Natalia Dziadus-Hammerschmied
KraftFabrik
Published in
7 min readApr 20, 2018

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Sehr lange habe ich überlegt, ob ich meine Familie in Krakau zu Ostern besuchen soll. Es gibt doch so viel zu tun in unserem Business. Ich könnte doch in diesen ruhigen Tagen gut arbeiten und so einiges weiterbringen… schlussendlich habe ich mich aber dazu entschieden, mir ein paar Tage frei zu nehmen. Zum Glück, kann ich heute nur sagen. Meine liebe Oma ist nämlich kurz danach gestorben…

Wie soll man aber jetzt solche Entscheidungen eigentlich treffen?

Die Zukunft können wir doch nicht voraussagen. Wir wissen einfach nicht, was morgen passiert. Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir noch mit wem verbringen können. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns selbst für alle diese Dinge, die wir gerne im Leben tun würden, bleibt… Und trotzdem müssen wir irgendwie entscheiden, was uns gerade wichtig/wichtiger ist.

Die 6 Lebensbereiche

Alex und ich teilen das Leben in 6 Lebensbereiche:

  • Familie/Partnerschaft
  • Beruf
  • Körper/Gesundheit
  • Freunde/Soziales Leben
  • Eigene Entwicklung/Hobbys
  • Glaube/Spiritualität/Sinn

Die Balance zwischen diesen 6 Lebensbereichen soll der Schlüssel zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben sein. So ganz einfach ist es aber nicht. Nicht mal auf den ersten Blick…

Schon alleine der Gedanke daran löst irgendwie Druck aus. So ganz zufrieden kann man doch nur dann sein, wenn man ein ausgeprägtes Familienleben führt, berufliche Erfolge nachweisen kann, 5 x die Woche intensiv Sport betreibt, selbst und gesund kocht, seine besten Freunde noch zusätzlich zu den Business-Meetings wöchentlich trifft, sich nebenbei die neusten Techniken moderner Grafik einfach aus Interesse aneignet und Abends zur Entspannung Kant liest… Jnein.

Vielleicht bin ich die einzige, die unter diesem, sich in allen Lebensbereiche ausbreitenden Leistungsdruck leidet — ich glaube aber nicht.

Deswegen ist es mir sehr wichtig meine „Überlebensstrategien“ für ein erfolgreiches, glückliches und erfülltes Leben zu teilen.

1.Entscheidungen treffen

Das stimmt — Das Leben ist hier und jetzt. Das heißt aber nicht, dass du „hier und jetzt“ alles machen musst. Schon die angestrebte „Work-Life Balance“ funktioniert meistens nicht. Wie sollst du dann also eine Balance zwischen 6(!) verschiedenen Lebensbereichen schaffen?

Verschiedene Lebensphasen wahrnehmen und akzeptieren:

Im Laufe unseres Lebens gibt es immer wieder verschieden Phasen. Mal konzentrieren wir uns voll und ganz auf das Studentenleben während des Erasmus-Jahres in Spanien, mal arbeiten wir Vollgas an einem super spannenden Projekt und dann verlieben wir uns bis über beide Ohren und vergessen die ganze Welt rund um uns… Das ist einfach so und das ist auch gut so. Unsere volle Konzentration können wir meistens nur einer bis maximal 2 Sachen auf einmal widmen.

Bei mir gibt es zB. momentan zwei Sachen, die alles andere überragen: den Aufbau der KraftFabrik und die gemeinsame Zeit mit meinem wundervollen Mann, Alex. Mehr als genug für den typischen Alltag. 😊 Was mit den allen anderen Lebensbereichen passiert? Darauf komme ich gleich zurück.

Der erste Schritt ist eben eine Entscheidung zu treffen, was dir gerade am wichtigsten ist. Und dafür ist es notwendig Prioritäten zu setzen.

