NFT — Kunstmarkt 4.0 oder neuer Kryptohype

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Published in
5 min readJan 31, 2022

Dr. Michael Schuricht

Photo by Sharan Pagadala on Unsplash

Non-Fungible Tokens (kurz: NFTs), die auf derselben Technologie wie Bitcoin basieren, sind die neuen Stars im Blockchain-Universum. In kürzester Zeit haben Sie einen echten Markt für digitale Kunstwerke geschaffen. Gleichzeitig heizen sie Spekulation in ungeahntem Ausmaß an.

Der Trend

Im Jahr 2021 ist der Markt für NFTs und digitale Kunst geradezu explodiert. Egal ob in den klassischen oder neuen Medien, eine Rekordmeldung hat die andere gejagt. Eine von Bloomberg durchgeführt Analyse zeigt, dass NFTs inzwischen gefragter sind, als Kryptowährungen wie Bitcoin und Co.

Doch nicht nur die Diskussion in den Medien, sondern auch der Handel mit NFTs nahm in 2021 massiv zu. Am 11. März zahlte ein Kryptowährungsinvestor 69 Millionen Dollar für das digitale Gemälde “Everydays: The First 5000 Days” während einer von Christie’s organisierten Auktion. Das blinkende GIF Fomo steht derzeit für 2 Millionen Dollar zum Verkauf — das 60-fache dessen, was es vor nur neun Monaten gekostet hat. Und eine Serie von 10.000 geradlinig aussehenden Illustrationen von Affen, genannt Bored Ape Yacht Club, ist insgesamt mehr als eine Milliarde Dollar wert.

Diese verblüffende Blase wird durch die NFT-Technologie angeheizt, die es ermöglicht, Kryptowährungen wie Bitcoins oder Ether gegen digitale Objekte zu tauschen. Ein NFT oder “Non-Fungible token” ist ein digitaler Datenstring, der das Eigentum an einem bestimmten Gegenstand nachweist, der normalerweise in der virtuellen Welt existiert. Dabei kann es sich z. B. um ein digitales Kunstwerk, einen finanziellen Vermögenswert oder ein Patent handeln.

Für die Digitale Kunst eröffnen NFTs einen ganz neuen Markt. Gerade deshalb ist davon auszugehen, dass uns diese Technologie auch abseits des Hypes für lange Zeit erhalten bleibt.

Wie alles andere, was auf einer Blockchain aufgezeichnet wird, ermöglichen Kunst-NFTs die Nachverfolgung aller Transaktionen nach dem ersten Verkauf. Diese Protokollierung gestattet es dem Künstler dauerhafte Verkaufs- oder Lizenzgebühren zu erhalten — etwas, das bei physischen Objekten, die von Galerien oder Sammlern verkauft werden, nur selten geschieht.

Von physischen Kunstwerken gibt es in der Regel nur ein einziges Exemplar (oder ein paar Dutzend, wenn es sich um Kunstdrucke handelt). Das Original ist von Reproduktionen zu unterscheiden, die legal oder als Fälschungen verkauft werden. Bei der digitalen Malerei ist das Kunstwerk eine Datei, von der es unendlich viele perfekte Kopien geben kann. Aus diesem Grund besteht eine NFT nicht aus der Datei des Kunstwerks selbst, sondern dient als Nachweis des ursprünglichen Eigentums.

Handel, Plattformen und Beispiele

NFTs können jeden Vermögenswert digital repräsentieren. Dabei ist es nicht von Belang, ob dieser Wert nur online (wie digitale Kunst) oder auch in der realen Welt (wie z.B. Immobilien) existiert.

Handel

Viele NFTs können nur mit Ether gekauft werden. Daher ist es in der Regel der erste Schritt, etwas von dieser Kryptowährung zu kaufen und in einer digitalen Brieftasche zu aufzubewahren. Das Angebot für digitale Brieftaschen (auch Wallets genannt) scheint dabei schier unendlich groß. Eine der beliebtesten Wallets (MetaMask) wird im Folgenden kurz erklärt.

