Globale Wasserkrise im Zeiten des Klimawandels mit Dr. Dieter Gerten

Joella Korczak
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3 min readApr 19, 2021

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Mit Rückblick auf unsere Convention haben wir eine spannende Session mit Dr. Dieter Gerten aufbereitet. Er gab uns einen Überblick über die globale Wasserkrise, insbesondere in Verbindung mit dem Klimawandel.

Dr. Dieter Gerten ist Geograf,Koordinator der Forschungsgruppe zu planetaren Grenzen am PIK in Potsdam und Professor für Klimasystem und Wasserhaushalt im globalen Wandel HU Berlin. Als Experte forscht er seit 20 Jahren in diesem Bereich und erklärt uns die Zusammenhänge von Wasser auf der Erde und in der Nahrungsmittelproduktion. Klar ist: Ohne Wasser funktioniert unser ganzes System nicht.

Wasser ist ein komplexes Thema. Wie damit umgegangen wird, kann zu vielschichtigen Problemen führen. Fragen die Dr. Gerten beschäftigen und die bei dem Thema Wasser schnell aufkommen, sind: Was passiert mit der Zukunft des Wassers aus einer kulturellen Sicht? Wie ist die Beziehung und der Umgang zwischen den Menschen und dieser knappen Ressource? Wie wird sich der Privatisierungsmarkt mit Wasser weiter entwickeln?

Dann beschreibt er das Paradox, die Erde den “blauen Planeten” zu nennen, und trotzdem Menschen Wasserknappheit erfahren. Der Großteil der Wassermenge auf der Erde repräsentieren unsere Ozeane. Die für den Menschen nutzbare Wassermenge auf der Erde besteht dahingehend aus nur 2,9%. Von diesen knapp 3 Prozent sind wiederum 99,7% in permanenten Eis und Grundwasser gebunden. Der Begriff Wasserknappheit auf einem blauen Planeten wird dadurch vielleicht etwas verständlicher.

Zudem ist Wasser als Ressource für die Menschheit ungleich verteilt. Momentan leben 2 Milliarden Menschen in Gebieten in denen Wassermangel herrscht. Durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum wird dieser Wassermangel immer weiter verstärkt. Aber auch durch Industrie und künstliche Bewässerung der Landwirtschaft wird immer mehr Wasser verbraucht und beschleunigt den Prozess der Wasserverknappung. Es lässt sich leicht erkennen, dass Angebot und Nachfrage nicht ausgeglichen sind und wir uns in einer Wasserstresssituation befinden.

Dr. Dieter Gerten

In Deutschland zum Beispiel waren die Dürreperioden 2018 und 2019 die extremsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Besonders in Bezug auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion sollten all diese Prognosen Alarmzeichen für die betroffenen und beteiligten Akteure bzw. für alle sein. Dr. Gerten stellt sich die Frage, ob wir einen Bewusstseinswandel im Bereich der Wasserwirtschaft brauchen, oder ob dieser schon vorhanden ist?

Dr. Dieter Gerten

Die Grafik von Dr. Gerten gibt eine Überblick über verschiedenen Entwicklungsphasen der Wasserkrise zwischen 1960 bis 2000.

Allerdings gibt es bereits einige Methoden, um zum Beispiel in der Landwirtschaft ressourcenschonender mit Wasser umzugehen. Wenn Systeme angewendet werden, die sich auf eine reduzierte Bodenverdunstung und effiziente, intelligente Bewässerungsanlagen konzentrieren, könnte eine Produktionssteigerung gelingen, ohne mehr Land oder mehr Wasser zu verbrauchen, so Dr. Gerten. Hier gibt es ein riesiges, noch auszuschöpfendes Potenzial für traditionelle Methoden und neue Innovationen.

Er betont, dass der Nexus von Nahrungsmittel- und Wassersicherung, sowie der Energieversorgung zusammen gedacht werden kann und soll.

Es ist an der Zeit, multifunktionale Systeme zu schaffen, in denen Kreisläufe geschlossen sind und Ressourcen mehrfach genutzt werden können.

Wir danken Dr. Dieter Gerten für diesen spannenden Überblick in dieses so existentielles Thema! Für Informationen en detail z.B. über den virtuellen Wasserhandel gibt es hier das ganze Interview als Video:

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