Prioritäten setzen:

Nur du kannst die Entscheidung darüber treffen, worauf du deinen Fokus im Leben momentan legen möchtest. Und dabei solltest du nicht vergessen: dein Fokus darf sich im Laufe deines Lebens ändern! Du musst nicht 40 Jahre lang Karriere machen und für immer auf das Familienleben verzichten…

Was du aber musst, ist in dich selbst hineinzuschauen und tatsächlich zu spüren, was du im Moment wirklich möchtest. Was ist das, was dir im Moment gut tut/gut tun würde? Vielleicht hast du gerade genug von der Hektik der Großstadt und der fancy Designerwelt? Vielleicht würdest du lieber jetzt ein paar Jahre um die Welt Segeln, Kinder bekommen und ein Buch schreiben?

Das kannst nur du in dir selbst spüren und das kannst nur du entscheiden. Und nein, das sind nicht immer einfache Entscheidungen… Aber erinnere dich an diese Worte:

„Einfache Entscheidungen — schwieriges Leben. Schwierige Entscheidungen — einfaches Leben.“

Was dir dabei allerdings sehr helfen kann (ich mache das schon seit langem), ist die Nutzung einer „Ich will Liste“. Stelle dir selbst die Fragen: Was willst du machen? Was willst du haben? Was willst du sein? Und schreibe deine Antworten auf einem Blatt Papier auf.

Somit erstellst du dir eine wunderbare Grundlage, anhand der du anfangen kannst deine Prioritäten zu setzen. Nur was, wenn deine „Ich will Liste“ voll mit verschiedenen Wünschen, Träumen und Zielen ist?

Nein sagen:

Lerne nein zu sagen. Auch wenn’s hart ist. Sage nein zu Dingen und zu Menschen, die dir nicht guttun. Sage aber auch nein auch zu Dingen, die du gerne tun würdest…

Es gibt kein Multitasking — du kannst nicht alles auf einmal machen. Du kannst nicht gleichzeitig 3 verschiedene Business-Ideen ausarbeiten, dich in einen professionellen Bodybuilder umwandeln und 2 Kinder erziehen.

Beim „Nein sagen“ hilft folgendes:

Ausmisten:

Wenn du zu viele Dinge um dich herum hast, die dir nicht so wichtig sind, dann verschwinden die Dinge aus deinem Blickfeld, die dir wichtig sind. Das betrifft die Unmengen an materiellem Zeug, dass wir kaufen und Zuhause horten. Das betrifft auch die hunderten Menschen, mit denen wir glauben uns treffen zu müssen. Und das betrifft auch die Tätigkeiten, mit denen wir uns einfach nur aus Neugier beschäftigen.

Ziel für Ziel handeln:

Nur weil ich mich in diesem Jahr dazu entschieden habe mein eigenes Business aufzubauen und meine Beziehung zu pflegen, und nur weil ich dafür auf einen Intensiv-Kurs in Französisch verzichtet habe, bedeutet das nicht, dass ich das nicht in zwei Jahren machen kann. Eines nach dem anderen zu machen ist schon eine gute Sache 😊.

2.Balance erschaffen

Kannst du dich noch an den Leistungsdruck erinnern, der in dir bei der Aufzählung von allen 6 Lebensbereichen entstanden ist? Dieses überfordernde Gefühl ergibt sich aus der Tatsache, dass wir uns oft einfach nicht genug sind. Wenn wir arbeiten, dann streben wir nach richtigen finanziellen Erfolgen und gesellschaftlicher Anerkennung. Wenn wir einen Partner haben, dann muss er/sie perfekt sein. Wenn wir Sport machen — dann bitte so, dass wir nach einem Monat einen super muskulösen Fitness-Körper haben… usw.

Wann ist genug, genug?

