DOOM Eaters

Wenn wir ehrlich mit uns selbst sind und wir aufmerksam und mit offenen und sehenden Augen durch die Welt schreiten, scheint es so als wandeln wir auf einen äußerst gefährlichen und tödlichen Pfade.

Sam W. beschreibt in seinem ausgezeichnetem Artikel “Burning Out While the World is Burning Down” brilliant, was ich von vielen anderen Menschen gehört habe, die aufmerksame Beobachter des Weltgeschehens sind. Es fällt uns allen manchmal unheimlich schwer, uns weiter mit den Katastrophen und der globale Zerstörung zu beschäftigen, die jetzt Teil der Geschehnisse unseren täglichen Lebens geworden sind, ob wir nun wollen oder nicht. Ob wir hinschauen oder nicht, sie passieren wirklich!

Ich habe heute Morgen mit Kevin Sandbloom von “Black Bear News” gesprochen und er lässt auch ein wenig vom Kollaps los, vom Zusammenbruch des Ökosystems und den Untergang der Zivilisation. Er ignoriert diese Ereignisse nicht, aber er kann nicht die ganze Zeit damit verbringen, sich auf den Kollaps zu konzentrieren. Und es wird ehrlich gesagt ein wenig schwierig, immer und immer wieder neue Wege zu finden, um schlussendlich zu sagen: “wir sind gefickt” und das Interesse an seiner Show irgendwie aufrecht zu erhalten.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Situation ähnlich ist wenn Menschen auf der Arbeit einen Burnout haben. Ich neige eher zu einer etwas dunkleren und düsteren Weltanschauung, daher ist es durchaus möglich, dass ich eine etwas höheres Toleranzniveau für diese Kollaps- oder Doomer-Nachrichten habe.

Vielleicht besteht bald die Notwendigkeit für eine Doom-Version der früheren Sin-Eater (Sünder-Esser). „Ein Sin-Eater ist ein Mensch, der ein rituelles Essen konsumiert, um die Sünden eines kürzlich verstorbenen Menschen auf sich zu nehmen. Es wurde angenommen, dass die Nahrung die Sünden der kürzlich verstorbenen Person absorbiert und so die Seele der Person von ihren Lasten befreit. Infolgedessen trugen Sin-Eater die Sünden aller Menschen, deren Sünden sie gegessen hatten; in sich. Sie wurden normalerweise gefürchtet und aufs außerste gemieden.“

Nicht, dass wir Doom-Eater jetzt in der Gesellschaft benötigen, weil die meisten Menschen immer noch nicht wirklich begriffen haben, dass wir unausweichlich dem Untergang entgegensteuern! Als Idee für die Zukunft, wenn wir drüber reden können. Über dieses Erdweh’. Wenn das Bewusstsein in der breiten Gesellschaft einsetzt, dass wir alle zu einer grausamen und brutalen Zukunft verdammt sind, ohne unser eigenes zu tun, und doch durch unser zu tun…

Doom-Eater könnte eine rituelle Mahlzeit zu sich nehmen, um die Gefühle der Depression, der Angst, Panik, Verzeifelung und Aussichtslosigkeit zu lindern, die mit diesem Bewusstsein einhergehen.

Ich bin mir nicht sicher, welche Art von Menschen hierzu geeignet sein könnte. Sie müssten eine unglaubliche Fähigkeit besitzen; Dunkelheit, Angst und Verzweifelung verarbeiten und speichern zu können die bei weitem all das übertrifft, was sich die meisten Menschen vorstellen können.

Sie müssten wie uralte, massive Bäume sein, die die Verzeifelung der abertausenden verdammten Menschen absorbieren und ein allgegenwärtiges Gefühl der Ruhe, der Akzeptanz und des Friedens ausstrahen.

Es ist dieses Gefühl, dass ich glaube, dass wir als Beobachter, Chronisten und Aktivisten dieser täglichen tragischen Ereignisse überall auf dieser Welt momentan dringend brauchen. Diese Ruhe, die nur kommen kann, wenn wir erkennen und akzeptieren, dass nichts getan werden kann, und wir trotzdem weiter machen werden. Das wir gemeinsam für eine gerechtere Gesellschaft in einer neuen Welt kämpfen werden — eine Zivilisation, die den Namen auch wirklich verdient hat.

Untergehen werden wir eh, warum nicht lieber gemeinsam mit Menschen wie unseresgleichen, die alles verloren haben statt uns von den reichen, priveligierten, rassistischen Autokraten und Psychopathen gegeneinander aufbringen und ausspielen zu lassen?

Es wäre wohl das gleiche Gefühl, die gleiche Art der Ruhe, der inneren Stille; die wir erleben würden, wenn wir mit zwei, drei Freunden, einer Pistole, sechs Patronen und einer Flasche guten Whiskeys auf einem Hügel sitzen würden; unter uns Hunderte von Menschen, die uns töten wollen. Es bleibt in solch einer Situation nichts anderes übrig, als diese sechs Patronen zu verbrauchen, die Flasche zu öffnen und den fortschreitenden Horde und seinen Freunden einen Toast auszusprechen!

Nehmt also Sams Rat an!

Nehmt Pausen !!

Redet mit Freunden, wenn ihr noch welche habt.
Holt euch Hilfe, wenn ihr sie braucht.

Schämt euch nicht.
Findet euren Weg nach vorne!

Nehmt einen tiefen Atemzug und kommt zurück,
weil die Welt braucht Menschen wie dich! ❤️‍🔥

Michael Campi,
September 2023

Übersetzung des Essays (leicht geändert / ergänzt):
“Doom eaters” von Michael Campi, ursprünglich veröffentlicht auf medium (EN): https://t.co/iV48TokQ5a

Schämt euch nicht Hilfe zu holen!
We’re only human!
(Robocop)

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