Hannover Special

L Wiele
GOP-Variete-Theater
5 min readDec 3, 2019

Der Georgspalast in Hannover — wie alles begann…

Der Georgspalast war in den 50er Jahren der Magnet für die großen Entertainer der Zeit (Copyright: HAZ-Hauschild-Archiv)

“Als Kind war ich gerne im Zirkus. Der Funke übergesprungen ist bei mir dann, als wir in unserem Tanzlokal in Bochum Artisten engagierten und ich sah, wie begeistert die Menschen sind.” — Hubert Grote, Senior-Inhaber

Als die Familie Grote im September vor 25 Jahren dem Georgspalast in Hannover neues Leben einhauchte, bewiesen die Unternehmer aus Westfalen vor allem eins: Einen untrüglichen Instinkt dafür, dass in dem Genre „Varieté“ ein ungeheures Potenzial steckt. Die ideale Form, um Menschen aller Generationen leicht, erschwinglich und immer wieder neu zu unterhalten, um unvergessliche Momente zu bescheren und für die Dauer eines Abends in eine andere Welt zu entführen.

Nirgendwo sonst in der Welt ist das Showformat „Varieté“ heute so erfolgreich, bildet ein solches Spektrum moderner Unterhaltung ab, wie in Deutschland. An der neuen Blüte des über 150 Jahre alten Genres, an immer neuen Spielformen, kreativen Show-Projekten hat das GOP in seinen sieben Theatern mit seinen 25 aktuellen Shows und all seinen Plänen für die Zukunft einen bedeutenden Anteil. Mit der Zirkuskunst verbindet das Varieté bis heute eine Schnittmenge an Künstlern und Disziplinen. Varieté-Kunst — also die große Sensation auf vergleichsweise kleiner Theater-Bühne — ging in seinem Facettenreichtum aber schon immer über das rein Circensische hinaus. Gesang, Tanz, Kabarett, Comedy und Live-Musik spielen neben Akrobatik und Magie eine große Rolle. Nicht zu vergessen: der kulinarische Moment. Darüber hinaus lässt die Varieté-Kunst auch ungewöhnliche Konzepte zu: Das vermeintlich Abwegige, das Skurrile, das Gewagte, Sonderbare war immer schon erwünscht und Teil des Erfolgs. Für den Zuschauer bedeutet die Vorstellung ein Genuss für alle Sinne, ein Blick in das ganze Spektrum menschlicher Kreativität und menschlichen Könnens.

Die Tatsache, dass es zu Beginn der 30er Jahre in Deutschland 300 Varieté-Theater in 119 Städten gab, spricht für sich. Sofern man es sich eben leisten konnte, ging man aus, um sich vom Alltag zu erfrischen.

Kaum ein Gebäude in Deutschland spiegelt die wechselvolle Geschichte der Varieté-Kultur in Deutschland so anschaulich wider wie das schmucke Haus in der Georgstraße 36 in Hannover. Der Georgspalast war 1912/13 als Geschäftshaus, Firmensitz und Restaurant erbaut worden. In den 30er Jahren traten im GOP — wie es von Anbeginn hieß — die besten Tanzorchester und Musiker der Szene auf. Dazu gab es Kaffee, Kuchen, Speisen und Getränke. Eine Adresse mit vortrefflichem Ruf.

Das änderte sich auch im Krieg nicht — trotz aller politischer Widrigkeiten und der vehementen Bombenangriffe auf Hannover. 1943 glich der Georgspalast einer Ruine. Besitzer des Hauses wurde 1945 die herausragende Unternehmerpersönlichkeit Wilhelm Hirte, der später ein ganzes Gastronomie-Imperium zu verantworten hatte und sich gleichzeitig immer sehr sozial engagierte. Im Georgspalast gab es in der ersten Nachkriegszeit zunächst den „Kleinen Georg“ — eine Kneipe mit einer Kochstelle mitten im Gastraum, die für wohlige Wärme sorgte.

“Heute gehe ich sehr gerne in eines unserer Theater, sehe eine Show und kann das aus vollen Zügen genießen. Das Privileg meines Alters.” — Hubert Grote, Senior-Inhaber

Copyright: Historisches Museum Hannover

Der Plan, den Georgspalast auch wieder zu einem Ort der Live-Kultur zu machen, wurde am 25. Mai 1948 umgesetzt, als die GOP Varieté-Bühne und die Gondelbar eröffneten. Unter der Leitung des Ehepaar Pegel erlebte das Haus eine glorreiche Zeit: Ob der Wunderelefant Nelly, die großen Magier der Zeit, Josephine Baker, Zarah Leander, Vico Torriani, Heinz Erhardt oder Udo Jürgens– alles, was Rang und Namen hatte in den 50er Jahren, gastierte im GOP. Die facettenreiche Gastronomie und das Restaurant „Gondel“ verfügten zudem über eine große Strahlkraft — weit über die Grenzen Hannovers hinaus.

