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Die Rolle des Bauhaus im Social Media Design 1/6

Ein Author’s Re-Edit der Ende 2010 begonnen 6-teiligen Reihe über die Relevanz vom Bauhaus im heutigen Web und Social Media Design.

naii.io - Alexander Kluge
4 min readOct 26, 2013

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Vorwort

Im Rahmen des von Anja. C. Wagner geleiteten Design 2.0 Kurses an der HTW Berlin soll in dieser 6-teiligen Reihe der Frage nachgegangen werden, inwiefern das Bauhaus-Denken für modernes, zeitgemäßes Social Media Design (a.k.a Webdesign) relevant ist.

Webdesign dient dabei als sinnvoller Platzhalter für interdisziplinäres Design. Genauso gut hätten auch Industrial Design,Product Design oder Grafikdesign hier zur Anwendung kommen können. Dass sich für Webdesign entschieden wurde, liegt an der persönlichen Neigung des Autors.

Da die Entwicklung vom ursprünglich eher technisch orientierten Begriff ‹Web 2.0› zu ‹Social Media› berücksichtigt werden muss, wird im Rahmen dieser Artikelreihe auch vom Social Media Design bzw. Design 2.0 als Äquivalente zum Webdesign gesprochen.

Inhalt der Reihe

Dieser Artikel dient der Grundlagenbildung. Es werden die in diesem Kontext relevanten Begriffe geklärt und ein erstes Verständnis für die Bauhaus-Ideologie etabliert.

Die folgenden Aufsätze sollen die Kompatibilität von Bauhaus-Denken und Webdesign aufgreifen. Es wird durch die Bauhaus-Brille geschaut und die Rolle der damaligen Bauhaus-Schaffenden im heutigen Social Media Design herausgearbeitet.

Wie man vom Bauhaus-Programm lernen kann und welche Form von Konsequenzen es für Design 2.0 in gesellschaftlicher, industrieller und wirtschaftlicher Weise geben kann, soll in die Schlussbetrachtung aufgenommen werden.

Was ist Bauhaus?

Im Rahmen des besagten Design-Kurses hatte sich eine AG zum Bauhaus-Design herausgebildet.Auf das per Titanpad kollaborativ zusammengestellte Wissen soll nun zurückgegriffen werden, um dem Bauhaus-Begriff einen Hut aufzusetzen.

Demnach ist (das) Bauhaus (1919 — 1933)…

  1. eine einflussreiche Kunsthochschule für Architektur, Design und Kunstpädagogik.
  2. eine aus der Bildungsstätte hervorgegangene Stilrichtung der Kunst.
  3. eine der einflussreichsten (auch internationalen) Kunstströmungen.

Der deutschen Wikipedia sind die wichtigsten Vertreter zu entnehmen:

  • Walter Gropius,
  • Henry van de Velde,
  • Lyonel Feininger,
  • Johannes Itten,
  • Lászlo Moholy-Nagy,
  • Josef Albers,
  • Paul Klee,
  • Wassily Kandinsky,
  • und Oskar Schlemmer.

Merkmale

In einem Beitrag der ARTE-Sendung ‹Metropolis› von 31.10.2009 wurde zudem zum 90-jährigen Jubiläum die Idee der Bauhaus-Bewegung kurzweilig geschildert.

Die wesentliche Merkmale sind also:

  • ‹Weiße›, rationale Architektur
  • Schlichtes und funktionales Design
  • Anfangs (in Weimar) bunt, pluralistisch, expressiv, stark experimentell; Keine neue Ästhetik, aber eine mutige Glaubensbewegung!
  • Später (in Dessau) reifer, rationaler und wirtschaftlicher (wie man das Bauhaus heute kennt)
  • Professoren = Meister, Studenten = Gesellen
  • Arbeitsgemeinschaft statt Elite-Hochschule
  • Verbindung von Kunst, Handwerk und Technologie
  • Modernes Denken: Kunsthochschule kooperiert mit Industrie
  • Handwerklich gefertigte Objekte auf dem Niveau von industrieller Massenproduktion
  • Soziales Bauen: ‹Volksbedarf statt Luxusbedarf›
  • Endziel war der Bau (sagt Gropius)
  • Bauhaus-Philosophie ist heute allgemeingültig (geworden)
  • Bauhaus ist ein Denkmodell, kein Stil!
  • Der Freischwinger von Marcel Breuer als bekanntestes Objekt

Was ist Design?

