Neidkultur und Gratismut
Warum Sie Ihre Organisationkultur aktiver gestalten müssen
Die Anzahl der Diskussionen, an welchen sich Organisationen derzeit beteiligen müssen, ist auf einer Höchstzahl angelangt.
War es früher üblich sich in geringer Frequenz an öffentlichen Debatten zu beteiligen, so ist heute mehr aktives Engagement bei Fragen gesellschaftlicher Relevanz gefragt. Zahlreiche Vorkommnisse auf nationaler und internationaler Ebene stellen die Frage an Organisationen, wie es denn im Moment der Wahrheit mit dem eigenen Wertegerüst aussieht. In den meisten Fällen sind die Ergebnisse der kommunikativen Einlassungen wenig erfreulich.
Der Fehler liegt hier nahezu ausnahmslos im Management.
Vorkommnisse
Die Vorkommnisse derzeit sind zahlreich, sodass zwei Faktoren hier als repräsentatives Beispiel im Diskurs stehen. Zum einen sucht der deutsche Wirtschaftsminister, Robert Habeck (Grüne), einen Fotografen, welcher ihn auf internationalen Reisen begleiten soll. Hierfür wurde auf zwei Jahre Planung hin ein Budget von 350.000 Euro ausgelobt. Die Öffentlichkeit tobt und erklärt es nahezu zur nationalen Katastrophe.
Zum anderen steht die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar im Zentrum der Kritik. Nachdem es nicht einmal möglich war eine Armbinde mit dem Auftrag „One Love“ zu tragen, die FIFA drohte hier mit einer gelben Karte, entschied man hier klar: Menschenrechte sind weniger wert als eine Verwarnung in einem Fußballspiel. Die anschließende Diskussion verlief entsprechend. So entschied sich die deutsche Nationalmannschaft beim nächsten Spiel mit einer vor den Mund gehaltenen Hand zu einem Pseudo-Protest. In der geschlossenen Filterblasen gewisser Medien wurde dies sogar noch gefeiert. Die öffentliche Meinung stand dem diametral gegenüber.
Diskussionen, welche sinnbildlich jene stehen, welche Sie in jeder Organisation finden.
Ablenkung
Es ist klar festzuhalten, dass die vom Bundeswirtschaftsminister kalkulierten Tagessätze für einen Fotografen sich eher am unteren Rand der üblichen Honorare für gute selbständige Fotografen befinden. Sachlich ist nichts einzuwenden. Die Neidkultur jedoch stellt eine Aussage stets in den Fokus: ich habe es nicht, somit kann es auch niemand anderes haben. Eine Ablenkung vom Kernthema. Die richtige Kernfrage lautet: braucht ein deutscher Wirtschaftsminister einen Fotografen über Jahre hinweg auf seinen Reisen? Ein klares Nein ist hier die zweifelsohne Korrekte Antwort. In seiner Position erhält Habeck ausreichend Fotomaterial, sodass eine steuerfinanzierte und eher narzisstisch wirkende Fotografenbegleitung keine sinnvolle Investition ist — schon gar nicht, wenn jene durch Steuern der arbeitenden Bevölkerung finanziert ist. Die Neidkultur jedoch lässt die Kernfrage außen vor und beschäftigt sich mit rein selbstreferentiellen Befindlichkeiten.
Die Geste der Hand vor dem Mund, welche die deutsche Nationalmannschaft praktizierte, ist ein klassischer Fall von Gratismut. Ein Zeichen setzen, wenn keine Konsequenzen zu erwarten sind. Anders hingegen nahmen die iranischen Spieler es vor und sangen die eigene Nationalhymne nicht bei Spiel Ihrer Mannschaft. Ein klares Zeichen der Unterstützung der aktuellen revolutionsnahen Kräfte im Iran. Die Konsequenzen für die Spieler und deren Umfelder können lebensbedrohend sein. Der Pseudoprotest der deutschen Nationalmannschaft erinnert an jene Organisationen, welche sich schlagartig Modethemen anschließen, wenn es nicht mehr anders möglich ist. Plötzlich sind alle agil, zuvor waren alle lean, nun sind alle nachhaltig, obgleich jene Themen zuvor sträflich vernachlässigt wurden. Gratismut ohne Wert mit Verlust der sozialen Legitimation als Konsequenz für beteiligte Führungskräfte. Niemand folgt einer Führungskraft bei offensichtlichem Opportunismus.
Konsequenzen
Es ist Aufgabe des Managements in beiden Fällen proaktiv gestaltend einzugreifen. Eine Selbstreflexion der Lage jedoch ist ebenso notwendig. Neidkultur kann auch dadurch entstehen, dass Sie als Organisation prekäre Beschäftigung praktizieren oder fördern. Ist dies nicht der Fall, so steuern Sie jede Diskussion auf die korrekte Sachfrage hin. Eine Toleranz gegenüber Neidkultur ist nicht angemessen und eine Nulltoleranz die richtige Vorgehensweise. Neidkultur jedoch endet nicht bei rein finanziellen Aspekten. Wenn Führungskräfte eine Arbeit von zu Hause oder von anderen Orten aus willkürlich nicht akzeptieren, so basiert dies oft auf Neid. Früher war diese Option für jene Führungskräfte nicht möglich, so bietet man es auch keiner Folgegeneration an. Selbstreflexion des Managements ist hier extrem wichtig.
Wenn es um Gratismut geht, so ist wichtig zu reflektieren, welche Themen Sie erst (zu) spät aufgenommen haben und wie Sie dies zukünftig besser gestalten können. Ebenso tragen Sie als Organisation heute eine tragende Rolle in Hinblick auf klare Kommunikation von Werten. Eine Aussage, dass man unpolitisch sei, dies ist bereits eine politische Aussage und sehr klar keine vorbildliche Kommunikation. Es bedarf mehr als dem Folgen von Trends, dem Aufspringen auf Opportunismus, dem Folgen von Massenkommunikation, um heute positiv als Organisation hervorzutreten. Führungskräfte sind die entscheidenden Personen, welche eine Organisation hier positiv oder negativ aufstellen.
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