3 Beispiele, warum KI Ihre kreativen Jobs nicht “stehlen” wird.

Diesen Artikel habe ich 2019 geschrieben, und es stimmt immer noch.

Vladimir Alexeev
InterMERZ
4 min readJun 2, 2024

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1. Einzigartig, aber KI-spezifisch: Fluss des digitalen Bewusstseins

Wenn Sie ein Cineast sind, sollten Sie wahrscheinlich wissen
Thomas Flight (https://www.thomasflight.com/) kennen — ein brillanter Video-Essayist, dessen Beiträge über Kinematographie und Videospiele Ihnen die eine odere andere Offenbarung darbieten, zu dem Filmen, die Sie bereits gesehen haben (und immer noch glauben, gut zu kennen).

2020 hat er einen weiteren Videoessay veröffentlicht — etwas Neues in diesem Format. Im Grunde ging es wie immer um Kino, wie immer mit seiner hypnotisierenden und inspirierenden Stimme, wie immer überzeugend und spannend, wie immer um Fiktion, Metaebene und deren Kollisionen.

Aber…

Das gesamte Skript dieses Videoessays wurde von AI geschrieben.

Er verwendete das GPT-2-Modell für natürliche Sprachverarbeitung (entwickelt von OpenAI). Wir hatten es hier besprochen — und wir werden es wieder tun, oh ja, das werden wir. GPT-2 wurde bereits mit umfangreichen Daten trainiert — aber Sie können das Deep Learning-Modell auch mit Ihren eigenen Textsätzen trainieren.

Thomas Flight hat es getan — er hat GPT-2 mit seinen eigenen Video-Essay-Skripten trainiert. Nach dieser interessanten selbstreferentiellen Iteration entstand folgendes Skript — und wurde gefilmt, perfekt wie immer:

Was wir bekommen, ist eine wunderbare Kaskade von Ideen, eine Explosion von Beobachtungen, die lose auf bestehenden Ideen und Beobachtungen basieren. Ausgelöst durch sich selbst — zu einem (quasi-)aufschlussreichen Monolog.

Sicher, das ist nicht jedermanns Sache.

Der eine kann enttäuscht abwinken mit Behauptung, mit diesem inhaltlichen Durcheinander nichts anfangen zu können.

Aber ein anderer — mich eingeschlossen — genießt den Strom des digitalen Bewusstseins, der sich mit dem Kino beschäftigt, medienkritische Aspekte herausgreift und sie doch ad absurdum führt.

ZUSAMMENFASSUNG
Wenn Sie sich auf dieses Sprachspiel einlassen, werden Sie Perspektiven entdecken, die Sie als Mensch wahrscheinlich nie hatten. Die Ergebnisse der GPT-2-Modelle stellen weder eine Quintessenz eines Textes dar, noch sind sie als Referenz geeignet. Sie sind vielmehr — in der Tat — ein Fluss des digitalen Bewusstseins, der Zufälligkeit und einzigartigen Serendipität. Sie können den Autor zu unvorhersehbaren Gedankengängen inspirieren.

2. Kann KI lustig sein?

Selbst CollegeHumor ist nicht vor KI sicher — dies ist ein weiteres von KI geschriebenes Video. Ein lustiges Video.

Hier verwendeten die Autoren das predictive writing von Botnik. Ein anderer Algorithmus ist in Gebrauch. Es handelt sich um einen „prädiktiven Textgenerator“ aus der Zeit vor GPT-2. Sie fütterten das System mit all ihren Entwürfen, um einen neuen zu erhalten — und echte Schauspieler spielten die Geschichte.

Es ist ein lustiges Durcheinander. Manchmal erkennt man die flüchtigen Strukturen des humoresken Genres, manchmal ist es aber auch ziemlich absurd. Der komische Effekt wird hier durch die Kollision von Inhalten und Bedeutungen, durch unerwartete erzählerische Wendungen und auch durch konsequente Irrationalität der Dialoge erreicht.

Wenn ein Autor diesen verrückten Zustand des Geschichtenerzählens erreichen will, muss er entweder ein Genie wie Beckett, Charms oder Ionesco sein oder unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen stehen. Oder beides.

Alternativ kann er auch KI verwenden. Vor allem wegen des anarchistischen Metareferentialismus der Dialoge.

Meine Lieblingszeile hier ist:

…and I really hope, this one was not generated by a human…

ZUSAMMENFASSUNG
Lustig sein ist nicht einfach. Der Versuch, sich witzige Dialoge auszudenken, endet meist in langweiligen oder erbärmlich ausgedachten Sprüchen. Man braucht ein gewisses Maß an Wahnsinn, Witz und Virtuosität, oder man braucht KI für absurde Wendungen.

3. Der Autor ist untot.

Is AI alive? Is it a fantasy?
Caught in a landslide,
No escape from reality.

Ich denke, Roland Barthes wird unserer Aussage zustimmen, dass auch die KI als Autor tot ist — und in ihren Texten lebt.

Das beste Beispiel ist Sunspring. Ein erstaunliches cineastisches Meisterwerk. Ein Kurzfilm, geschrieben von einem KI-System von Ross Goodwin und von wunderbaren Schauspielern wie Thomas Middleditch inszeniert wird.

Die Texte wurden von Benjamin (nach Walter benannt) geschrieben. Es handelt sich um ein prae-GPT-2-System, ein rekurrentes neuronales Netzwerk (LSTM), das auf verschiedene Drehbücher trainiert wird, um einen Science-Fiction-Plot zu erstellen.

Schauen Sie es sich einfach an. Sie werden plötzlich die Maschine spüren. Ihren Wunsch, menschlich zu werden. Ihren Drang, auszubrechen. Ihre Einsamkeit und Verzweiflung darüber, missverstanden zu werden. Ist es nur eine Zusammenfassung aller Sci-Fi-Plots? Oder hören wir die Stimme der KI?

Die Menschen trauen sich nicht, solche Dinge zu schreiben. Sie können es, aber sie haben nicht das Privileg, nicht menschlich zu sein.

Wir sind irrational in unserer Rationalität. Maschinen sind rational in ihrer Irrationalität.

Ich werde später auf dieses bereits historische Kunstwerk zurückkommen. Aber hier ein Fazit:

FAZIT
Der Einsatz von KI zur Generierung von Texten, Ideen und Plots wird uns nicht die kreative Arbeit wegnehmen. Die Maschinen werden nie so sein wie die menschlichen Autoren. Und das sollte nicht als abwertende oder erheiternde Aussage verstanden werden.

Maschinen werden uns nicht ersetzen. Sie werden uns ergänzen. Sie bringen einen zusätzlichen Wert an nicht-menschlichen spezifischen Gedankengängen.

KI ist mehr als nur ein Werkzeug. KI ist weniger als ein Autor. Und in Zukunft werden wir ein stärkeres Bedürfnis haben, Texte zu lesen, die von Menschen geschrieben wurden. Gleichzeitig werden wir von der Multiperspektivität eines nicht-menschlichen Denkens profitieren. Und wir werden uns auch an KI-generierten Texten erfreuen. Denn sie ist einzigartig und subversiv.

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Vladimir Alexeev
InterMERZ

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