Medien müssen anders über Flüchtlinge berichten

M. Duco
Utopie — Der Traum vom guten Leben?
2 min readJul 17, 2019

Denn sie prägen das Bild, das viele Deutschen von ihnen haben. Ein Kommentar

Der Autor ist selbst aus Somalia nach Deutschland geflüchtet

2015 sind Tausende Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Für die deutschen Medien war das eine Herausforderung. Viele Zeitungen – besonders die Boulevard-Blätter – berichteten nur darüber, wie viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen und wie kriminell sie angeblich seien – oft ohne zu prüfen, ob das tatsächlich stimmt. Die Folge: Immer mehr Menschen wählten rechte Parteien wie die AfD. Bei der letzten Bundestagswahl zogen die Rechtspopulisten zum ersten Mal ins Parlament ein. In vielen Orten, besonders im Osten Deutschlands, wurden sie plötzlich die stärkste Partei.

Seitdem spüren wir Flüchtlinge, dass die Gewalt wächst. Ich bin gut vernetzt, habe viele Kontakte; auf einem Facebook-News-Blog erzählen mir viele Flüchtlinge von der Gewalt, die ihnen widerfährt. Ich selbst wurde zweimal geschlagen, unzählige Male beleidigt. Ein Freund wurde von einem Fremden niedergeschlagen. Vielleicht gäbe es weniger solcher Angriffe, wenn die Menschen Flüchtlinge besser verstehen und mehr über sie wissen würden.

Doch Alteingesessene und Flüchtlinge begegnen sich im Alltag kaum. Viele Deutschen arbeiten acht Stunden am Tag. Dann gehen sie nach Hause, setzen sie sich vor den Fernseher oder hören Radio. Das heißt: Alles, was diese Menschen glauben über Flüchtlinge zu wissen, erfahren sie aus den Medien.

Ich möchte deshalb erklären, was Medien besser machen könnten. Zeitungen sollten mehr darüber berichten, was in den Heimatländern der Flüchtlinge vor sich geht. Sie sollten schreiben, dass Häuser zerstört sind, dass Journalisten eingesperrt werden, dass es Folter und Mord gibt. Nur so können die Menschen verstehen, warum die Flüchtlinge hier sind.

Gleichzeitig sollten Medien aber auch die positiven Geschichten erzählen: Es gibt Flüchtlinge, die studieren und arbeiten, die sich in die lokale Gemeinschaft integrieren und ihren Nachbarn helfen. Ja, teilweise gibt es diese Berichte bereits. Aber es könnten noch viel mehr sein.

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