Wenn die Geologie Ihr Leben beeinflusst

Mia Chen
Kitta-Insel.de
Published in
5 min readNov 3, 2019

Wir haben einen Spruch: Alter Ingwer ist scharf. Das bedeutet, wer älter ist, hat auch mehr Erfahrung. Ich wusste nicht, dass es bei Taiwan in dem Fall nicht stimmt. Taiwan ist geologisch jung, immer lebendig, vielfältig und verändert sich immerzu. Viele Forscher kommen nach Taiwan, weil immer etwas passiert und die Prozesse sehr schnell ablaufen. Sie können im Laufe Ihres Lebens Ergebnisse sehen.

Ich habe gedacht, dass die Geologie mich gar nicht betrifft und es mit unserem Leben nichts zu tun hat. Aber da lag ich falsch. Ich merke jetzt: neben den Erdbeben hat sie einen großen Einfluss auf die Leute, die an besonderen geologischen Orten leben. Eigentlich gibt es auch eine Verbindung, wenn man nicht an besonderen geologischen Orten lebt, z.B. bei der Echten Guave, die ich schon oft gegessen habe. Jedes Wochenende bin ich mit meiner Mama auf den Markt gegangen. Bei dem ersten Obststand haben wir immer die Echte Guave gekauft. Die Echte Guave, die aus dem Yanchao-Gebiet kommt, ist sehr berühmt und lecker. Ich habe nie danach gesucht, was es im Yanchao-Gebiet gibt und was die Echte Guave so besonders macht. Ich wusste nur, dass Yanchao bei Kaohsiung liegt. Seit ich wegen der Kitta-Insel ein Buch gelesen habe, weiß ich, warum die Echte Guave aus Yanchao so lecker ist. Sie wächst in der Erde des Schlammvulkans. Dieser Boden liefert viel Calcium, Phosphor und Magnesium. Das macht den besonderen Geschmack der Echten Guave aus. Auf der anderen Seite, gegenüber von Yanchao, liegen die Liji-Badlands. Dort wächst der süße Zimtapfel. Die Forscher haben den Boden untersucht und herausgefunden, dass es allochthonen Boden aus dem Meer mit Eisen, Magnesium und Calcium gibt. Ein Obstbaum wie der Zimtapfel braucht diese Stoffe als Nahrung. Es ist auch der Grund, warum der Zimtapfel dort so viel Aroma entwickelt und süß schmeckt. Es ist nicht so, dass gar keine Pflanzen auf den Lichi-Badlands wachsen können, sondern es kommt darauf an, ob man die Natur gut beobachtet und gut verstehen kann.

Wenn wir die Natur weiter beobachten — welche Tiere oder Pflanzen in einer schwierigen Umgebung leben können — und wenn wir die Beziehung zwischen den Menschen, Erde, Tieren und Pflanzen erforschen, dann können wir wahrscheinlich neue Lösungen für viele Probleme finden. Seit ich in Deutschland wohne, bin ich mehr draußen in der Natur. Ich beobachte auch, wie die Tiere und die Pflanzen zusammen arbeiten. Der Bauer in den Badlands in Taiwan möchte die Greifvögel vergiften, damit die Greifvögel die Hühner nicht fressen. Aber nachdem er ihr Verhalten beobachtet hat, hat er erkannt, dass der Greifvogel eigentlich keine anderen Hühner angreifen will. Und wenn er ein Hühner nicht sofort vollständig frisst, dann kommt er wieder zurück und frisst die Reste weiter. Er hat auch herausgefunden, dass der Greifvogel nur Hähnchen frisst, die jünger als einen Monat alt sind. Daraufhin hat der Bauer sein Verhalten geändert: er lässt die Hähnchen erst ins Freie raus, wenn sie älter als einen Monat sind.

