Lassen Sie mich durch, ich will Arzt werden.

Was Medizinstudenten können, schaffst du auch

Rico Herwig
imjustsaying
4 min readJan 25, 2017

--

Du weißt nicht, was du nach der Schule/dem Studium machen sollst oder hast von deinem aktuellen Beruf die Schnauze voll? Du hast Probleme damit, Termine einzuhalten? Und dazu noch eine Handschrift, die jetzt nicht unbedingt Rückschlüsse auf die deutsche Sprache zulässt, sondern eher wie eine schlecht-gemeinte Kreuzung aus Beamten-Chinesisch und Kyrillisch aussieht?

Dann werde doch Arzt! Das ist nicht nur ein angesehener Beruf, sondern ermöglicht es dir auch, mit nur einem einzigen Satz das Warten in langen Schlangen erheblich zu verkürzen.

Zwar ist das Gerücht, man müsse dafür studiert haben, immer noch weit verbreitet, aber wer einige Male bei verschiedenen Ärzten war, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon zu dem Schluss gekommen sein, dass das Quatsch ist.

Ich selbst war in den letzten Wochen bei einigen verschiedenen Ärzten und kann daher die Repräsentativität dieses Artikels gewährleisten!

Deshalb folgen ein paar Tipps, die es auch dir ermöglich als Arzt zu überzeugen!

Dein Job als “Hausarzt”
Das allerwichtigste ist, dass du dir das richtige Umfeld aussuchst, um zu praktizieren. Ein Krankenhaus ist das nicht, da dort mitunter wirklich kranke Menschen verkehren. Und denen wirst du natürlich nicht helfen können.
Dein Ziel ist es, der “Hausarzt” deiner Kunden zu werden.
So ein Hausarzt hat einen vergleichsweise einfachen Job, der im Wesentlichen aus den folgenden Dingen besteht:

  1. Arbeitsscheue Menschen krankschreiben
  2. Rezepte ausstellen
  3. Kassenpatienten mit ihrem gesellschaftlichen Rang konfrontieren
  4. Überweisung an Fachärzte

Richtig, “Krankheiten heilen” ist nicht dabei. Aber mehr dazu im Kapitel “Behandlung”.

Die Termin-Vergabe
Ein oft geradezu sträflich vernachlässigter Teil deines Berufs ist es außerdem, dafür zu sorgen, dass deine Assistentinnen den Kunden Termine zuteilen, wann sie zur Sprechstunde kommen dürfen. Das hat weniger was mit Organisation deiner Arbeit zu tun, sondern eher damit, dass die Leute das Gefühl haben, bei dir Termine machen zu müssen, um überhaupt dran zu kommen. Du hast ja so viel zu tun!

Das Wartezimmer
Das ist der Ort, in dem deine Kunden die meiste Zeit verbringen werden. Das Wartezimmer dient dazu, Kassen- von Privatpatienten zu trennen (Privatpatienten sitzen bitteschön immer im Gang!) und zur Kundenakquise. Wer sich tatsächlich erdreistet, gesund zu dir zu kommen, wird so lange ins Wartezimmer gesetzt, bis er sich in irgendeiner Form bei den anderen Wartenden angesteckt hat. Schule also deine Assistentinnen, damit solche Leute schnell erkannt werden.

Profi-Tipp:
Sollte dein Wartezimmer zu leer sein und die Leute sich über lange Wartezeiten beschweren musst du einschreiten! Viele Ärzte arbeiten mittlerweile mit Statisten, die sich gegen ein geringes Gehalt ins Wartezimmer setzen und dort verharren. Auf diese Weise ist das Wartezimmer immer gut gefüllt. Solltest du außerdem mal eine Pause brauchen, kannst du ein paar der Statisten drannehmen.

Für die Einrichtung des Wartezimmers empfehlen sich viel zu eng beieinander stehende Stühle, ein Abo des Lesezirkels und Spielsachen für Kinder. Gerade letzteres ist wichtig, da es nichts gibt, was anstrengender ist, als kleine Kinder, die alle 20 Sekunden fragen, wann sie denn drankommen.

Die Sprechstunde
Wird einem Gast das lange Warten sichtlich zu anstrengend, ist es an der Zeit ihn von deiner Assistentin in ein Behandlungszimmer zu verfrachten. Der Kunde hat das Gefühl, es tue sich etwas und du hast deine Ruhe. Nach mindestens 5 Minuten (bei Privatpatienten) bis maximal 60 Minuten (erklärt sich von selbst), kannst du das Behandlungszimmer betreten und gegen den Drang ankämpfen, dir nach dem Begrüßungshandschlag die Hände desinfizieren zu wollen. Beginnt der Kunde mit seiner Leidensgeschichte, hat es sich bewährt, möglichst gestresst zu gucken, um deutlich zu machen, dass du keine Zeit hast — aber das hast du sicher gewusst.

Die Diagnose
Zum stellen einer glaubhaften Diagnose ist es wichtig, auf einige Schlüsselwörter während der Geschichte des Kunden zu achten. Hier ein paar Beispiele:

“…Nase zu…”
= Grippe / Erkältung

“…Kopfschmerzen…”
= Grippe / Erkältung oder einfach nur Kopfschmerzen

“…Übelkeit…”
= (Magen-Darm)-Grippe oder falsches Essen

“Ich hatte das früher schon mal…”
= Dann hat er’s jetzt wieder.

“Medikament XYZ hat damals gut gewirkt…”
= Dann kriegt er’s jetzt wieder.

Und wenn du mal wirklich nicht weiter weißt, der Kunde aber eine Antwort erwartet… lass ein Röntgenbild von einem von ihm erwähnten Teil des Körpers machen! Während der Zeit, in der das Bild vermeintlich bewertet wird, hast du genug Zeit um die Symptome zu googeln oder deinen eigenen Hausarzt anzurufen, da dieser vielleicht schon mal einen ähnlichen Fall googeln musste, während sein Kunde auf das Röntgenbild wartete.

Fehlt dir hier Fachvokabular, empfehle ich dir ein paar Staffeln Emergency Room oder Grey’s Anatomy.

Die Behandlung
Das ist der einfachste Teil der Prozedur! Entweder haust du dem Kunden Oma’s Hausmittel um die Ohren, verschreibst Antibiotika oder überweist an einen Facharzt, der dem Kunden womöglich tatsächlich helfen kann.

Und während der Kunde das Behandlungszimmer verlässt und du dich beim Anblick seiner Versichertenkarte im Geiste freust, dass er dir gerade deinen Lebensabend finanziert, kannst du ihm abschließend Gute Besserung wünschen. So einfach ist das!

Und wenn du dir jetzt noch Sorgen um einen seriösen Eindruck bei den Kunden machst… Einen Doktortitel kann man für kleines Geld im Internet bestellen!
Und das es sich dabei um eine bedeutungslose Randwissenschaft handelt, muss man ja nicht dazu sagen. ;-)

Ich mein’ ja nur…

--

--

Rico Herwig
imjustsaying

Helping people get their shops together @Shopmacher since 2017.