Nicht jeder sollte sich zum Angestellten machen lassen!

Überall liest man wie toll die Festanstellung ist, Sicherheit hier, Planbarkeit da. Gut, das ganze Land ist um die Festanstellung gebaut, aber dass Sicherheitsversprechen und Eintönigkeit nicht für jeden das große Lebensglück sind, davon spricht kaum jemand!

Catharina Bruns
Happy New Monday
4 min readAug 16, 2022

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Ein nicht ganz ernst gemeinter Beitrag, den nur Selbstständige verstehen...

Erfolgreicher Angestellter. Er liegt dem Konzern zu Füßen. ❤

In Deutschland ist man angestellt. 34 Mio+ sozialversicherungspflichtig Beschäftigte können sich nicht irren. Die Festanstellung ist ein Traum. Der deutsche Traum: Vom Angestellten zum leitenden Angestellten.

Aber leicht ist es nicht. Man muss wirklich leidensfähig sein. Was, wenn der Traum zerplatzt? Wenn es nichts wird, mit der Corporate Karriere? Wenn es nicht klappt mit der Beförderung? Weil Heinz-Peter schon länger im Unternehmen ist. Wenn man den Job gar nicht erst bekommt? Weil man nicht „googly“ genug ist? Oder einem die Anpassung nicht liegt. Wenn der Lebenslauf vom Personaler nicht verstanden wird?

Und wenn es dann doch klappt, hat es einige Tücken. Wisst ihr eigentlich, wie schwer es ist, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, auch wenn man schon seit 10:34 Uhr nichts mehr zu tun hat? Es ist schwer!

Und auf der anderen Seite, wie stressig Chefs, Kollegen und Meetings sein können, wenn man eigentlich etwas anderes zu tun hätte? Hm?

Dass hierzulande Millionen von Menschen sich unüberlegt auf den ausgetrampelten Pfad der Festanstellung begeben, obwohl man heute auch ganz anders arbeiten kann, vernachlässigt völlig die Gefahren.

Obwohl alle es machen, hat es trotzdem Schattenseiten. Glaubt mir, Burnout! Fremdbestimmung! Nichts darf man alleine entscheiden. Alles wird vom Chef, der Uhr, dem Kalender, den Brückentagen, der Urlaubs-Planung der anderen diktiert! Und auch der Chef hat noch einen Chef! Die Burnout-Rate unter gesetzlich Versicherten steigt seit Jahren an. Arbeitsunfähigkeit durch Vollzeitjob —das geht doch so nicht.

Danger, Danger!

Wer mit dem Gedanken an die Festanstellung spielt, sollte sich das wirklich gut überlegen. Ich hab es auch mal versucht und bin kläglich gescheitert. Nach gerade einmal 2 Jahren musste ich das Handtuch werfen.

Hier meine Learnings:

  • Bonjour tristesse. Man muss echt ständig das gleiche machen. Total langweilig. Wenn man zB. 2–3 total verschiedene Dinge gut kann, interessiert es niemanden. Man soll nur erledigen, wofür man eingestellt wurde. Purer Stress.
  • Klar, man muss sich um sonst nichts kümmern. Eine Steuererklärung braucht man nicht machen, Steuern muss man nicht verstehen, SV-Beiträge auch nicht. Wird einem alles abgenommen im Angestelltenland. Wird schon alles richtig sein. Wenn man das alles verstehen will, muss man sich schon sehr anstrengen.
  • Man ist zwar versichert, aber sicher ist man nicht! Wenn es Entlassungen gibt, ist man womöglich dran. Ich habe in meinen zwei Jahren Konzern drei Runden von Lay-Offs überlebt. Stress! Über Monate. Jeden Tag dachten wir in unserem Team: Wir sind die nächsten…
  • Kann man damit Geld verdienen? Ja, geht, aber man bekommt immer nur das gleiche Gehalt. Keine Chance mal einen größeren Gehaltssprung zu machen, ohne direkt den Job oder die gleich die Firma zu wechseln. Wenn es doch mal eine Erhöhung gibt, dann bleibt am Ende wenig übrig. Pffft.
  • Für die Festanstellung muss man geboren sein. Das kann echt nicht jeder. Ich war total ungeeignet. Habe aber viele Monate gebraucht, um mir das einzugestehen. Ich wollte schließlich bei den Karriere-Leuten mitmischen. Man muss aber ganz viele Kompromisse aushalten, zur richtigen Zeit nicken können, Stau und ÖPNV-, Kantinenessen und Automaten-Sandwich-, lange Schlangen vor dem Lieblingsitaliener zu den Lunchstoßzeiten-Resilienz haben und trotzdem irgendwie weiter lächeln.
  • Nach 2 Jahren Monotonie im Konzern und kurz vor Boreout hab ich die Reißleine gezogen. Habe ich es bereut? Ja. Sorry, aber ich hätte all die Zeit in meine Selbstständigkeit stecken können, die ich sinnlos in Meetings und beim Lunch saß oder mit Simulation verbracht habe. Heute weiß ich, meine Gesundheit geht vor.
  • Als Angestellter braucht man extrem viel Mut. Man muss sich und sein ganzes Restleben auf das Wochenende und den Feierabend konzentrieren. Ich dachte immer, Scheiße, draußen ist so viel los und ich sitz hier im „Office“ fest. Ich bin einfach nicht mutig genug, alles für einen Job zu opfern, meine ganze Freiheit in den Urlaub zu legen, unbeweglich auf die Rente zu hoffen und mich selbst und meine Fähigkeiten da draußen nie richtig kennen zu lernen.

Irgendann hab ich gecheckt: Es ist ok, wenn man anders arbeiten will. Es ist genauso „normal“. Wir kommen nicht als Angestellte auf die Welt. Wir werden dazu gemacht. Einige sind besser darin, andere müssen sich total zwingen. Man muss sich aber gar nicht dazu zwingen, auch wenn einige Überflieger eine tolle Karriere vorlegen.

Jobs sind was für Angestellte, aber Arbeit ist für alle da! Die Anpassungskarriere ist das Gegenteil der Selbständigkeit.

In diesem Sinne, findet, was euch entspricht und lasst euch nicht aufhalten. ;)

+Dieser Beitrag ist eine alberne Replik auf die vielen bierernsten Beiträge, die vor der Selbstständigkeit warnen sollen. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, vor der abhängigen Beschäftigung zu warnen. Auch Ich bin nicht gegen die Festanstellung, aber FÜR die Selbstständigkeit.

Und ein bisschen Spaß muss sein.

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Catharina Bruns
Happy New Monday

Hi. Ich bin Cathi Bruns. Kreative Unternehmerin. Pragmatische Vollzeit-Idealistin. Verwechselt Freiheit nicht mit Freizeit und Arbeit nicht mit Job.