Warum Daten ohne Kontext wertlos sind

Von Thorsten Schroeder und Daniel Fiebig

thorsten schroeder
Going Yellow
3 min readApr 5, 2019

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Photo by Mika Baumeister on Unsplash

Dienstleister, öffentlicher Sektor, Gesundheitsbranche oder Schwerindustrie: Die Menge an Daten, die täglich produziert wird, steigt ständig an. Und damit wird auch die Frage, wie wir sinnvoll mit ihnen umgehen und sie verwalten, immer wichtiger.Welche Daten sollen öffentlich sein und welche nicht?

Welche rechtlichen Auflagen machen Sinn und sind vielleicht sogar eine Chance? Und wie muss eine Organisation sich auf- und umstellen, damit Data Governance nicht nur ein zusätzlicher Kostenpunkt ist, sondern auch ein echtes Asset, das im täglichen Geschäft einen Mehrwert bietet?

Das waren auch die Fragen, die bei der jüngsten Auflage des RI Black Label Clubs — einer Veranstaltungsreihe der Unternehmensberatung reportingimpulse für Entscheider und Führungskräfte — im Vordergrund standen.

Neben Vertretern aus dem öffentlichen Sektor, dem Management Consulting sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistern war natürlich auch TLGG Consulting dabei, um Einblicke in die Themen Open Data und Data Governance zu geben (übrigens gleich in mehrfacher Hinsicht: Denn mitentwickelt wurde die Reihe von Tuba Bozkurt, die seit März zum TLGG-Team gehört).

TLGG’s CTO Daniel Fiebig sprach über reale Anwendungsfälle in Industrien, die die besondere Verantwortung und die Herausforderungen bei der Nutzung von Big Data Solutions besonders deutlich zeigen. Daten seien schon heute der wichtigste Rohstoff und Treiber von Innovationen, erklärte er in Köln. Aber wertschöpfender als die Daten selbst sei vor allem der Kontext, in dem sie stehen und genutzt würden. Diese Frage werde in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen — und eine gute Antwort darauf zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Daten ohne praktikables Data-Governance-Konzept sind nicht viel mehr als ein riesiger Müllhaufen

Es gehe vor allem darum, über die sich auf Zeit verändernden Beziehungen zwischen einzelnen Datenpunkten nachzudenken und deren Vernetzung sowie Zugänglichkeit zu verbessern. „Daten ohne praktikables Data-Governance-Konzept sind nicht viel mehr als ein riesiger Müllhaufen“, sagt er. Wer als Kommune, Stadt oder auch Unternehmen künftig erfolgreich sein wolle, der müsse sich Gedanken darüber machen, wie er nicht nur intern zwischen verschiedenen Abteilungen, sondern auch mit Dritten kollaborieren könne, um so das eigene Wissen in einen größeren Kontext zu setzen.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Datennutzung und Auswertung hatte Daniel auch dabei: Auf dem Smart Country Hack der gleichnamigen Convention erarbeitete ein Team im vergangenen Jahr in nur 24 Stunden ein Projekt, das es Eltern ermöglicht, den sichersten Schulweg für ihre Kinder zu wählen. Sie können dabei nicht nur auf bestehende Daten zugreifen, sondern das System auch mit eigenen Daten füttern, sollten sie Gefahrenquellen bemerken. Städten wiederum gibt das Projekt die Möglichkeit, auf die Berichte zu reagieren und so gezielt nachzubessern.

Dass Daten längst zum wichtigsten Rohstoff digitaler Geschäftsmodelle geworden sind, daran besteht kein Zweifel

Erfolge wie dieser bedürfen vor allem einer zunehmenden Flexibilität auf Seiten von Unternehmen und Organisationen. Gleichzeitig stellt das Modell aber neue Anforderungen an die Sicherheit von Schnittstellen, Protokollen und Verfahren. In der Kollaboration von Teams oder mit Dritten hilft Anonymisierung und Pseudonymisierung von Datensätzen nicht nur, rechtliche Barrieren zu überwinden, sondern schafft auch Vertrauen bei den Anwendern oder sogar Bürgern, die ihre Daten bereitstellen.

Das Fazit in Köln war deutlich: Dass Daten längst zum wichtigsten Rohstoff digitaler Geschäftsmodelle geworden sind, daran besteht kein Zweifel. Doch ohne machbare Anwendungsfälle und partizipatives Experimentieren aus denen sich entsprechende Strukturen ergeben können, warnte unser CTO, werde der wertvolle „Data Lake“ zum unbrauchbaren „Data Swamp“.

Thorsten Schroeder und Daniel Fiebig sind Consultants bei TLGG Consulting in Berlin.

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thorsten schroeder
Going Yellow

Consultant TLGG; enthusiast of all things tech, politics and media. Former journalist and US correspondent.