“Sätze wie ‘Halt die Fresse, du Hurensohn’ müssen sich Lehrer*innen täglich anhören”

Rahmah
Utopie — Der Traum vom guten Leben?
2 min readJun 16, 2019

Für viele angehende Lehrer und Lehrerinnen ist der Unterricht eine Herausforderung. Dabei ließe sich vieles leicht ändern — mit geringen Mitteln. Drei Protokolle

Malik Mesic wünscht sich eine bessere Beziehung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen.

Malik Mesic, 24, studiert Germanistik und Geschichte in Potsdam

“In Berlin beleidigen und schikanieren viele Schüler*innen ihre Lehrer*innen. Sätze wie ‘Halt die Fresse du Hurensohn’ und ‘Fick dich du Bastard’ müssen sich Lehrer*innen an meiner alten Schule täglich anhören. Das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen muss sich verbessern. Lehrer*innen sollen nicht nur für den Unterricht zuständig sein, sie müssen auch Mentor*innen und Vertrauenspersonen für die Schüler*innen sein. Auch Ausflüge und Exkursionen können das Gemeinschaftsgefühl in den Klassen und die Beziehung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen stärken. Erst wenn Harmonie in den Klassenräumen herrscht, kann der Unterricht richtig funktionieren.”

Tamana Barlas, 24, ist Lehrerin für Wirtschaft Arbeit Technik und Geschichte in Brandenburg

“In einer idealen Schule werden Schüler*innen als Individuum betrachtet und die Lehrer*innen gehen auf jeden einzelnen Schüler und jede Schülerin ein. Im Moment bleibt kaum Zeit dafür, wenn man mit dem Unterrichtsstoff hinterherkommen will. Da bleibt kaum Zeit, um in die Tiefe zu gehen, und auf alle Schüler*innen Rücksicht nehmen. Um ein optimales Lernklima für alle Schüler*innen zu ermöglichen, bräuchte man in jeder Klasse eine zweite Lehrperson, die den leistungsschwächeren Schüler*innen beiseite steht. So können die Lehrer*innen entlastet werden und die Schüler besser lernen und den Unterrichtsstoff verstehen.”

Ilyas Zwanzig, 20, studiert Wirtschaftsrecht in Berlin

“Der Lehrer*innenmangel und die dadurch entstandene Überbelastung von Lehrer*innen ist sehr problematisch. Teilweise müssen Lehrer*innen, die noch nicht viel Arbeitserfahrung haben, Klassen mit 35 Schüler*innen unterrichten. Die meist noch unerfahrenen Lehrer*innen werden direkt ins kalte Wasser geworfen und müssen damit zurechtkommen. Das führt dazu, dass lernschwächere Schüler*innen vernachlässigt werden, da sie in der Masse untergehen. Und es führt dazu, dass der Unterricht für die Lehrer*innen zur Routine wird. Es muss mehr in langfristige Lösungen investiert werden. Es müssten mehr Lehrplätze geschaffen werden, damit jeder, der Lehramt studieren möchte, auch einen Platz bekommt. Stattdessen behilft man sich mit Notlösungen: Ingenieure*innen oder Systemtechniker*innen, die eine eine Weiterbildung machen. Die können fachlich vielleicht alles. Aber pädagogische Erfahrung haben sie keine.”

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