Welches Gericht?

Vater4Kind
Gleichstellung in der Praxis
5 min readMar 6, 2014

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Heute ist der 5. März 2014. Das Verwirrspiel mit dem Gerichtsstandort im Rückblick.

23. Februar. Es ist Sonntag und kommende Woche sind zwei Gerichtstermine angesetzt. Aber zuerst kommt einmal die Kindesübergabe. Wie erwartet hat meine Ex ihre Freundin samt deren Kind als Zeugen organisiert. Vorher waren sie alle zusammen im Wiener Wurstelprater. Das wollte meine Ex ein Jahr lang nie machen. Ich war immer allein mit meinem Kind mit dem Rad dort. Jetzt sammelt die Ex Punkte beim Kind. Das soll mir recht sein. Das Kind freut sich jedenfalls. Gut so.

Natürlich kommen auch die kleinen Nadelstiche. Ich hätte persönliches Eigentum meiner Ex unberechtigerweise mit übersiedelt, behauptet sie vor ihrem Zeugen. Ich fordere sie auf, genau aufzuzählen, was das gewesen sein soll. Die externen Lautsprecher für den laptop fehlen ihr, die hätte angeblich ich. Wenn das so sein sollte, wäre es ein Versehen gewesen, antworte ich. Fehlt sonst noch etwas? Nein, das ist alles. Der Plural für die angeblich fehlenden Objekte ist dann wohl etwas übertrieben. Ich gehe zum Elektronikschrank und hole mit zwei Handgriffen die externen Lautsprecher heraus. Sind es diese Lautsprecher, die ich angeblich mitgenommen habe? Ja, die sind es. Die waren genau dort, wo sie hingehören. Thema beendet.

Dann will meine Ex alle möglichen Zusagen, dass die Kleider des Kindes vollständig zurückkommen. Ich antworte darauf, dass die Kleine eben ab jetzt in beiden Wohnungen Kleider haben wird und dass meine Ex mir eben keine Kleider mitgeben soll, die sie unbedingt bei sich behalten will. Dann suchen mein Kind und ich noch Spielsachen aus, die in der neuen Wohnung bleiben sollen. Schließlich übersiedeln wir mit einem grossen Koffer und einigen Plastiksäcken zu mir.

Meine Tochter ist sichtlich glücklich, bei mir zu sein. Es ist bereits Abend und sie will vor allem entspannt fernsehen. Wir einigen uns darauf, gemeinsam einen etwas besseren Film anzusehen. Viel essen will sie nicht, weil es im Prater junk food gab. Soll sein. Es ist ja Wochenende und es sind Ferien.

24. Februar. Ich warte auf den Anruf von Dr. Blumauer, aber der meldet sich nicht. Ich gehe davon aus, dass er einfach zu beschäftigt ist. Nachdem die Uhr schon wieder tickt, rufe ich selber im meinem Bezirksgericht an. Obwohl der Gerichts-Brief für den Termin am Donnerstag aus meinem Gericht kam, hat mein Gericht wenig Ahnung über die Situation. Nach einer ausführlichen Erklärung kommt dann die Frage: “Wo ist das Kind jetzt?” “Jetzt ist es bei mir.” “Dann sollten sie den Termin am Dienstag jedenfalls wahrnehmen.”

Dann ruft Dr. Blumauer doch noch an. Er hätte Zeit am Donnerstag. Ich erkläre, dass ich Dienstag doch in mein Gericht gehe. Er ist etwas überrascht und meint, ich solle einmal sehen, was ich dort allein erreichen kann und mich dann melden.

Ins Gericht sollte ich mein Kind nicht mitnehmen. Nachdem die Kleine bisher jeden Freitag Abend bei meinen Eltern übernachtet hat und sich meine Schwester schon gemeldet hat, weil mein Kind schon ungewöhnlich lange nicht mehr bei seinen Großeltern war und seinen Cousin nicht gesehen hat, bietet sich eine Kombination an: Wenn meine Tochter von Montag auf Dienstag bei den Großeltern übernachtet, habe ich Dienstag früh freie Bahn. Meine Eltern sind gleich einverstanden. Meine Tochter und ich machen uns noch einen netten Tag, dann bringe ich sie zu meinen Eltern.