Wenn man an einem Ort lebt, versteht man den Ort besser und kann mit dem Ort besser umgehen. Der Boden der Liji-Badlands ist instabil und oft eingestürzt. Wenn man ein Gebäude drauf errichten will, muss man verstärkt auf die Umwelt achten. Man leiht das Wissen und die Erfahrungen der Einheimischen aus und gestaltet eine stabilere Struktur der Umwelt. Wenn man ein Problem hat, kann man die Lösung in der Natur finden: wenn man sie mehr beobachtet und dabei kreative Ideen bekommt. Früher dachten die Leute immer in etwa, dass sie nur mit einem großem Touristenkomplex Geld verdienen können. Sie dachten nicht daran, dass sie dabei etwas noch Wichtigeres, wie die Umwelt, kaputt machen. Warum die Umwelt noch wichtiger als Geld verdienen ist? Wenn man wegen des Geldes die Umwelt kaputt macht, wird die Natur noch schwächer, verursacht noch mehr Naturkatastrophen und nimmt Menschen das Leben. Ist Geld-Verdienen wichtiger als das Leben? Man kann es auch anders machen, z.B. mit Ökotourismus oder aber, indem man mit den Ureinwohnern zusammen arbeitet, um die Wirtschaft zu entwickeln.

“Das Ziel eines Geoparks ist, dass man das Leben und den Kreislauf der Natur wahrnehmen kann. Auch wenn man auf einem sensiblem Boden wohnt, kann man friedlich mit der Natur umgehen. Die Menschen werden stolz sein, wo sie aufwachsen und die Natur schützt ihre Kinder wie eine Mutter. ”

In dem Buch <xxx> hat der Autor ein paar Beispiele genannt: die Kinder, die in der Nahe vom Long Dong Wan Kap wohnen, müssen Schnorcheln und Kanufahren lernen und Meerestiere und die Landschaft kennen. Wenn sie das Meer besser verstehen, haben sie keine Angst davor, dann schützen sie das Meer. Ein anderes Beispiel ist der Caoling-Geopark. Der Caoling-Berg ist ständig in Bewegung. Die Einwohner dort waren Landwirte. Nach einem Erdbeben hat sich die Landschaft wieder einmal verändert. Ein See, doppelt so groß wie der Sonne-Mond-See, ist entstanden. Das passierte bereits zum vierten Mal. Die Einwohner lernten Boot-Fahren und machten den Boots-Führerschein. Sie fahren Boote für die Touristen. Aber nach einem Taifun ist der See wieder kleiner geworden. Und nach einem weiteren Sturm hat sich der See vollständig gefüllt. Es gab dann noch einmal kurz einen kleinen See, der aber nur 10 Tage Bestand hatte. Ich finde, dass es lustig ist, zu sehen, wie man mit der Natur umgeht.

In letzter Zeit taucht der Begriff “Satoyama” häufiger auf. Der Begriff kommt aus Japan, aber das Konzept wird nicht nur in Japan verfolgt. Im Satoyama hoffen die Menschen, die Natur zu schützen, auch wenn sie Landwirtschaft betreiben. Man will die Tiere und Pflanzen vor Orten belassen und die Biodiversität erhalten. Ich denke, dass es eine gute Idee ist, dass man die Landwirtschaft als ein Teil des Ökosystems sieht und betreibt und nicht die Natur für die Landwirtschaft zerstört. Mit so einer nachhaltigem Bewirtschaftung kann man das alte traditionelle Wissen und die Kultur erhalten. Man kann auch durch den Erhalt der Biodiversität Nahrung und Gene für die Zukunft sichern. Nachdem ich eine Zeit lang in Deutschland gelebt habe, habe ich gedacht, dass es eine sehr schöne Sache ist, in der Natur zu leben. Was für ein Glück, dass man von der Natur ernährt wird. — Kitta-Insel

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Mia Chen
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暫居德國。個性也許內向,但腦袋不內向。喜歡將各種事物連結起來,將自己放大縮小遊走這世界,更喜歡遊走於自然森林之間。