Doch die Anstrengung der Betreiber um ein herausragendes Programm kam gegen die lähmende Macht der neuen TV-Kultur nicht an: Am 13. Mai 1962 fiel der letzte Vorhang — das Varieté musste schließen, die Gastronomie existierte weiter. Wo früher die Herzen der Menschen mit Musik und Show berührt wurden, eröffnete 1963 ein Brauhaus im bayerischen Stile. In diesem Jahr wurde auch der bis dahin immer noch zerstörte Dachstuhl des Hauses erneuert.

Erst knapp 20 Jahre später schließt das Löwenbräu. Hausbesitzer Wilhelm Hirte versucht, Investoren für seine Idee vom City-Treffpunkt „GOP Plaza“ zu finden. Eine Initiative, die aber scheiterte. Ebenso, wie der Versuch der entsprechenden Treuhandgesellschaft, hier ein Kabarett-Theater zu installieren, nur von kurzer Dauer war. Schließlich wird das GOP von 1985 bis 1992 dem Zeitgeist entsprechend zur Diskothek. Erst unter dem Namen „Palace“ und dann als „Check in“.

Es war im Frühjahr 1992, als Hubert Grote und sein Sohn Hubertus ins Spiel kommen. Die Grotes verfügten über große Erfahrung, was das erfolgreiche Betreiben von Gastronomen anbelangt. Mit dem Großprojekt „Prater“ in Bochum hatten sie zudem unter Beweis gestellt, wie man mit Gastronomie, Musik und Live-Unterhaltung Menschen aller Generationen begeistert. Insbesondere Senior-Chef Hubert Grote war sehr berührt von den Varieté-Künstlern, die für den „Prater“ erfolgreich engagiert worden waren. Er erkannte in dieser Form der Unterhaltung ein großes Potenzial. Die Zeit war reif, wieder an unterhaltsame Live-Kultur zu glauben.

“Ohne die richtigen Mitarbeiter hätte das GOP nie die se Erfolgsgeschichte geschrieben.” — Hubert Grote, Senior-Inhaber

Als der Georgspalast an die Grotes herangetragen wurde, entstand schnell die Vision, diesem traditionsreichen Ort zu neuem Glanz zu verhelfen. Nach einer großen Investition und zehn Wochen Umbau eröffnete das Theater am 22. Oktober 1992 mit einem exzellenten Programm und viel positiver Kritik. Jedoch bedurfte es noch einiger tiefer Atemzüge und des festen Glaubens an das Gelingen, um zwei Jahre später zu spüren, dass die Vision Wirklichkeit wurde. Entscheidend für den endgültigen Erfolg des Stammhauses und die dann einsetzende Entwicklung war nicht zuletzt der „richtige Riecher“ für Schlüsselfiguren im Unternehmen: Am 29. Oktober 1993 übernahm der mit Hotel- und Eventmanagement erfahrene Werner Buss die Leitung des Theaters und schaffte es mit einem tollen Team und den Grotes an seiner Seite, innerhalb des nächsten Jahres die gesamten Abläufe des Hauses zu optimieren — Mitarbeiter, Künstler, die Öffentlichkeit und vor allem das Publikum vom GOP restlos zu begeistern. Werner Buss ist heute für alle Show-Produktionen im GOP Kosmos verantwortlich. Bei der Familie Grote ist inzwischen schon die dritte Generation mit im Boot, um die Geschicke des Kultur-Unternehmens zu leiten.

Schon 1996 eröffnete das zweite GOP Theater in Essen. Bad Oeynhausen, Münster, München, Bremen und, im letzten Jahr, Bonn folgten. Die Genusswerkstatt by GOP ist für erfolgreiche Events und Feste in den Theatern und außer Haus verantwortlich. Die Entwicklung der Theatergastronomie ist nicht minder schillernd als die der Theater:
Im Jahr 2001 eröffnete die traditionsreiche „Gondel“ in Hannover neu. Und da hier Zarah Leander einst den Kochlöffel schwang, wurden die Restaurants in den anderen Theatern „Leander“ genannt. Gäste können sich in den Theatern und den Restaurants kulinarisch verwöhnen lassen. Piano Bars und der ADIAMO Dance Club in Bad Oeynhausen und Essen runden das Angebot ab.

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I am working at the GOP Entertainment-Group.FASCINATING SHOWS, FANTASTIC AMBIENCE, EXCELLENT COOKING