Ich hab was zu verbergen!

Löschen von Accounts im Internet ist blöder Scheiß

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Ich habe so einen Hals! Und wieder einmal muss ich mich natürlich aufregen. Doch dieses mal nicht künstlich, sondern richtig.

Wir leben ja in einer Zeit, in der man auf nahezu jeder Website, die man ansurft irgend einen Account erstellen soll, damit die Experience noch toller ist und was weiß ich was alles. Schön.

Gleichzeitig leben wir aber in einer Zeit, in der unsere Daten weitergegeben werden, damit wir schön mit Werbung zugeballert werden. OK. Jetzt, kommt’s:

Ich sehe das sogar ein!

Warum? Ganz einfach: Der Webspace, die Redakteure, die Schreiberlinge usw. wollen natürlich bezahlt werden. Alles kostet irgendwie auch Geld und geschenkt, also wirklich kostenlos, ist nicht viel. Dass dann mit unseren Daten Geld verdient werden kann, muss man einsehen und damit muss man wohl auch leben. Seiten und Anbietern denen ich vertraue und deren News, Ideen, Infos und was weiß ich was ich gerne lese, gebe ich die Daten auch gerne. Sollen sie doch machen. Schließlich nutze ich ja auch, was sie mir anbieten. Im gewissen Rahmen habe ich also dagegen nicht allzu viel.

Aber was passiert, wenn ich die Leistung oder die Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen möchte? Es werden mir tausend verfickte Stolpersteine in den Weg gelegt. Nein, es werden mir Steine gegen meine Beine geworfen!

Frühjahrsputz

Ich komme natürlich von ungefähr auf dieses Thema. Das neue Jahr beginnt und ich bin gerade dabei groß aufzuräumen. Und zwar im Netz.

Alte, nicht mehr genutzte Accounts sollen gelöscht werden. Klingt nach einer einfachen Aufgabe. Leider weit gefehlt.

Wie es aussehen müsste:

  1. Einloggen
  2. Einstellungen klicken
  3. Löschen klicken
  4. Bestätigung per Mail bekommen
  5. Nie wieder etwas von diesem Laden hören

Wie es in Wirklichkeit aussieht:

Ich nehme das Beispiel von Facebook. Natürlich. Denn dort ist so ziemlich alles drölfzillionen Mal komplizierter als woanders. Obwohl Google+ mittlerweile gut aufholt.

Dort meldet man sich an, klickt auf Einstellungen und Allgemein, weil es das ist was am sinnvollsten erscheint. Und siehe da: Ein hübscher Konto deaktivieren Knopf ist zu sehen. Diesen klickt man an, und schon ist man fertig.

Denkste.

Denn auch wenn einem das nicht erklärt wird und ich mir das trotzdem schon dachte: Deaktivieren ist nicht gleich löschen. Um zu löschen muss man nämlich die Hilfe besuchen. Dort gibt man dann “delete” oder eben “löschen” ein und findet einen Hilfe-Artikel dazu. Darin befindet sich ein Link namens “Let us know” und dieser gibt einem die Möglichkeit, seinen Account zu löschen.

Denkste.

Denn auch hier passiert nach Eingabe von Captcha-Code und Passwort, ein paar dämlichen Fragen und was eben so dazugehört nur folgendes: Man bekommt eine Meldung, dass der Account innerhalb von 14 Tagen gelöscht wird, wenn man sich in dieser Zeit versucht einzuloggen ist man wieder da. Mit all seinen Daten versteht sich.

Nicht nur Facebook ist scheiße

Jetzt könnte man ja annehmen, dass Facebook da ein wirklich schlechtes Beispiel ist und man von denen ja erwarten muss, dass sie da ganz weit vorne dabei sind. Aber ich muss euch leider enttäuschen. Es gibt etliche Anbieter, die es sogar noch schwerer machen.

Bei einigen muss man extra eine Mail schreiben und um die Löschung des Accounts bitten. Apple macht das ganz toll vor, dort versuche ich seit ein paar Monaten eine @mac.com Adresse aus der Steinzeit zu löschen und bisher ist sie noch immer nicht gelöscht, sie wurde nur in eine @icloud.com Adresse umgewandelt und seitdem herrscht Funkstille zwischen den Support-Mitarbeitern und mir. Nicht ausgehend von mir.

Es stellt sich also die Frage, warum das alles so scheiße und nervig sein muss. Und ich würde dafür eine ganz einfache Theorie wählen: Nutzerzahlen und Nutzerdaten.

So lange du angemeldet bist, bist du ein Nutzer. Ob du nun aktiv bist oder nicht, ist egal. So lange du angemeldet bist, können sie deine Daten teilen wenn das Teil der AGB sein sollte. Das wird wohl der Grund sein, dass sie es dir schwerer machen, als es sein sollte.

Ich kenne mich soweit ganz gut im Netz aus und nutze es seit ich damals einen Amiga 1200 bei mir stehen hatte. Meine Mutter und jeder andere Normalo wird sich damit aber sicher nicht so ausführlich auseinandersetzen. Und der sagt dann gerne wieder: “Ich hab nix zu verbergen, dann bleib ich halt angemeldet. Sollen die doch meine Daten haben!” Kann er machen.

Ich hab was zu verbergen. Und jeder sollte das haben.

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