern ist zum Beispiel die Arbeit als Erntehelfer. Die wird aber meistens nicht nach Zeit, sondern nach geernteter Menge bezahlt, weshalb fruit picking oft harte körperliche Arbeit mit miserablem Verdienst ist.

# 10

Was würdest du heute anders machen?

Rückblickend würde ich sagen, dass ein etwas größerer finanzieller Puffer keine schlechte Idee gewesen wäre. Nicht für unterwegs — da lief das prima. Ich hatte immer etwa 1.000 Euro Spielraum, weil ich meine laufenden Kosten mehrheitlich durch die Arbeit vor Ort gedeckt habe. Aber dann gibt es ja noch die Frage, die man gern ein bisschen von sich schiebt: Wie geht es eigentlich nach der Rückkehr weiter? Wer sicher sein kann, dass von Tag 1 an wieder ein festes Einkommen zur Verfügung steht, kann vermutlich ein bisschen knapper kalkulieren — ein bisschen mehr den finanziellen „Urlaubsmodus“ genießen — als jemand, der zurück in Deutschland erst einmal auf Jobsuche gehen muss. Wobei das Gehalt ja in aller Regel auch erst zum Monatsende kommt. Mindestens einen Monat sollte man also überbrücken können. Das „Danach“ sollte daher auf jeden Fall auch von Anfang an in die Kalkulationen eingehen — ein zusätzlicher Puffer gestaltet den Übergang zurück in den Alltag einfach entspannter.

¹ Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/748079/umfrage/beliebteste-laender-fuer-einen-work-and-travel-aufenthalt-der-deutschen/, zuletzt abgerufen am 23.12.2019, 17:55 Uhr.

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