How to: Abitur

Was du damals falsch gemacht hast

Rico Herwig
imjustsaying
4 min readJan 25, 2017

--

Gerade in diesem Moment sind Millionen von Menschen dabei, sich auf den wohl schönsten Moment der Schulzeit vorzubereiten: das Ende.

Nicht mehr all zu lang und das Abitur steht an. Da ich selbst mal Abitur gemacht habe, wirst du mir zustimmen, wenn ich mich als Experte auf diesem Gebiet bezeichne.

In dieser Funktion möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten, wie die optimale Vorbereitung auf die Prüfungen aussehen muss.

Solltest du also vor den Prüfungen stehen, ist dein Weg zu grenzenlosem Erfolg mit dem Lesen dieses Posts geradezu in Gänze geebnet. Solltest du schon Abitur haben, soll dir dieser Post ein Feedback sein, dass dich erkennen lässt, ob du damals das Optimum aus deinem Lernerlebnis herausgeholt hast und wo du womöglich Fehler gemacht haben könntest, die du künftig vermeiden kannst.

Der Abitur-Prozess gliedert sich dabei in 5 einfache Phasen, die ich gleich erläutern werde. Bevor es aber los geht, noch ein Hinweis: Es könnte unter Umständen klug sein, die dargestellten Techniken an manchen Stellen kritisch zu reflektieren. ;-)

Phase 1 — Die Schulzeit

Die richtige Vorbereitung beginnt schon während der Präsenzphasen in der Schule. Möchtest du schon hier in Sachen Zeitmanagement brillieren, ist ein gewisser Initialaufwand nötig, der sich aber auszahlen wird.

Schaue dir an, welche Fächer geprüft werden. Diese Fächer kannst du besuchen. Alle anderen sind Quatsch. Entgegen der von Lehrern proklamierten These, dass auch Geschichte (wenn es keins deiner P-Fächer ist) total wichtig ist und dich im Leben weiterbringen wird, muss ich dich hier mit der Realität konfrontieren. Du lernst nicht für’s Leben, sondern für die Prüfungen. Für die Prüfungen des Lebens ist später noch Zeit. Irgendwann zwischen Studium und Rente.

Dabei musst du allerdings darauf achten, dass es bei den meisten Schulen eine 50%-Regel gibt, die besagt, dass du mindestens 50% der Stunden besuchen musst, um die Zulassung für’s Abitur zu bekommen. Rechne also vorher aus, wie viele Stunden das sind und wann du planst, die Stunden zu absolvieren. Dabei können Klassenkameraden hilfreich sein, die wissen, wann z.B. Filme geguckt werden oder die Stunde ohnehin ausfällt. Auch die Urlaubsplanung ist so einfacher.

Besuchst du eine Stunde nicht, lerne stattdessen auch nichts anderes. Das kann zu schlechtem Gewissen führen und deinen Lernerfolg mindern.

Phase 2 — Das Lernen

Auch zum Thema “Lernen” hat die Lehrerschaft natürlich eine Meinung: Fangt rechtzeitig an, dann könnt ihr in Ruhe lernen!

Eine Theorie, der ich durchaus zustimme. Das hängt allerdings von der Definition des Wortes “rechtzeitig” an. Wer hier Monate vorher anfängt, macht gleich zwei entscheidende Fehler. Versuch doch mal, dich am Prüfungstag an eine Formel zu erinnern, die du zwei Monate vorher gelernt hast. Da muss man jetzt nicht Raketenwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt ist.

Eine Lernzeit von durchschnittlich 4 Wochen (brutto) ist völlig ausreichend und hat sich über die Jahre bewährt. Abzüglich schlafen, Pausen, Feiern, Essen, Trinken und Prokrastination sind das netto circa 3 Tage. Also immer noch mehr als genug.

Im Falle von Fächern, wie Mathe, reicht meist auch weniger, da es sich dabei um sogenannte “spiccophile” (Spickzettel-freundliche) Fächer handelt.