Um nicht zu sehr in theoretische Tiefen abzutauchen, sollen im Folgenden die auffälligsten Merkmale von Design erwähnt werden.

Lightweight Media erklärt den Begriff anhand einer unterhaltsamen Reise in die Geschichte der UK-Designindustrie:

https://vimeo.com/5820010

Als hilfreich erweisen sich auch Matt Wards persönliche Ausführungen zum Design-Begriff. Auch die deutsche Wikipedia wartet mit einer umfassenden Begriffsklärung auf — natürlich immer mit Vorsicht und wachem Auge zu genießen.

Zusammenfassen lässt sich der Begriff folgendermaßen:

Design…

  • ist keine / nicht Kunst.
  • ist zweckdienlich / funktional.
  • ist absichtlich / problemorientiert.
  • unterstützt / kommuniziert entsprechende Inhalte.
  • ist die Beziehung der von Menschenhand geschaffenen Dinge und Menschen selbst.
  • ist deswegen intuitiv.
  • is how it feels, looks and works. (Steve Jobs)

Abschließend soll es in der Präsentation von Alan Yu etwas mehr um das Meta-Universum und die Relevanz von Design gehen:

http://www.slideshare.net/seilamgoh/what-is-design-37083

Was ist Social Media?

Der Vollständigkeit halber soll nun auch eine gemeinsame begriffliche Basis für Social Media gefunden werden. Die Kollegen von Common Craft haben dafür eine gute Erklärung in einfach verständlichem Englisch gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=MpIOClX1jPE

In einer appellierenden, beinahe aggressiven Art, geht Marta Kagan in ihrer Präsentation ‹What the f**k is Social Media?› ebenfalls dem Begriff nach und gibt gute Beispiele (und Zahlen) was Social Media ist und warum es so wichtig ist.

http://www.slideshare.net/mzkagan/what-the-fk-social-media

Fasst man die Erkenntnisse zusammen, kommt man zu folgendem Resümee:

Social Media ist…

  • direkt.
  • ehrlich.
  • dialogbasiert / braucht gute Zuhörer.
  • transparent.
  • authentisch.
  • dynamisch / offen, aktivierend, inspirierend.
  • kundenorientiert.
  • web-, tool- und technologiebasiert.
  • die Metapher für Mundpropaganda im Netz.
  • , wenn das Soziale, nicht das Medium, die Botschaft ist.

Was ist nun Social Media Design?

Agglomeriert man nun beide Begriffe, stellt sich für Social Media Design Folgendes heraus:

Social Media Design…

  • interessiert sich für den Nutzer — im Sinne des User-Centered Design (UCD).
  • kommt schnell zur Sache / lässt den Nutzer schnell und einfach etwas tun.
  • unterstützt den Nutzer dabei, sich selbst auszudrücken.
  • kann dynamischen Content handhaben.
  • erlaubt Freunden, sich in Gruppen zusammenzufinden.
  • zeigt nur relevante Informationen (Affordances).
  • bietet Wege, sich mit Anderen zu verbinden.
  • erleichtert die / motiviert zur Kommunikation.
  • erlaubt Freunden, etwas gemeinsam zu erleben und zu teilen (Apps, Spiele, Share- und Like-Button).

Im Gegensatz zu den oft eher technischen Common Paradigms und Best Practices (als Quasi-Standards fürs Webdesign) nehmen sich die Ansätze des Social Media Design vor allem der Dynamik im sozialen Raum und der Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Interaktion und -Verbindung. Das Erlebnis, mit Freunden zu teilen und etwas gemeinsam zu erleben, wird deutlich herausgestellt.

Quellen

Für die obige Auflistung für Social Media Design nutze ich:

Vorschau

Der 2. Teil der Reihe erscheint am nächsten Samstag, 02.11.2013, wieder hier bei Medium.

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