Neue Anforderungen an den Remote Leader und das Team

Katja Bieber
Leadership und Organisation
3 min readMar 24, 2021

Die Arbeitswelt verändert sich rasant — und mit ihr die Anforderungen an Führungskräfte.

’Wo bist du?’ war Ende der 90-er die Frage, mit der die meisten Gespräche am Handy eingeleitet wurden. ’Kannst du mich sehen?’ dürfte — seit Durchbruch der Videokonferenz — das adäquate Pendant der Gegenwart sein. Nicht immer notwendig, dafür auffallend populär, und durch die Corona-Pandemie exponentiell weiter nach oben katapultiert in unserem privaten und beruflichen Nutzungsranking, können wir uns zuhause und im Job, zu zweit oder zu hunderten, nicht nur verbal austauschen, sondern auch sehen — unabhängig vom Standort, vorausgesetzt die Leitung steht.

Die aus Mimik und Gestik visuell ablesbare Resonanz ist eine wichtige Orientierungshilfe im analogen Raum, die Sprache allein nur bedingt liefern kann. Wir erhalten subjektive Informationen, die unseren Entscheidungen mehr Sicherheit geben und sie damit erleichtern — zum Beispiel bei der Einschätzung einer Situation — ist die Stimmung im Team gut, also produktiv? Bekomme ich den Auftrag des Neukunden? Passt der/die Bewerber:in ins Unternehmen?

Immerhin, wenn auch auf zwei von fünf bis dreizehn menschlichen Sinnen limitiert.

Zwar hat Corona den schon länger bekannten, stark wachsenden Bedarf an digitaler Transformation deutlich sichtbar und dadurch für Unternehmen nachvollziehbarer gemacht. Will man einen möglichst gültigen Blick in die Zukunft werfen, würde man aber von „normalen” Gegebenheiten ausgehen, und weniger von einem Ausnahmezustand.

Unternehmen müssen ihre Leistung gewährleisten. In Bezug auf Beschäftigte ist, bzw. war Kontrolle der übliche Weg. Dem entgegen steht die junge Belegschaft der vergleichsweise geburtenschwachen Generation Z, mit ihren anspruchsvollen, teils freiheitlichen Bedürfnissen. Es geht mit darum, Arbeitsplätze anzubieten, die auch diesen Bedürfnissen gerecht werden.

Das ideale Team besteht u.a. aus 5 bis 9 Personen, die Mitglieder vertreten unterschiedliche Meinungen und sind bereit dafür zu streiten. „Kreative Reibung“ und sachliche Konfliktlösung sind notwendig. Sie haben keine/n Anführer:in, sondern eine/n Kommunikationsmanager:in und eine gemischte Altersstruktur — das erhöht die Effizienz. Bei der Effizienz gehen dann auch die Meinungen auseinander, ob analog oder digital die Nase vorne hat.

Virtuelle Teams arbeiten zudem räumlich voneinander getrennt und kommunizieren maßgeblich über digitale Medien. Die Steigerung der Produktivität, die Erhöhung von Transparenz, das Mehr an Flexibilität und die Kostenersparnis werden hier als Vorteile genannt.

Remote Leadership ist nicht nur der notwendigen Flexibilität eines Unternehmens, sondern auch dem Wandel der Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen geschuldet.

Um dies zu ermöglichen, müssen New Leader drei Beziehungsebenen verinnerlichen:

  1. Reflektion mit und zu sich selbst (Selbstführung)
  2. Eine Beziehung auf Augenhöhe zum Gegenüber (Kommunikation & Befähigung)
  3. Eine resonante Beziehung zur Sinndimension ihres Tuns (Purpose)

Deshalb bedeutet Führung heute vor allem psychologisch geschult zu sein, um sich selbst führen und andere inspirieren und bestärken zu können.

Der reine Arbeitsprozess lässt sich isoliert gut abbilden — ein leistungsstarkes Team von selbstständigen Mitarbeitern, strategisch geführt, erarbeitet erfolgreiche Lösungen. Komplex betrachtet, mit dem Ziel Angestellte langfristig zu binden, wird es ohne Motivation und Gruppengefühl schwierig. Digital kommt hier an seine Grenzen, bzw. muss man diesen clever entgegensteuern.

Jede Teamkonstellation ist einmalig und will von ihrem Leader individuell kultiviert , um langfristig gleichsam effizient und motivierend zu sein. Unternehmen, die sich gekonnt an die sehr beweglichen Bedürfnisse der Märkte und der Mitarbeiter:innen anzuschmiegen wissen, dürften anspruchsvolle, aber auch erfolgreiche Zeiten vor sich haben. Tschüß
Schema F!

Quellen:

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/kommunikation/koerpersprache/index.html

https://bit.ly/3cfvZbP (Handelsblatt: Schneller schlau: Wie viele Sinne hat der Mensch?)

https://hbr.org/2016/06/the-secrets-of-great-teamwork

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