Der eigentliche Handel findet auf sog. Marktplätzen statt. Es gibt Dutzende dieser NFT-Marktplätze, und viele von ihnen haben einen bestimmten Schwerpunkt oder eine Nische besetzt.

Einer der führenden Marktplätze ist OpenSea. Benutzer können auf OpenSea kostenlos NFTs erzeugen und zum Direktkauf oder zur Auktion anbieten bzw. kaufen. OpenSea basiert auf dem Ethereum-ERC-721-Standard sowie der Polygon-Blockchain. Bekannte Künstler, die ihre Kunstwerke auf OpenSea versteigern, sind u. a. beeple, Banksy, Takashi Murakami, H. P. Baxxter, Damien Hirst wie auch die Golden State Warriors. Auch das Auktionshaus Christie’s kooperiert mit OpenSea.

Sicherheit

Nicht-fungible Token, die genau wie Kryptowährungen die Blockchain-Technologie nutzen, sind im Allgemeinen sicher. Die verteilte Natur von Blockchains macht es schwierig, wenn auch nicht unmöglich, NFTs zu hacken. Das größte Sicherheitsrisiko für NFTs besteht darin, dass Sie den Zugang zu nicht-fungiblen Token verloren werden kann, wenn die Plattform, auf der das NFT gehostet wird, ihren Betrieb einstellt.

Einige Beispiele

Marktplätzte wie OpenSea bieten inzwischen vielfältige Inhalte zum Kauf und Handel an. Im Folgenden finden sich einige der höchstgehandelten NFTs.

Everydays: the first 5000 Days” ist eines der teuersten NFT aller Zeiten. Für das aus 5.000 Einzelbildern bestehende Werk des US-Künstlers Mike Winkelmann zahlte ein Sammler 69,3 Mio. US-$.

Das 10-sekündiges Video “Crossroad” wurde für 6,66 Mio. US-$ verkauft. Es zeigt des “gefallenen Ex-Präsidenten der USA nach seiner Wahlniederlage”. Der Clou: Bei einem Wahlsieg hätte sich das NFT in eine Gestalt, die durch die Hölle läuft gewandelt.

Viele NFTs sind Teil einer virtuellen Welt oder einer Online-Community, wie “Axis Infinity”. Im Februar hat ein User dieses Spiels von sich reden gemacht, indem er für 888,25 ETH (zum damaligen Zeitpunkt rund 1,5 Millionen US-$) 9 virtuelle Grundstücke erwarb.

Auch große Markten haben inzwischen den NFT-Markt für sich entdeckt. So wurde die digitale Sammelkarte des Basketballspielers LeBron James durch die NBA beispielsweise für 100.000 Dollar verkauft.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten außerhalb der Kunstszene

Im Kern speist sich Hype, der um NFT entstanden ist, im Wesentlichen aus der Möglichkeit, mit ihnen die Herkunft eines digitalen oder analogen Gutes fälschungssicher nachzuweisen. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen:

  • Als Echtheitszertifikat für hochwertige Maschinen und Anlagen oder deren Ersatzteile.
  • Zur Bekämpfung von Fälschungen in der Konsumgüterindustrie, da sich mit NFT jederzeit nachvollziehen lässt , wo z.B. eine hochwertige Uhr hergestellt wurde, welche Teile bei ihrer Konstruktion verwendet wurden, wer sie verkauft und wer sie kauft.
  • Als digitaler Lizenznachweis: Zum Beispiel für Komponenten von Maschinen und Anlagen, die von Dienstleistungspartnern im 3D-Druck erstellt werden oder für Rezepturen in der Pharmaindustrie.
  • Zur Absicherung von Finanztransaktionen, insbesondere wenn Vermögenswerte in realen Dingen wie Immobilien oder Unternehmen gehandelt werden.
  • Um die Einhaltung von Regeln bei der Nutzung von Software sicherzustellen: Mit NFT kann die Verwendung von Algorithmen in KI-Anwendungen auf die Bereiche und den Kontext beschränkt werden, für die sie programmiert oder trainiert wurden.

Stichworte

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