Leadership-Stories, die wahr sind… oder interessant!

Elmar Egger
Hinter dem Vorhang
Published in
4 min readJan 18, 2018
Was ist: hinter dem Vorhang?

“Okay Elmar, do you have to tell anything thats interesting or true?”

Der Satz lässt mir das Herz in die Hosen rutschen. Zum einen: Was soll ich sagen? Zum anderen: Er kommt von Frank Farrelly, dem Begründer der Provokativen Therapie. Und der ist für mich eine absolute Respektsperson.

Ich sitze neben ihm, vor einer Runde von ca. 30 Therapeuten. Es ist eine Probesitzung im Seminar. Wir schreiben das Jahr 2001, ich bin 24 Jahre alt und gerade beim Gründen meiner Beratungsfirma mit meiner Partnerin Christine Pircher.

Was ich da noch nicht weiß:

  1. Die Firma wird Rudl & Schwarm heißen.
  2. Christine wird meine Frau werden und wir werden Firma, Familie und Leben teilen, was der größte Glücksfall in meinem Leben ist.
  3. Was ich Frank auf seine Frage antworten soll.

Warum ich Berater geworden bin…

Und die Frage ist gut. Interesting or true? Beschäftigt mich heute noch. Und hat mich immer schon beschäftigt. Denn diese Frage verlangt von mir, dass ich mein Herz erforsche. Was ist mir wirklich wichtig? Und dann, dass ich mich öffne und erzähle, was für mich bedeutsam ist, was mich berührt, wo ich mich verletzlich mache.

Und davor habe ich eine Heidenangst. Vor allem wenn ich in die Runde von 30 Therapeuten schaue und auf Frank, der gerade dabei ist, die Demo-Sitzung mit mir zu starten. Was werden die anderen denken? Werden die mich akzeptieren? Diese Angst ist mir bekannt. Ich kenne sie schon lange. Eigentlich ist sie der Grund, warum ich Berater geworden bin. Das ist eine längere Geschichte und die geht so:

Eine fantastische Geschichte

Als Bub habe ich in meinem Dachzimmer in die Bettdecke gehüllt die “Unendliche Geschichte” von Michael Ende gelesen. Mehrere Male. In dem Buch sitzt der Junge Bastian in einer Dachkammer unter Decken und liest ein Buch, das “Die unendliche Geschichte” heißt.

Mehr Identifikation brauchst du nicht.

In dem Buch, das Bastian liest, geht es um den heldenhaften Jungen Atrèju, der das Land Phantàsien retten soll. Bastian bewundert dessen Mut und wird auf einmal selbst in die Geschichte gesaugt und zum Helden.

Diesen Mut habe ich bewundert. Das wollte ich auch: Aus der Dachkammer raus und rein ins Leben, ins Abenteuer. Dieses stellte mir ein paar Herausforderungen wie: Auf andere offen zugehen können. Mich anderen zumuten können. Schwächere Klassenkollegen in der Schule verteidigen. Bei den coolen Kids dabei sein. Endlich ein Mädchen für mich begeistern. Auf Parties mitten im Geschehen sein und nicht am Rand.

Was man nicht alles tut

Aber ich hatte das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Also habe ich großen Aufwand betrieben, um mich selbst akzeptabel zu finden:

  • Ich habe wie ein Irrer Karate trainiert, um stark zu sein.
  • Ich habe Hip Hop gelernt, um auf Parties auftrumpfen zu können.
  • Ich habe viele Bücher gelesen, um schlau zu klingen.
  • Ich habe gute Noten auf der Uni gebracht, um bei den coolen schlauen Studenten dabei zu sein.
  • Ich habe Theater gespielt, um Bühnenpräsenz zu entwickeln.

Doch das waren alles eher gut geübte Tricks, um nicht offen reden zu müssen. Elegante Varianten, kein Risiko im offenen Kontakt einzugehen.

Mein Platz im Leben?

Dann habe ich eine Ausbildung zum Trainer der Erwachsenenbildung gemacht, um zu lernen, in Gruppen zu kommunizieren. Und da habe ich mehrere Dinge entdeckt: Christine trat in mein Leben (obwohl es noch ein paar Jahre dauern sollte, bis wir gemeinsam zu Franks Seminar fahren, unsere Firma und dann auch unsere Familie gründen). Außerdem fand ich heraus, dass ich das ganz gut kann, andere zum Reden zu bringen, ihnen zuzuhören. Für andere ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich austauschen können.

Und das war der Start meine Form der Beratung zu entwickeln. Ein Berater, der anderen Franks Frage stellt, was interesting or true für sie ist.

Das ist eine schöne Arbeit.

Aber auch eine Arbeit, wo man selbst nicht unbedingt viel erzählen muss. Und damit für mich ganz bequem, denn so kann ich mich gut um Franks Frage herumdrücken.

Die Story ruft

Nach 20 Jahren in dem Job wird für mich aber Frank Farrellys Frage wieder drängender. Was habe ich zu erzählen? Was will ich von mir persönlich vermitteln und von der Arbeit, die ich mache.

Brene Brown sagt:

“When we deny our stories, they define us. When we own our stories, we get to write a brave new ending.”

Jetzt bin ich jenseits der 40. Und damit ist es nun wohl an der Zeit, erwachsen zu werden und meine Geschichten selbst zu erzählen.

So Elmar, what do you have to tell, that is interesting or true?

Und das ist mein Projekt:

Hinter dem Vorhang: Ich erzähle Geschichten von den mutigen Menschen, die in den Unternehmen unserer Zeit in Führung gehen: über ihre Höhepunkte und Niederlagen, über Freud und Leid, über Probleme und Lösungen, jenseits von glitzernden Managementmythen.

Und ich öffne meinen eigenen Vorhang und berichte von meinen eigenen Momenten der Begeisterung und des Zweifels, von Verwirrung und von Erkenntnis, von Wahrem und von Interessantem… von Stories, die beides sind.

Und ich lade dich ein zum Dialog!

Also, wie sieht es aus?

Fass dir ein Herz! Sei mutig: Schreib eine Response (ganz unten)!

Wenn dir gefallen hat, was du gelesen hast, gib ein Clap (etwas weniger weit unten)! Als Schreiber bedeutet das die Welt!

Ich starte den Blog mit einer Serie über eine Reise ins Silicon Valley, die Christine und ich diesen Jänner unternommen haben. Wir waren bei Unternehmen wie Tesla, Google X, IDEO, Plethora und haben mit Insidern gesprochen. Wie ist sie wirklich die Start-up Welt im Silicon Valley? Was sind die kulturellen Voraussetzungen für Agilität und Start-up Mindset? Und gibt es das dort überhaupt in der Form, wie es bei uns in Büchern, Zeitschriften und Konferenzen gezeigt wird? Also, bleib dran!

--

--

Elmar Egger
Hinter dem Vorhang

Ich habe das Privileg, die mutigen Menschen zu beraten, die in den Organisationen unserer Zeit in Führung gehen. www.rudlundschwarm.at