Aus der Reihe: Uschi Kohlfürst
Das Gastgeben war schon ihr Kindheitstraum. Dass sie diesen in ihrer Heimat in die Tat umsetzt, hätte die Gründerin des Fürstenfelder Hotels nicht gedacht.
Ihr erster Gedanke an diesen Ort ist eine Kindheitserinnerung. In den Ruinen der alten Wirtschaftsgebäude des Klosters Fürstenfeld fanden früher Open-Air-Theater und andere Veranstaltungen statt. Das Kloster an der Amper war ein Anziehungspunkt für Groß und Klein. Uschi Kohlfürst, heute 45 Jahre alt, war eine von den Kleinen.
Fürstenfelder Boden
Als Kind aus Fürstenfeld wuchs sie zwischen grünen Wiesen, Ammersee und Flüssen auf. Die Großeltern waren Bauern am Ort. »Meine Mutter hat immer viel im Garten gemacht und was nicht selbst angebaut wurde, hat sie am Bauernmarkt gekauft«, erzählt sie von diesem Erbe. Dem heimischen Boden verdankt der Mensch viel, das hat sich eingeprägt.
Mit 14 fing Uschi Kohlfürst an, von einem Hotel zu träumen. Damals malte sie sich das noch aus wie in einem Heimatfilm: Zwanzig Gästezimmer und auf jedem Frühstückstisch ein Blumensträußchen, das sie morgens eigenhändig im Garten pflücken würde.
Das Mädchenhafte hat sich die Mutter zweier fast erwachsener Kinder behalten. In Turnschuhen und Jeans, die dunklen Haare wippen im Pferdeschwanz, steht sie in ihrem Hotel.
Eine eigene Handschrift
Das mit den selbstgepflückten Blumen auf dem Frühstückstisch schafft sie nicht, es wäre bei einem Haus mit 98 Zimmern aber auch viel verlangt. Ihr Sinn für Gestaltung findet sich jedoch überall wieder. In die Wände ist die Struktur von Zweigen, Blättern und Gräsern eingelassen, die – tatsächlich selbstgepflückt – aus der direkten Hotelumgebung kommen. Auch die Grün- und Beerentöne zitieren die Farben der Heimat. »Hier ist alles aus einer Hand«, erzählt Uschi Kohlfürst. Für Genauigkeit setzt sie sich ein, das merkt man an den vielen durchdachten Details – von den Sichtachsen des Hotels, die den Blick in die Natur öffnen, bis zu den farbigen Wäscheklammern, mit denen der Gast nach der Sauna seinen Bademantel wiederfindet.
Würde Uschi Kohlfürst von ihrer geraden Linie nie abweichen, wäre sie vielleicht gar nicht hier. Als sie nach der Schule für ihre Ausbildung nach München ging, war sie sich sicher: Ab hier gehe ich nur noch in die große weite Welt. Am Ende war die Heimat stärker. Neben aller Verantwortung ist das überhaupt das Schönste am selbstständig sein: dass sich Dinge ändern lassen.