Hier funktioniert das Bulimie-Lernen besonders gut. Alle Themen innerhalb weniger Stunden reinschaufeln und am Tag der Prüfung auf’s Blatt kotzen. Das bringt den zusätzlichen Vorteil, dass das Gelernte danach aus dem Gehirn verschwunden ist und nicht unnötig Speicherplatz belegt.

Phase 3 — Klausur-Warmup

Am Tag der Prüfung solltest du unbedingt viel zu früh am Prüfungsort sein. Am einfachsten geht das, wenn du vorher einfach nicht schläfst. Du willst den wohl schönsten Teil einer Prüfung ja nicht verpassen.

Auf diese Weise kannst du vor der Prüfung mit deinen Mitschülern reden und dir all die Dinge bewusst machen, die du nicht gelernt hast. Als kleine Gegenleistung kannst du auch andere darauf aufmerksam machen, was sie vergessen haben und die Zeit nutzen, um dein Gehirn in letzter Sekunden noch mit halbfertigem Wissen zu überfüllen.

Profi-Tipp: Bist du besonders kreativ, kannst du dir Lerninhalte ausdenken, von denen der Lehrer behauptete sie seien “essentiell für die Prüfung”, um das Warm-Up-Erlebnis der anderen zu vervollkommnen.

Hast du das Warm-Up vollzogen, bist du nun nervös genug, um in die Prüfung zu gehen.

Die Phase der Prüfung bleibt hier unbetrachtet. Was soll bei deiner Vorbereitung schon schief gehen?

Phase 4 — Die Klausur-Aftershow-Party

Die Klausur ist geschrieben! Mache nun nicht den Fehler und gehe sofort nach Hause — sonst entgeht dir was!

Nutze die Chance und nimm an der Klausur-Aftershow-Party teil. Hier kannst du deine Lösungen und Antworten mit deinen Mitschülern schlecht reden und deine Zweifel am Bestehen der Prüfung schüren. Um andere zu irritieren, empfiehlt es sich, deine Lösungen mit den Worten “die Aufgabe war easy” oder “das hatte ich gerade noch gelernt” einzuleiten. Die Korrektheit dieser Aussagen ist nebensächlich — die Wirkung zählt!

Wenn auch ein paar deiner Freunde diesen Post gelesen haben, könnt ihr euch optimalerweise zusammentun und gemeinsam eine (falsche) Lösung vertreten. Die Stimme einer Gruppe hat mehr Gewicht.

Die Klausur-Aftershow-Party kann dabei zu extremem Selbstzweifel, Weinkrämpfen und Appetitlosigkeit führen. Wenn diese Symptome eintreten, hast du alles richtig gemacht.

Phase 5 — Retrograde Amnesie

Nach den anstrengenden vorherigen Phasen, hast du dir diese Phase wirklich verdient. Nicht nur ist es ratsam, die Zweifel und Gedanken des Nicht-Bestehens zu annihilieren, sondern auch, Platz für neuen Lernstoff zu schaffen.

Dafür gibt es viele Wege, wie Hypnose, Meditation oder autogenes Training. Diese in der Theorie schon abwegigen Methoden, scheitern jedoch noch mehr an der Realität.

Der alt-bewährte Griff zur Schnaps-Flasche kann an dieser Stelle teure Therapie-Kosten ersparen — neben den zahlreichen weiteren Vorteilen.

Wenn du unsicher bist, was du trinken sollst, lass dir gesagt sein: ab einer gewissen Dosis, wirkt jedes Gift. Also egal was, nur viel.

[“Braune Schnäpse führen auf dem gradesten Weg zum Ziel” — die Red.]

Solltest du diese fünf einfachen Phasen befolgen, steht deinem Abitur nichts mehr im Wege.Besonders praktisch: die Phasen sind so konzipiert, dass sie vor jedem Prüfungstag durchlaufen werden können.

Hast du trotzdem noch Zweifel? Kein Grund dazu! Schau dich mal in der Welt um, wer und was so alles Abitur hat. ;-)

Ich mein’ ja nur…

--

--

Rico Herwig
imjustsaying

Helping people get their shops together @Shopmacher since 2017.