25. Februar. Die Familienrichterin blickt ganz ernaunt, als ich das Besprechungszimmer betrete. “Ich hätte Sie mit der Kindesmutter erwartet. Ohne sie kann ich nichts machen.” Ich erkläre, dass meine Ex den Termin heute bestätigt hatte und nie abgesagt hat, aber inzwischen die Ladung für den anderen Bezirk kam, offenbar auf Antrag der Ex. “Ich dachte, Sie wollten heute die gemeinsame Obsorge beschliessen.” Nein, die haben wir schon. Wir wollten uns beraten lassen, wie weit wir das ausländische Modell der echten Doppelresidenz auch in Österreich aufgrund des EU-Rechts leben können. Eigentlich hatte ich bisher die hauptsächliche Betreuung und bin ich auch mit dem Kind übersiedelt. Der Magistrat wollte die Meldung an der neuen Adresse nicht bestätigen, aber ich selber habe uns beide gleichzeitig umgemeldet. Die Ex hat gewußt, dass ich ausziehen werde, sie hat nur das Datum nicht gekannt. Als ich dann weg war, hat sie plötzlich trotzdem die Polizei gerufen. Dann wollte sie aber wieder eine gemeinsame Lösung und wollte mit mir gemeinsam vorgehen. Wenn es unbedingt nach Österreichischem Recht einen hauptsächlichen Elternteil gegen muss, sollte das in unserem Fall ich sein. Aber die Ex hat mir gegenüber erklärt, dass sie das Recht ihres Heimatlandes gewohnt ist und deswegen eine echte Doppelresidenz mit gegenseitigem Unterhaltsverzicht anstrebt. Deswegen der gemeinsame Termin. Aber wenn es inzwischen einen anderen Termin gibt, ist das vielleicht nicht mehr aktuell. “Ja, wird jetzt eine einvernehmliche Lösung angestrebt oder nicht?” Da bin ich mir auch nicht mehr sicher, erkläre ich.

Aber nachdem es den Termin gibt, bin ich nach Rücksprache mit dem Sekretariat trotzdem gekommen. Und jetzt habe ich ein paar Fragen: Soll ich bezüglich der Meldung etwas unternehmen? Soll ich die Meldung wieder probieren? Ist es eine Vorentscheidung, wenn ich das andere Gericht akzeptiere? “Die Trennung war ja erst vor zwei Wochen. Daher ist der hauptsächliche Wohnsitz jetzt eben unklar. Gegebenenfalls könnten Sie im anderen Bezirksgericht die Zuständigkeit anfechten. Sie haben jetzt dort einen Antrag. Am besten, sie gehen erst einmal dort hin.” In der Privatschule meiner Tochter sind diese Woche Ferien. Eigentlich wollte ich diese Woche mit ihr Schifahren gehen. Der Dienstagstermin wurde schon vor zwei Wochen vereinbart, das geht sich mit dem Schifahren noch irgendwie aus. Aber wenn ich am Donnerstag auch in Wien sein muss, ist die Schiwoche unmöglich. “Es sollte kein Problem sein, den Donnerstagstermin zu verschieben. Melden Sie sich einfach dort und erklären Sie die Lage. Falls es später noch etwas gibt, können Sie sich gerne bei mir wieder melden.”

Es war wohl ein Fehler, für meinen Bezirk keinen Antrag gestellt zu haben. Sonst hätte ich jetzt hier eine Aktenzahl und diese Richterin ist offenbar recht gut. Andererseits habe ich gezeigt, dass ich den Konsens versucht habe. Vielleicht wird das ja doch noch irgendwie gewürdigt. Ich gehe sofort zu meinen Eltern, um meine Tochter wieder abzuholen. Am Weg schicke ich Dr. Blumauer eine SMS. Er wird sich um den Termin am Donnerstag kümmern und mich dann benachrichtigen, antwortet er.

Fortsetzung folgt. Nächster Teil: Der Schiurlaub

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Gleichstellung in der Praxis

Tagebuch eines Vaters. Von der Mutter getrennt. Mit dem Kind vereint.