Genug ist es dann, wenn es sich für dich gut anfühlt. Einfach gesagt, schwer umzusetzen… vor allem wenn man an so hohen Ansprüchen an sich selbst, Perfektionismus, ständigem Vergleich mit anderen und von jeder Seite sich aufdrängendem Leistungsdruck, leidet. Da hilft nichts anderes, als Prioritäten zu setzen, Entscheidungen zu treffen und aber auch…

Auf alle Lebensbereiche achten:

Prioritäten setzen und einen klaren Fokus bestimmen, ist eine Sache. Dauerhaft oder über längere Zeit auf einen oder mehrere Lebensbereiche zu verzichten, eine andere. Wir Menschen sind nun mal vielfältig und unsere Erfüllung im Leben braucht mehr als „nur Geld“ oder „nur Familie“ oder „nur in der Werkstatt hobbymäßig herumbasteln“.

Und wenn du nicht gleichzeitig (in jeder Lebensphase) für alle Lebensbereiche gleich viel machen kannst, kannst du doch für jeden ein bisschen was machen.

Ich habe schon vorhin erwähnt, dass mein aktueller Fokus darauf liegt die KraftFabrik aufzubauen und mit Alex so viel tolle Zeit, wie nur möglich, zu verbringen. Und auch wenn der perfektionistische Teil von mir sich ein Super-Fitness-Model Körper wünschen würde — mache ich momentan 3–5 x die Woche ein 15–30 Minuten langes Training in der Früh (mal Krafttraining, mal Yoga — was mich gerade freut). Und auch wenn ich hin und wieder den gesunden Ernährungsplan breche, weil ich einfach überhaupt keine Lust aufs Kochen habe — ernähre ich mich bei weitem besser, als es früher der Fall war. Und auch wenn ich in meinem perfekten Leben jeden Tag tauchen gehen würde (mein absolutes Lieblingshobby), genieße ich trotzdem „nur“ die paar Wochen im Jahr, in denen ich mir das momentan gönnen kann.

Diese Balance musst du natürlich für dich selbst erschaffen. Das kann dir leider niemand abnehmen. Du wirst wahrscheinlich auch damit leben müssen, dass du dir immer wieder denkst, dass du noch so viel anderes machen könntest und solltest…

Schreibe aber erstmal alle deine Wünsche und Gedanken auf deine „Ich will Liste“ auf. Und mache einfach jeden Tag das, was im Rahmen deiner Möglichkeiten liegt. 😊

Und damit du dir auch mehr Klarheit darüber erschaffen kannst, was gerade in deinem Leben so abgeht, mache folgende Übung:

Wie schaut es gerade bei dir aus?

Gehe jetzt alle 6 Lebensbereiche durch:

  • Familie/Partnerschaft
  • Beruf
  • Körper/Gesundheit
  • Freunde/Soziales Leben
  • Eigene Entwicklung/Hobbys
  • Glaube/Spiritualität/Sinn
  1. Schreibe dir auf — wie erfüllt fühlst du dich in dem jeweiligen Lebensbereich momentan? (Auf einer Skala von 1–10)
  2. Was machst du für die jeweiligen Lebensbereiche?
  3. Für welchen Lebensbereich möchtest du eigentlich mehr tun? Was fehlt dir gerade am meisten? Fühlst du dich einsam? Hast du das Gefühl, nichts mehr für dich selbst zu machen? Langweilt dich deine Arbeit gerade zu Tode? Oder fühlt sich dein Körper mittlerweile mehr wie ein Gummibärchen an?
  4. Mache so einen Lebensbereich-Check immer wieder (vl. 1 x Monat). Wenn du über eine längere Zeit feststellst, dass ein Lebensbereich konstant im Bereich von 0 -3 ist — dann wäre es wahrscheinlich höchste Zeit etwas zu verändern…

Schon alleine, wenn du diese Übung immer wieder machst, wirst du deinen Fokus auf das für dich im Moment Wichtige lenken können. Und du wirst merken, wie deine Tage vielfältiger werden und dein Leben erfüllter 😊

Alles Liebe,

Deine Natalia

P.S. Und wenn du Lust auf mehr aufbauende Übungen für dich hast — schaue in das KraftFabrik Modul — „Du bist es wert“ — hinein 😊.

Originally published at kraftfabrik.com on April 20, 2018.

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