Pocopoe do Eon

Diese Woche gibt es einen Traum. Für den grausamen Cliffhanger ist der Wecker verantwortlich. Zur englischen Version hier entlang.

Foto von @lauravinck via unsplash

Mutter hatte die ausgestopften Tiere noch nie gemocht. Jetzt waren sie in einem allzu schlechten Zustand. Den Vögeln fehlten Federn, die Felle der Pelztiere hatten Löcher und Verfärbungen. Es würde nicht weniger als einen teuren Restaurator brauchen, um diese Schönheiten wieder präsentierbar zu machen. Den Sperber, den Bussard, den…

„Hey Mutter, was macht der denn hier?“ Ein großes schwarzes Präparat, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, hing zwischen den beiden. „Und der!“ Wo kamen diese neuen Exemplare her? Selbst in der Ecke zwischen dem Wohnzimmerregal und der Tür saß ein ausgestopftes — Wiesel? Nein, es war viel größer. Wie hieß das nochmal? Ich wollte die Schnurrhaare streicheln, als sich das Ding rührte. Oh, doch nicht ausgestopft.

„Und seit wann haben wir einen Hund?“

Ich ging die Freitreppe hinab zu der Nische in der das Kliff überblickenden Rundmauer, in der ein weiteres Präparat über einem steinernen Emblem kauerte.

„Weißt du, was das ist?“, rief ich die kalten Stufen hinauf.

„Das Gemäuer ist uralt“, erklärte meine Mutter von oben, während ich die Mauer umrundete. „Ich weiß es nicht, aber ich meine mich zu erinnern, dass das ein altes Brauereiabzeichen war.“

Ich stand vor einer weiteren, größeren Nische, unter einigen aus der Mauer hervorragenden Stützbögen, zwischen denen ich auf die steile, blauweiß schimmernde Bergflanke auf der anderen Seite des Tals blicken konnte. Etwas stimmte nicht. Ein Adler flog über die alte Burgruine hinweg und verkündete mit seinen Schreien Unheil.

Der Sturm hatte begonnen.

Ich hastete den Rundgang zurück und die Treppe hinauf. Dort, wo vorher unser Wohnzimmer gewesen war, hing jetzt nur noch der gelbe Schein der Lampen an den nackten Mauern des kreisförmigen Turmzimmers. Vor dem zerstörten Gemäuer erstreckte sich der Skulpturenfriedhof. Eisig blau schimmerte der Frost auf den Kreuzen und verrenkten Statuen. Ein Heulen lag in der Luft, das diese uralten Monumente jeden Moment zum Leben erwecken würde.

„Komm“, sagte meine Mutter.

„Komm? Wohin?“, antwortete ich verwirrt. Sie deutete auf das warme Licht am Hügelkamm. „Nach Narnia.“

Wir waren kaum durch die goldene Wolke getreten, als uns bereits ein gedrungener, zwergwüchsiger Mann in Livree in Empfang nahm. Um uns herum brummte das geschäftige Treiben des Hotels. Menschen eilten auf den schweren, roten Teppichen umher, Angestellte hackten auf ihre Schreibmaschinen ein, die auf dunklen, massiven Eichentischen standen, und überall blitzte Silber und Katzengold.

„Wir haben euch bereits erwartet, ja ja. Erwartet haben wir euch schon lange“, blubberte der Zwerg vor sich hin, während er uns durch das Gedränge hindurchmanövrierte, an einem Billardtisch vorbei — es war ein echter magischer Billardtisch, wie es sie nur in Narnia gab; ich tat ein paar Stöße, und jede Kugel fand ihr Loch, als wäre ich ein waschechter Billardprofi — und in ein enges Hinterzimmer, mit Kommoden und Auszugsschränken vollgestopft. Unser Gastgeber nahm an einem schummrig ausgeleuchteten Rundtisch platz und bedeutete uns, es ihm gleichzutun. Ich konnte keine Stühle erkennen.

„Nun zum Geschäftlichen“, sagte er. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Ihr seid im Besitz des einen Gegenstands, der uns retten kann. Ihr wisst, was ich meine. Ich rede vom Pocopoe do Eon.“

Januar 2017. Wenn’s so ist, danke für’s Lesen!

Ich bin unabhängiger Autor, Übersetzer und Lektor. Wenn ihr glaubt, dass ich euch bei etwas helfen kann, schreibt mir doch an chrisloveswords@gmail.com.

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