Es kommt halt doch auf die Größe an

Heimkino statt Kino

adconcept werbeagentur gmbh
Kreative Sammlung
3 min readApr 17, 2015

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Vielleicht habt ihr noch die Zeit miterleben dürfen, in der private Kinos ihren individuellen Charme versprühten und allein das Ambiente, à la Schwarzeneggers „Last Action Hero“, ein Erlebnis für sich war. Im Film wird ein altes, klassisches Kino dargestellt, mit roten Sesseln, Wandverzierungen und einer goldenen Eintrittskarte. Der Kinobesuch war für den kleinen Jungen im Film ebenfalls „magisch“, nur dass die Magie Film seinen Lieblingshelden von der Leinwand in die reale Welt beförderte. Das Lichtspielhaus war immer eine willkommene Abwechslung zum Röhrenformat daheim und ein Event für die ganze Familie. Und weil es ein halbes Jahr dauerte, bis die Filme auf Videokassette in den Handel kamen, hatte man einen Grund mehr für einen Kinobesuch um „up to date“ zu sein.

Im Zuge des Fortschritts haben Multiplex-Kino-Ketten mit moderner Ausrüstung, größeren Leinwänden und breitgefächertem Programm die privaten Betreiber vom Markt bzw. in die Ecke gedrängt. Denn die, die noch übrig sind, halten sich mit Filmen außerhalb des Mainstreams (internationale Filme, fremdsprachige Filme, Kinderfilmtage oder Schulvorstellungen) über Wasser.

Und der Fortschritt macht keinen Halt. Aktuelle Zahlen belegen, dass die Kinobesuche in Europa rückläufig sind. Statt einem Kinobesuch werden jetzt die heimischen vier Wände aufgerüstet. Kino war gestern — Heimkino ist heute, das Angebot ist ja da! Nach dem Filmdebüt landen die Filme innerhalb kürzester Zeit im Regal der Märkte und wer nicht will, dass die DVD/Blue-Ray Datenträger im Regal verstauben, kann sich die Filme via Stream digital ausleihen. Eine neue Soundanlage, ein riesiger Bildschirm und das digitale Kunstwerk kann sich „gestochen scharf“, in voller Pracht entfalten. Die heimische Investition in die Technik macht sich bezahlt und die Kino-Ketten reagieren. Konnten die Kinos anfangs noch mit 3D-Technik begeistern, war diese auch gleich wieder überholt und für jeden bei einem neuen TV-Gerät inbegriffen. 3D ist auch nicht wirklich beliebt, wie aktuelle Umfragen zeigen. Erstens schrecken die 3D-Brillen ab (gerade Brillenträger, die dann zwei Brillen tragen müssen), zweitens wird der Film durch den Preisaufschlag nicht attraktiver und drittens kann man sich den Film auch in 2D anschauen.

Trotz früher Filmangebote im Handel, Streaming-Diensten und heimischer, gepimpter Geräuschkulisse liegt der Hauptgrund für die rückläufigen Zahlen vermutlich an der Größe der TV-Geräte. Der „Wow-Effekt“ ist der, der uns in die Kinos zog, aber uns jetzt auf unsere Sofas fesselt. Oder würdet ihr trotz Qualität und Sound einen Film lieber auf einem kleinen Bildschirm schauen?! Klar, mobile Endgeräte werden ebenfalls genutzt und die sind im Vergleich zum Flachbildfernseher viel kleiner, sie müssen ja auch mobil/handlich sein. Aber auch da ist der Trend: „groß, größer am größten“. Selbst Apple ist mit dem neuesten iPhone nachgezogen. Laut einer Analyse von „Canalys” sind ein Drittel der bereitgestellten und verwendeten Smartphones größer als 5 Zoll, Tendez steigend. Dennoch würde keiner seine Filme ausschließlich auf Smartphones schauen.

Der stetige Breitbandausbau und neue Techniken werden es den Kinobetreibern auch in Zukunft nicht leicht machen. Es gibt bereits hologrammähnliche Prototypen, die den Bildschirm im Wohnzimmer erweitern und eine Umgebung projizieren, die das Eintauchen in die Filmwelt magischer denn je macht. Gerade die Videospielindustrie profitiert von dieser Entwicklung und bietet den Konsumenten mit ihren Konsolen Multitalente an, in deren „Welten“ man sogar interaktiv agieren kann. Damit Kinos weiterhin bestehen bleiben, müssen die Betreiber immer einen Schritt voraus sein, gerade mit der neuen Technologie. Stellt euch mal vor, ihr schaut nicht nur nach vorn und nehmt den Film passiv wahr, sondern um euch herum bildet sich eine völlig neue Umgebung, in der ihr auch noch interaktiv mitwirken könnt. Zukunftsmusik oder doch etwas, womit wir in den nächsten zehn Jahren im kulturellen Bereich rechnen können?! Dieses wäre auf jeden Fall die angenehmere Alternative zu dem, was in dem Bruce-Willis-Film „Surrogates — Mein zweites Ich“ dargestellt wird. Nämlich, dass die Menschen nur noch an Stühle „gefesselt“ sind und via Roboterabbild durch die Welt laufen. Eins ist klar, die Größe, auf die es momentan ankommt, wird bald an ihre Grenzen stoßen. Dann kommt es vermehrt auf visuelle Effekte und Interaktivität an, die zusätzlich noch Menschen zusammenführt.

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