f*ck you / google.com

Die Diktatur der guten Laune

Oder wieso Motivation krank macht

konny.
2 min readOct 9, 2013

--

Über diesen Kerl, der mich in aller Hergottsfrühe über beide Backen angrinst als hätte er gerade eben einen 3er mit Megan Fox und Scarlett Johansson gehabt, könnte ich meinen immer noch brühend heißen Kaffee schütten und eine Menge Spaß haben. Oder ihm mit meiner schweren Umhängetasche das zutiefst ehrliche Lachen aus dem Gesicht prügeln. Wie herrlich das wäre. Ich schieße einen gezielten bösen Blick und bin stattdessen beschäftigt genug damit, nicht einzuschlafen. Wieso sind ständig alle Leute so verf*ckt gut gelaunt? WIESO NUR?

Es scheint fast so, als hätte man schlechte Laune und Demotivation verboten und unter Strafe gestellt. Wer erwischt wird, muss sich 48 Stunden am Stück Bilder von blendend aussehenden, frisch verliebten Pärchen am Strand und motivierende Sprüche vor in die Luft hüpfenden Hipster-Mädchen ansehen. Danach ist man sofort geheilt und rennt ins Fitnessstudio, kauft sich einen Erdbeersmoothie und teilt motivierende Sprüche in Facebook und Instagram.

Ja, ganz ehrlich. Mich macht es krank, gefühlt permanent von halbbekannten oder fremden Menschen umgeben zu sein, die mir das Gefühl geben, ihr Leben wäre perfekt und nur ich selbst hätte Probleme aufzustehen, meine Arbeit und meinen Alltag zu organisieren und dazu noch ein erfülltes Sozialleben (womit ich eigentlich Sexualleben meine) zu haben. Macht das eigentlich Spaß, gute Laune und Motivation anderen Menschen, die einen eigentlich einen Sche*ßdreck interessieren, die ganze Zeit tief in den Rachen zu drücken? Vermutlich.

Aber mir macht es viel mehr Spaß mich aufzuregen. Schlechte Laune zu haben. Ja, schlechte Laune macht eigentlich gute Laune. Ein Phänomen. Dagegen ist gute Laune wie eine merkwürdige, perfide Krankheit, die höchst ansteckend ist. Aber mit langen Gesichtern, genervt verdrehten Augen und cholerischen Tobsuchtsanfällen.

Und eigentlich weiß ich ja, oder vermute wenigstens, was dahinter steckt. Wer am lautesten schreit er wäre glücklich, ist vermutlich der Unglücklichste. Wer am öftesten Pärchenfotos postet, hat Beziehungsprobleme. Wer am motivierendsten ins Fitnessstudio rennt, sieht keine Erfolge.

Zumindest rede ich mir das ein. Denn ständig schlechte Laune zu haben, ist schließlich auch keine Lösung.

Also für mich macht das Sinn.

--

--