Niedergelassene und ihre Optionen in der digitalen Zukunft

thorsten schroeder
Going Yellow
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2 min readJan 13, 2020

Von Paul Amler und Thomas Hagemeijer

Die Digitalisierung von Deutschlands Arztpraxen sollte längst in vollem Gange sein. Doch im Alltag schaffen die Technologien oft mehr Probleme, als sie lösen. Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein.

Es ist ein Szenario, das viele Ärzte so oder ähnlich wohl schon erlebt haben. Es ist Freitagnachmittag und die Krankenversichertenkarte (KVK) der Patientin lässt sich nicht einlesen. Das Ende des Quartals naht, die Abrechnung kann deshalb nicht aufgeschoben werden. Ohne KVK aber kann nicht über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgerechnet werden. Entweder muss der Versicherungsnachweis bei der GKV erfragt werden oder es wird eine private Rechnung gestellt. Das ist umständlich und am Ende sind Arzt und Patient gleichermaßen unzufrieden.

In einer Umfrage des Ärzteverbands MEDI GENO Deutschland gaben 2018 48 Prozent der befragten Ärzte an, aufgrund der Konnektoren bereits Systemabstürze erlebt zu haben. Bei 64 Prozent kam es regelmäßig zu Verzögerungen.1 Verständlich, dass vor diesem Hintergrund der Frust in Bezug auf den vermeintlichen technologischen Fortschritt oft groß ist.

Es fehlt häufig am Wissen und am Willen, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen

Viele Ärzte sind gefangen zwischen den steigenden Ansprüchen der Patienten, den regulatorischen Grenzen, die ihnen Gesetze auferlegen sowie den IT-Firmen, von denen sie Leistungen beziehen. Zugleich fehlt es bei Ärzten selbst häufig am Wissen — und in manchen Fällen am Willen — sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, IT-Probleme anzugehen und den digitalen Wandel mitzugestalten. Das zeigen auch die Zahlen: 2018 sind laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KVB) nur 56 Prozent der Patientendokumentation digitalisiert.2

Dabei sollte die Digitalisierung in Deutschlands Praxen bereits seit Jahren im Gange sein. Das Herzstück der Digitalisierungsstrategie, die Telematik Infrastruktur (TI), ist schließlich seit 2003 beschlossene Sache. Sie soll alle Akteure des Gesundheitswesens miteinander vernetzen und so den Austausch erleichtern. Seit dem 1. Juli 2019 sind alle Ärzte verpflichtet an die TI angeschlossen zu sein. Ist dies nicht rechtzeitig gelungen, droht den Vertragsärzten eine Honorarkürzung von einem Prozent.

(weiterlesen auf “Der niedergelassene Arzt”)

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thorsten schroeder
Going Yellow

Consultant TLGG; enthusiast of all things tech, politics and media. Former journalist and US correspondent.