Digital auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

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3 min readOct 26, 2017

by Lisa Pröbsting

„Industrie 4.0“, „die zweite industrielle Revolution“ oder das „Second Maschine Age“ versuchen uns Bilder zu malen von einem kolossalen Wandel unseres Wirtschaftens und Arbeitens. Massive Produktionssprünge, durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien, weitgehende Individualisierung von Produkten und Produktionsprozessen, Übernahme vielfältiger qualitativer Planungs- und Entwicklungsprozesse durch Software und Computer. Aber auch die damit verbundene Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen signalisiert uns einen Wandel.

„Möglichkeiten nutzen — Grenzen setzen“, ein Mahnruf der als Untertitel dem Buch „Arbeit der Zukunft“ von Reiner Hoffmann und Claudia Bogedan ein klares Statement abgibt. Aber was bedeutet es Möglichkeiten zu nutzen und gleichzeitig Grenzen zu setzen in Bezug auf Fortschritt und Wandel? Zuallererst impliziert es die Fähigkeit zu reflektieren. Möglichkeiten finden wir in der Digitalisierung: ihr Grenzen zu setzen liegt in unserer Macht. „Wenn Wissen Macht ist, dann macht Nichtwissen ohnmächtig“, zitiert man den Schriftsteller Robert Kroiß, der schon 1949 zu dieser glorreichen Erkenntnis kam.

Heute ist Digitalisierung vor allem ein Angstbegriff mit inflationären Gebrauchscharakter. Er wird zum Buzzword, das in allen Ohren schallt und zur Wachsamkeit animiert. Was „die Digitalisierung“ ist und welch große Vorteile wir daraus ziehen können, ist den meisten jedoch nicht bewusst. Die altbekannte Angst vor dem Ungewissen, dem Neuen, schürt die Abwehrhaltung. Der Mensch ist immer noch analog heißt es da. Ja, ist er. Bleibt er auch — aber darf man nicht analog sein und digital agieren?

Stichworte wie Bildung, Vernetzung, Zahlungsmethoden oder Logistik sind nur wenige Bereiche, in denen die Digitalisierung dem Menschen positiven Nutzen verschaffen kann — ohne sein „analoges Menschsein“ zu bedrohen. Vermeintlich wird, die durch Technologie optimierte Prozessabfolge eingesparte Zeit, mehr Zeit zum Mensch sein entstehen lassen. Andererseits könnte diese neu verdichtete Zeit zu zusätzlichen Stress führen, denn wir haben dann ja mehr Zeit und können noch mehr leisten.

Aber ganz egal, wir kennen sie nicht, sie ist böse, sie nimmt uns unsere Arbeitsplätze weg, also bloß weg damit.

Dualistisches Denken ist hier der Schlüsselbegriff und meint das ausgewogene Verhältnis von Möglichkeiten und Grenzen. Eine Angst vor Entfremdung, Abhängigkeiten oder Kontrollverlust ist durchaus berechtigt — tritt dem Menschen als stetigen Gestalter von Digitalisierungsprozessen jedoch jegliche Selbstbestimmungsgewalt ab. Wie Rousseau schon sagt, „Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten.“

Technologien zu nutzen und sie nicht zu kennen macht Angst. Sie zu kennen und davon zu profitieren ergibt Sinn. Noch stehen wir am Anfang und sind gleichzeitig mittendrin. Die Digitalisierung hat längst begonnen und läuft stetig weiter als ergebnisoffener Prozess, den es zu gestalten gilt.

Nachhaltigkeit scheint ein ähnlich inflationär gebrauchter Begriff zu sein wie der der Digitalisierung. Ein weiteres Buzzword der heutigen Zeit — vielleicht passen die beiden gerade deshalb so gut zusammen.

Kurzer Exkurs:

Nachhaltigkeit beschreibt eine „Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende“. So steht es im Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen von 1987. Weitere Definitionen beschreiben Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Leitbild, das aktuell aus drei beziehungsweise vier sogenannte „Säulen der Nachhaltigkeit“ umfasst. Ökonomische, soziale, ökologische sowie neuerdings auch kulturelle Interessen gilt es zu vereinen und dem Leitbild nachzugestalten.

Wirtschaftlich betrachtet bedeutet das, „nicht Gewinne zu erwirtschaften, die dann in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern Gewinne bereits umwelt- und sozialverträglich zu erwirtschaften.“ Da sind wir beim Stichwort: Postwachstumsökonomie. Der durch Niko Paech definierte Begriff, bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das zur Versorgung des menschlichen Bedarfs nicht auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist, sondern sich durch Wachstumsrücknahme auszeichnet. Eine Veränderung muss also her.

Chancen für sozial-ökologische Entwicklungen, hinsichtlich gesellschaftlicher Transformation, bietet die Digitalisierung besonders in Bezug auf konviviale Techniken. „Konviviale Techniken“ sind Techniken und Verfahrensweisen, die nicht mehr Ressourcen benötigen, als nachwachsen und die möglichst frei allen Menschen zu Verfügung stehen und effektiv das Leben erleichtern, anstatt es komplizierter zu machen.

Diese Prozessoptimierung wird deutlich bedeutsamer in Bereichen der Bildung, im Finanzwesen und oder dem Verkehrswesen. Daher ist es essenziell die Möglichkeiten der Digitalisierung mit Weitblick und Innovation nachhaltig zu gestalten. Es gilt um-, weiter- und quer zu denken. Mit dualistischem Denken Teil des Fortschritts sein.

An dieser Stelle bietet es sich an auf unseren kommenden „Hypermotion Hackathon“ vom 20. bis 22. November 2017 in Frankfurt Messe (Halle 5) aufmerksam zu machen. Als Vorgeschmack auf die anschließende Hypermotion-Messe kommen zum Thema „next generation mobility“ talentierte Soft-, Hardware- und UX-Spezialisten zusammen, die mit Partnern wie Lufthansa Cargo, Schmitz Cargobull und der Deutschen Bahn, neue Ideen für das Verkehrssystem von morgen entwickeln. So wird aktiv Einfluss auf positive Veränderung durch konviviale Technik genommen.

Anmeldung unter:

https://hackathon.hypermotion-frankfurt.com

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